Regionalliga, 28. Spieltag


Hannover 96 - Concordia Hamburg 9:1 (6:0)




96: Sievers - Rasiejewski - Dworschak, Stumpf (65. Germann) - Hecking, Milovanovic, Dermech, Gärtner (70. Ernst), Addo - Asamoah (57. Manzi), Kovacec

Tore: 1:0 Kovacec (5.), 2:0 Asamoah (8.), 3:0 Hecking (15.), 4:0 Milovanovic (17.), 5:0 Dermech (20.), 6:0 Milovanovic (30.), 6:1 Reincke (56., Foulelfmeter), 7:1 Addo (75.), 8:1 Manzi (76.), 9:1 Kovacec (86.) - Zuschauer: 6.817


96 kegelte Concordia weg - Alle neune bei Rekordshow

Bestes Spiel des Spitzenreiters in diesem Jahr, zweistelliger Sieg war drin

Nachspielzeit, die Flanke fliegt herein. Dieter Hecking liegt fünf Meter vorm Tor quer in der Luft, sein Kopfball landet neben dem Tor. Vertan die Chance. Ein Fan-Aufschrei der Enttäuschung. "Er wollte es zu schön machen", kritisierte Trainer Reinhold Fanz nachher. Was war passiert? Hatte 96 den Sieg verspielt?

Nein, an diesem unterhaltsamen Fußballnachmittag hatte Hecking nur seinen finalen Beitrag zur großartigen 96-Show verpatzt. Er hätte das zehnte Tor "machen müssen", wie Franz Gerber fand. Aber das war keine ernsthafte Kritik des 96-Managers. Weil Concordia beim 9:1-Erfolg im Niedersachsen-Stadion kein richtiger Gegner war, suchte das 96-Team eine neue Herausforderung: den zweistelligen Sieg.

Angesichts der 96-Überlegenheit war Concordias vor drei Tagen gewählter Klubchef sogar froh über alle neuen. "Ich wäre der erste Präsident zwischen Rejkjavik und Nizza gewesen, der zum Amtsantritt eine zweistellige Niederlage kassiert hätte", schmunzelte Michael Schickel.

Trotzdem brach der 96-Triumpf alle Rekorde. Das 9:1 war der höchste Punktspielsieg für 96 seit Einführung der
Bundesliga; es war der höchste Erfolg in der Regionalliga. Und sechs Tore in einer halben Stunde gab's auch noch nicht.

Nachdem Vladan Milovanovic das 6:0 (30.) erzielt hatte, war's höchste Zeit für Concordias Coach zu überlegen, "was ich tun kann, um die Niederlage erträglich zu halten".

Thomas Bornhöft fiel nicht viel ein, aber 96 auch 45 Minuten nicht. Ansonsten agierte 96 stark wie noch nie in diesem Jahr. "Wir haben wieder von hinten heraus kombiniert", freut sich Jens Rasiejewski.

"Jeder hat den einen Schritt gemacht und ist mehr Risiko gegangen" erklärt Harald Gärtner. Der Elfmeter, der zum 6:1 führte, war ein "Geschenk" des Schiedsrichters, glaubt Rasiejewski, der gefoult haben soll. Die 96-Fans ignorierten den Gegentreffer hartnäckig. "96 sieben", hob Stadionsprecher Christian Brunz nach dem 7:1 an - Concordia "null" antworteten die Fans. Brunz konterte: "Mensch, ihr müßt eins rufen".

Hamburgs Trainer konnte das nicht erheitern, er hat "schon angenehmere Nachmittage erlebt". Nicht so schön war's auch für Frank Germann. Der zuverlässige Manndecker mußte anfangs zusehen - weil er Fanz nicht ins taktische Konzept paßte. Reinhard Stumpf und Matthias Dworschak agierten als Manndecker. Germann konnte es "nicht verstehen". Stumpf aber war froh, "mal wieder spielen zu können", obwohl der "Nacken noch schmerzt".

Der 35jährige hatte Mitleid mit Concordia: "Ist nicht schön, mit einer zweistelligen Schlappe nach Hause zu fahren." Womit wir wieder bei Dieter Hecking sind, der "noch nie zwei Tore in einem Spiel" erzielt hat. Der zweifache Torschütze Kreso Kovacec hofft nun, "daß wir unser Pulver nicht verschossen haben".

Denn Donnerstag kommt Herzlake. Schafft 96 acht Tore, wird die 100-Tore-Grenze erreicht - das wäre ein nettes Ostergeschenk für die Fans.

(Quelle: Neue Presse, 24.03.97)


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