Ein "Roter" in Olivgrün
"Noch 20 Tage - netto versteht sich". - Damit meint
Niclas Weiland nicht etwa die Zeit, der er noch bei den "Roten"
verbringt. 20 Tage netto, das sind die restlichen Tage, die der
offensive Mittelfeldspieler noch bei den Olivgrünen, der
Bundeswehr, ableisten muß.
"Gut, daß die Dienstzeit bald um ist. Auf die Dauer passen Bundeswehr und Profi-Fußball einfach nicht zusammen", erklärt der 24jährige. Ein typischer Tag im Leben von Niclas Weiland beginnt derzeit um 5.30 Uhr. Denn wenig später beginnt sein Dienst in der Freiherr-von-Fritsch-Kaserne in Hannover-Bothfeld. Erst nach Dienstschluß kommt der Fernmelder endlich zum Training.
Noch mal mindestens zwei Stunden lang alles geben. Um 19.00 Uhr dann endlich Feierabend - essen, schlafen - das war's auch schon. Nicht gerade ein Zuckerschlecken für den Obergefreiten.
Trotzdem gehört Weiland zu den beständigsten Spielern bei 96, mit einer Leistungskurve nach oben. Wie paßt das zusammen? "Ich bin zur Zeit in einer sehr guten körperlichen Verfassung. An den Bundeswehrstreß habe ich mich gewöhnt, die Vorbereitung in der Winterpause war optimal. Ich fühle mich topfit", erklärt der Abiturient. Muskelverletzungen bereiten dem sympathischen Spieler Probleme. Doch seit gut einem Jahr ist er beschwerdefrei. Dieser Erfolg sei auf drei Punkte zurückzuführen, sagt Weiland: Umstellung der Ernährung, regelmäßige Krankengymnastik und gezieltes Krafttraining.
Begonnen hat die Karriere des waschechten Hannoveraners in der B-Jugend von Hannover 96. Bereits mit 17 Jahren spielte er für die Herrenmannschaft der "Roten". Gewechselt hat er den Verein bisher nicht. Trotzdem spielte der Offensivmann ein Jahr für den FC St. Pauli - als Leihspieler. "Der Aufstieg mit St. Pauli in die Erste Liga gehört mit zu den größten Erfolgen meiner Fußballerlaufbahn", so Weiland. "Nur der Pokalerfolg mit 96 war noch beeindruckender, vor allem die phantastische Begrüßung in Hannover", erinnert er sich. Zwar kam der dunkelhaarige Angreifer im Endspiel nicht zum Einsatz, aber einen Vorteil hätte das ja auch gehabt, erklärt er mit einem Schmunzeln: " Wer nicht mitgespielt hat, konnte am längsten feiern, weil er nicht so kaputt war".
An diese sportlichen Erfolge möchte der Junggeselle gern anknüpfen. Denn sein Saisonziel heißt Meister werden und Aufsteigen. "Auch unsere Fans wären sicherlich begeistert, wenn wir in der nächsten Saison eine Klasse höher spielen würden", mein Weiland. "Ehrlich gesagt, war ich positiv überrascht, daß die Unterstützung der Fans auch in der Regionalliga so groß ist. Damit hätte ich nicht gerechnet", gesteht er offen ein.
Für sein Privatleben bleibt dem Fußballer und Soldat derzeit nicht viel Raum. "Meine Aktivitäten beschränken sich im Augenblick auf Schlafen und Lesen. Aber im Mai wird das alles anders. Dann gehe ich wieder mit Freunden in Cafés oder Biergärten, schnalle meine Inline-Scater an und drehe eine Runde um den Maschsee oder schaue mal wieder im Kino vorbei", freut sich der streßgeplagte Weiland. Inline Scating betreibt der Mittelfeldspieler übrigens nur auf die gemütlich Art. "Schreib doch bitte zur Beruhigung meines Trainers dazu, daß ich nicht rückwärts die Treppen hinunterfahre." - Kein Problem.
(Quelle: 96-Kurier, Offizielle Stadionzeitung des HSV von 1896 e.V.)
Anmerkung: Sein allererster Verein war Germania Grasdorf.