Hannover 96

Neue Presse, 17.11.99

Trennung von 96-Manager Franz Gerber

Ein knappes Fax erklärte das Ende einer Ära: "Hannover 96 und Franz Gerber haben in gegenseitigem Einvernehmen das bestehende Arbeitsverhältnis aufgelöst. Hannover 96 dankt Franz Gerber für die geleistete erfolgreiche Arbeit." Um 18.30 Uhr landete diese Nachricht in der NP-Sportredaktion, abgeschickt aus Großburgwedel.

Im Büro von Martin Kind hatte Gerber am Dienstag mehrmals über die Trennung verhandelt. Der Klubchef wollte wieder Frieden schaffen bei 96: "Eine schnelle Lösung musste her."
Ohnehin war der Hörgeräte-Unternehmer mit dem Ex-Trainer schon länger im Gespräch. "Wir waren bereits auf dem Tripp", sagt Kind, "es hätte auch ansonsten nicht länger als eine Woche gedauert, bis wir uns geeinigt hätten."

Manager Thomas von Heesen hatte jedoch mit seinen Vorwürfen gegen Gerber die Trennung beschleunigt - auch wenn Kind sagt, "das hat nichts mit von Heesen zu tun". Aber mit der "unbefriedigenden Situation" um Gerber, der kein Trainer mehr sein wollte und kein Manager mehr sein durfte. "Er hat sich ins Abseits gestellt", meint Kind. Doch Gerber besaß einen Vertrag bis Juli 2001, den er auch hätte aussitzen können. Pro Monat soll er knapp 20.000 Mark verdient haben. Bei noch 19 Monaten Vertragslaufzeit hätte Gerber ein Batzen Geld zugestanden. Er handelte nun eine Abfindung von etwa 200.000 Mark heraus. Kind freut sich über ein "faires Ende" der Ära Gerber: "Wir können uns weiter in die Augen schauen und zusammen ein Bier trinken." Gerber hatte bereits vor kurzem sein defizitäres Reha-Zentrum an der Hamburger Allee verkauft.

Jetzt das Aus bei 96 - er ist frei für einen neuen Klub. "Ich werde wieder als Trainer arbeiten", kündigte er an. Angebote liegen offenbar vor: St. Pauli, Oberhausen oder Manager in Braunschweig - Gerber wird bald zurück sein im Fußballgeschäft.

Reaktionen:

Trainer Branko Ivankovic: Ich kenne die Hintergründe nicht. Gerber hat einen großen Namen hier, ich hatte aber nicht sehr viel mit ihm zu tun.

Jörg Sievers: Das war ja abzusehen. Franz Gerber hat in den letzten drei Jahren sehr erfolgreich für Hannover 96 gearbeitet. Schade, daß er das demnächst für einen anderen Klub tun wird.

Markus Kreuz: Wir Spieler haben von Gerber in letzter Zeit sowieso nicht mehr viel gesehen. Ich habe ihm aber viel zu verdanken.

Stefan Blank: So konnte es nicht mehr weitergehen, es ging nur noch um diesen Manager-Krach.

Fabian Gerber: Ich finde es traurig, daß es so gekommen ist. Es war nicht in Ordnung, wie mit meinem Vater umgegangen worden ist. Ich hoffe, daß das für mich keine Konsequenzen hat.

Aufsichtsrat Martin Biskowitz: Die Trennung ist das Vernünftigste für 96. Wir sind Herrn Gerber für seine Arbeit sehr dankbar.


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