Hannover 96

Saison 1999/2000, 1. Spieltag

 

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Hannover 96 - Tennis Borussia Berlin 2:3 (2:2)

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96: Sievers - Linke - Blank, Reinhardt - Baschetti, Sainoski (57. Tumani), Kreuz, Cherundolo, Kehl (75. N'Diaye) - Morinas, Milovanovic / Trainer: Ivankovic

Tore: 0:1 Copado (14.), 1:1 Kreuz (18., Foulelfmeter, Walker an Milovanovic), 2:1 Linke (25.), 2:2 Ciric (33.), 2:3 Ouakili (68.) - Schiedsrichter: Jansen (Essen) - Zuschauer: 16 278 - Gelbe Karten: Cherundolo, Tumani


Nur 16 278 auf der Baustelle Niedersachsen-Stadion sehen den Fehlstart in die neue Zweitliga-Saison
96 von Berlinern vernascht
Das schmeckt Fans gar nicht

2:1 geführt und verloren - Abschied vom "großen Offensivfußball"?

Nach dem Fehlstart wollten sie dem verlorenen Sohn ganz nah sein. Gerald Asamoah, nach Schalke gewechselte 96-Sturmhoffnung, war fast eingekesselt von den Fans. "Mit dir wäre das nicht passiert", sagte ein kleiner Steppke mit Tränen in den Augen. 2:3 verlor Hannover 96 gegen Tennis Borussia Berlin. Die Heimpleite zum Zweitligaauftakt vermieste 16.278 Zuschauern auf der Baustelle Niedersachsen-Stadion (dort wird kräftig umgebaut) einen schönen Sonntagnachmittag.

Vorm Anpfiff dröhnte Rockmusik durchs Rund. "Jump" von Van Halen hatte sich Jonas zu seinem 13. Geburtstag gewünscht, sein Lieblingsverein aber machte nur einen Sprung in den Tabellenkeller. Schon nach der ersten Chance konnten die Kicker des Millionenklubs von der Spree (TB sicherte sich für 11,5 Millionen Mark die Fußballkünste von sieben Erstligakickern) ausgelassen jubeln. Berlins Spielmacher Francisco Copado hatte mit einem Aufsetzer 96-Dauerbrenner Jörg Sievers im Tor keine Chance gelassen und hüpfte danach fröhlich übers Spielfeld. Was auch an den neuen Wasser abweisenden Schuhen aus Känguruleder gelegen haben mag, die TB zum Sprung nach oben helfen sollen.

Wenn 96 gefährlich wurde, war meistens Goran Milovanovic daran schuld. Der Neue aus Belgrad rackerte und schuftete, in der 18. Minute fiel er. Umgestoßen von Walker, wie Bundesligaschiedsrichter Jürgen Jansen bemerkt hatte. Auf der Tribüne hatte das keiner so richtig gesehen, aber über die erste Möglichkeit zum Tor waren alle froh. Markus Kreuz verwandelte den Elfmeter traumhaft sicher, fünf Minuten später lag Hannover sogar vorn. Dzevdet Sainoski zirkelte eine Ecke meisterhaft auf Carsten Linke. Der Kapitän nutzte die Konfusion in Berlins Abwehr und seine völlige Freiheit zu einem wuchtigen Kopfball, der die Fans von den Sitzen riss.

Statt Aufwind setzte bei 96 jetzt ein laues Lüftchen ein. Hinten liefs nicht rund, und nach vorne immer weniger - "Angsthasenfußball!" brüllte ein Fußballfreund von der Haupttribüne in Richtung Rasenfläche. Die Favoriten aus der Hauptstadt machten aus Hannovers Passivität das Beste - Siegtore. Sasa Ciric, mit 3,995 Millionen Mark Ablösesumme teuerster Zweitligaspieler aller Zeiten, zielte von der Strafraumgrenze genau - in der 68. Minute biss ein Ex-Löwe zu. Abderrahim Ouakili, Verstärkung von 1860 München, vernaschte Linke und Steven Cherundolo und traf aus spitzem Winkel.

Vor Wut riss sich Asamoah die Kappe vom Kopf. Aber der Mann aus Ghana kann 96 nicht mehr helfen.

Die Reaktionen:

96-Klubchef Martin Kind: Natürlich bin ich mit der Niederlage nicht glücklich, aber es ist Entwicklungspotential in der Mannschaft. Das wird schon noch besser.

96-Vorstandsvize Karl-Heinz Voß: Wir haben noch viel Arbeit vor uns.

96-Sportdirektor Franz Gerber: Am besten, ich sage dazu gar nichts.

96-Aufsichtsrat Dr. Martin Biskowitz: Ein enttäuschendes Ergebnis, aber wir dürfen jetzt den Kopf nicht hängen lassen. Sorgen macht mir allerdings das Spiel in Gladbach. Gegen diesen Gegner wirds nicht einfacher als gegen die starken Berliner.

Gerald Asamoah, jetzt Stürmer bei Schalke 04: TB hat das Spiel gemacht und 96 schlecht aussehen lassen. Erst mit Babacar N'Diaye kam mehr Schwung. Hannover muss Punkte gegen den Abstieg sammeln.

TB-Trainer Winfried Schäfer: Wir sind froh über den Sieg, weil es in Hannover schwer ist, die Punkte mitzunehmen. Aber wir haben das Spiel kontrolliert.

96-Trainer Branko Ivankovic: Es tut mir leid für die Fans. Gerade unsere jungen Spieler hatten zu viel Respekt. Wir können viel mehr.

96-Torwart Jörg Sievers: Wir müssen in der Defensive viel mehr arbeiten und haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben.

96-Profi Bastian Reinhardt: Allen drei Toren sind böse Patzer vorangegangen, wir haben unsere Gegenspieler aus den Augen verloren. TB hat uns klar die Grenzen aufgezeigt.

96-Profi Stefan Blank: Wenn wir zu viel Angst haben, nach vorne zu spielen, müssen wir es eben ganz sein lassen.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Kein schöner Tag für ihn. Dreimal musste er hinter sich greifen, haltbar war allenfalls der letzte Gegentreffer. Hoffentlich verraucht der Ärger bei "Colt" bald.

Carsten Linke: Durchwachsen. Köpfte das 2:1 und war oft zur Stelle, wenns brenzlig wurde. Recht so, Herr Linke. Der Abwehrchef leistete sich aber auch zwei kleine und einen großen Patzer. Grätschte beim 3:2 durch Ouakili ins Leere.

Bastian Reinhardt: Top-Stürmer Uwe Rösler ging leer gegen ihn aus - eine anständige Partie vom Manndecker.

Stefan Blank: Keine erlesene Leistung des U-21-Auswahlspielers. Ciric, auf den der Trainer Blank angesetzt hatte, schoss das 2:2. Der Mittelfeldspieler wirkte ein wenig deplatziert in der Abwehr.

Steven Cherundolo: Einer der Trainingsweltmeister bei 96. Mit seiner Leistung von gestern reichts aber höchstens für eine Meisterschaft bei den Junioren. Zu nervös und zu zaghaft.

Mirko Baschetti: Saugte lange Zeit akkurat Staub vor der Abwehr - eine saubere Leistung in der Defensive. Wenns nach vorne ging, brachte er aber auch keine Ordnung ins Mittelfeld.

Sebastian Kehl: Das "Riesentalent" (Manager von Heesen) machte auf der linken Seite noch zu wenig aus seiner Begabung. Er kanns viel besser.

Dzevdet Sainoski: Seine Fähigkeiten erschließen sich dem Zuschauer nur bei Standardsituationen: schoss den Eckstoß vorm 2:1 und einige feine Flanken. Ist seinen Mitspielern nach hinten hin aber selten eine Hilfe.

Markus Kreuz: Sein Elfer saß, das Trikot des Spielmachers ist aber noch eine Nummer zu groß für ihn. Ebenfalls mit Schwächen in der Defensive.

Igoris Morinas: Gewann kaum einen Zweikampf, spielte viele Fehlpässe. Morinas ist außer Form.

Goran Milovanovic: Gibt keinen Ball verloren - ein Fußballer mit Herz, aber diesmal ohne Torerfolg.

Ayhan Tumani: Kam für Sainoski und empfahl sich für weitere Einsätze.

Babacar N'Diaye: Gab sich 15 Minuten lang viel Mühe.

Hier das Tore online: http://www.stud.uni-hannover.de/~willy/tor96.htm

(Quelle: Neue Presse, 16.08.99)


Der nächste Gegner: Am 22. August bei Borussia Mönchengladbach. Vorschau


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