Hannover 96

Bericht

Asamoah - „Eigengewächs" von Hannover 96 will in die Bundesliga
Schütze des 100. Saisontreffers in Braunschweig als „Held" gefeiert

Er ist ein echtes Eigengewächs. Schon als B-Jugendlicher machte Gerald Asamoah auf sich aufmerksam. Hannovers Sportfotograf Ulrich zur Nieden kehrte vor einigen Jahren von einem Termin eines Nachwuchsspielers in die Redaktion zurück und schwärmte von Asamoah. „Das wir einer. Sonst verstehe ich ja nichts vom Fußball, aber der Junge zeigt Ansätze". Der Bildberichter sollte recht behalten. Das Talent hat sich durchgesetzt. Gerald Asamoah wird von einigen Vereinen aus der Bundesliga beobachtet. Doch der bullige Stürmer hat noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 1999, so daß er nicht ohne Verhandlungen zu haben ist.

Seit Berater hat für die Saison 1999/2000 schon einen Vertrag in Bielefeld besorgt. Doch ganz glücklich ist Gerald inzwischen darüber nicht. Der FC Schalke 04 und der SV Werder Bremen sind hellhörig geworden. Sie wollen sich die Künste des 19 Jahre alten Angriffsspielers sichern, denn der DSC Arminia Bielefeld ist in die 2. Bundesliga abgestiegen. Dahin möchte der 96-Torjäger aber seine derzeitige Mannschaft auch führen. In den Spielen gegen Tennis Borussia Berlin könnte die große Stunde des Gerald Asamoah schlagen. Er ist in der Lage, ein Spiel ganz allein zu entscheiden. Wie er sich vom Gegenspieler löst, auf engstem Raum die Gegner austanzt, den Ball dicht am Fuß führt und meistens auch zu einem erfolgreichen Abschluß kommt, dies macht ihm so schnell keiner nach.

Klar, daß einige Trainer mit der Zunge schnalzen, wenn sie Gerald Asamoah spielen sehen. Trainer Reinhold Fanz hat das Talent, das er von Jugendtrainer Mirko Slomka als „Roh-Diamant" übernahm, im vergangenen Jahr auf Hochglanz geschliffen. Der 96-Coach hat ihn geformt und zum „Spieler der Saison" in der Regionalliga gemacht. „Wir haben aber auch eine ganz hervorragende Kameradschaft in der Mannschaft. Nur so konnte ich auch gute Leistung bringen", lobte Gerald das Team und freut sich riesig auf den heutigen Vergleich mit Tennis Borussia Berlin.

„Wir haben aus der Pleite von Cottbus gelernt. Wir sind viel gefestigter und brauchen uns vor keinem Gegner in der dritten Liga verstecken. Wir suchen unsere Chance", meinte Asamoah. Er hat gelernt sich durchzusetzen. Allerdings haben ihm die Gegner in dieser Saison nichts geschenkt. Er wurde meistens auf Schritt und Tritt bewacht. Sven Boy von Eintracht Braunschweig war in der abgelaufenen Saison sein unangenehmster Gegner. „Gut, daß er im letzten Spiel nicht dabei war", erinnert sich Gerald an das „große Spiel" im Eintracht-Stadion. „Eine unheimlich gute Stimmung. Fast italienisch - lautstark und enthusiastisch", berichtete der Torjäger. Er, der vor einigen Wochen in Nordhorn den 100. Saisontreffer von Hannover 96 erzielte, schoß auch in Braunschweig den wichtigsten Saisonzähler.

Klar, daß bei der mitternächtlichen Feier beim Italiener „L’ACQUARIO" in der hannoverschen Innenstadt das Schulterklopfen bei Gerald angesagt war. Mannschaft und Fans feierten ihren Torschützen überschwenglich. Für den in Ghana geborenen Stürmer war es eine schöne Fete, die aber nach dem Aufstieg noch toller ablaufen soll. Vielleicht ist der Goalgetter ja heute wieder erfolgreich und schießt Hannover 96 in die zweite Liga.

Sein großer Traum konnte in diesem Jahr noch nicht erfüllt werden. Gerald möchte einmal in die Nationalmannschaft seines Heimatlandes berufen werden. Leider hat das Team aus Afrika die Teilnahme an der Weltmeisterschaft nicht geschafft. „Die Konkurrenz war stärker", bemerkt der 96-Stürmer dazu. In Ghana hat es stets eine gute Nachwuchsarbeit gegeben. Vor allem die Juniorenteams sind bei WM-Turnieren sehr erfolgreich. „Da gibt es viele Talente. Allerdings weiß ich auch nicht, warum die Spieler sich dann anschließend in der Männer-Klasse nicht durchsetzen", wundert sich Gerald.

Sein sportliches Vorbild ist Anthony Yeboah, der jetzt beim Hamburger SV spielt. In seiner Freizeit geht er gern spazieren oder spielt zu Hause am Computer. Daß er mal als Profi in der Bundesliga spielen möchte, kann ihm niemand verdenken. Sein Kopfballspiel will er noch verbessern und nach Meinung von Trainer Reinhold Fanz muß sein Linksschuß präziser werden. Diese kleinen Schwächen wird er im Laufe der Zeit ablegen. Davon ist er überzeugt. Im Moment ist er noch ohne feste Freundin, so daß sich Gerald ganz auf den Fußball konzentrieren kann. Das er inzwischen oft im Mittelpunkt steht, stört in wenig. „Es macht doch auch Spaß, wenn ich auf der Straße erkannt werde. Nur das Autogramme schreiben kann manchmal auch nervig werden", erzählte Gerald, der aber sonst wie eine „rheinische Frohnatur" durch die Welt zieht.

Die Weltmeisterschaft in Frankreich wird er am Bildschirm verfolgen. „Für mich ist Brasilien wieder Favorit. Die können zaubern und sind dabei erfolgreich", meinte der Stürmer. Er traut aber der Deutschen Mannschaft etwas zu: „Das Team von Berti Vogts ist immer für eine Überraschung gut". Zunächst aber hat Gerald Asamoah das Team von Hannover 96 im Auge. Mit der Mannschaft will er unbedingt heute den Aufstieg schaffen. „Wir tun alles dafür", versprach Gerald und war sich dabei seiner Sache eigentlich ganz sicher.

(Quelle: Regionalligakurier Heft 18/1998)


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