Hannover 96

Saison 1999/2000, 33.Spieltag


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Stuttgarter Kickers - Hannover 96 2:1 (1:0)

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96: Sievers - Baschetti - Reinhardt, Stefulj - Lala (82. Sainoski), Linke, Bounoua, Kreuz - Morinas (60. Omodiagbe), Stendel, Keita / Trainer: Ehrmantraut

Tore: 1:0 Keuler (18.), 1:1 Stendel (53.), 2:1 Maric (75., Handelfmeter) - Schiedsrichter: Margenberg (Wermelskirchen) - Zuschauer: 4 980 - Gelbe Karten: Linke, Reinhardt, Stefulj


Nichts als Ärger für Hannovers Trainer Horst Ehrmantraut. Seine Mannschaft kassiert die vierte Niederlage in Folge.
96 verliert, weil Linke Handball spielt

Dumm gelaufen für 96. Nach dem blamablen 1:2 gegen Fürth spielte Hannover gestern in Stuttgart ordentlich - und verlor dennoch wieder mit 1:2. Die vierte Pleite in Folge, weil Carsten Linke patzte.

"Es gibt Dinge, die gibt es eigentlich gar nicht, und es gibt sie doch", stellte Horst Ehrmantraut nach der Partie ernüchtert fest. Das dicke Ding von Carsten Linke hätte sich der 96-Coach lieber erspart. Es war in der 75. Minute, als Kickers-Joker Giuseppe Carnevale auf den 96-Strafraum zustürmte. Was dann geschah, schilderte Linke später so: "Der will zwischen mir und Baschetti hindurch. Ich merke, dass er fällt, höre einen Pfiff und nehme den Ball in die Hand." Was er lieber nicht hätte tun sollen, die Pfeife von Schiedsrichter Dirk Margenberg war nämlich stumm geblieben. Dann aber ertönte sie, und Margenberg zeigte zum Entsetzen Linkes auf den Elfmeterpunkt. Tomislav Maric schnappte sich den Ball, traf zum 2:1 für Stuttgart, und die Partie war gelaufen.

Bis dahin war 96 die bessere Mannschaft gewesen. Und zwar mit einer überraschenden Taktik: Ehrmantraut hatte auf einen Libero verzichtet, aber auf drei Stürmer (Stendel, Morinas und Keita) gesetzt. Das sorgte erst für Verunsicherung in der Defensive und ein Gegentor durch Keuler (18.), später aber für Druck im Angriffsspiel und den Ausgleich durch Stendel (52.). Fortan bekam 96 das Spiel immer besser in den Griff, drückte Kickers mit viel Engagement nach hinten - die passende Antwort auf die Charakterfrage, die Ehrmantraut zuvor gestellt hatte.

Als Stuttgarts Alexander Blessin nach einem Foul an Stendel mit Gelb-Rot vom Feld musste (63.), schien die Partie für 96 zu laufen. "Die Kickers waren schon mausetot", meinte Manager Wolfgang Levin. Bis Linke die Stuttgarter wieder belebte. "Ich spiele nun schon seit 25 Jahren Fußball, aber so etwas ist mir noch nie passiert", ärgerte er sich hinterher. Kickers-Coach Dragoslav Stepanovic amüsierte sich prächtig, weil sein Team nun im Abstiegskampf wieder gute Aussichten hat: "Wir haben einen sehr Guten mit Pfeife im Publikum", schmunzelte er. Trainerkollege Ehrmantraut fand es gar nicht lustig: "Dieser Fehler ist unverzeihlich, weil es in den Stadien schon Normalität ist, dass viele Leute pfeifen."  Schlechte Laune hatte Ehrmantraut schon am Sonnabend,weil sich Goran Milovanovic drei Minuten vor der Abfahrt nach Stuttgart bei ihm krankgemeldet hatte. Diagnose von Mannschaftsarzt Dr. Wego Kregehr: Magen-Darm-Grippe. Kregehr hatte den Krankenschein am Morgen nach einem Hausbesuch bei Milovanovic ausgestellt: "Er sah kreidebleich aus und hat sich nachts wohl dreimal übergeben." Offenbar war Milovanovic die vernichtende Kritik von Ehrmantraut ("Du bist nichts") nach dem Spiel gegen Fürth auf den Magen geschlagen.

Die Reaktionen:

96-Trainer Horst Ehrmantraut: In der zweiten Halbzeit waren wir feldüberlegen. Die Kickers waren schon am Ende, aber wir haben sie noch mal ins Spiel gebracht.

Kickers-Trainer Dragoslav Stepanovic:Hannover hat uns 90 Minuten lang gefordert. Ich bin überglücklich über die Art, wie wir das Spiel gewonnen haben.

96-Manager Wolfgang Levin:Das war eine andere Mannschaft und eine andere Leistung als am Donnerstag. Wir waren taktisch und spielerisch besser.

96-Klubchef Martin Kind:Ich habe keine Steigerung im Vergleich zum Donnerstag gesehen. Kein Vorwurf an Linke, aber wir spielen hier Fußball und nicht Handball.

Jörg Sievers:Das war natürlich kurios. Carsten hat offenbar einen Pfiff gehört.

Mourad Bounoua: Ich weiß auch nicht, was der Carsten gemacht hat.

Markus Kreuz:Wir hatten wieder mal Chancen genug.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Beim 1:0 für Stuttgart hätte der Greifer den Ball beinahe noch zu packen bekommen. Er rettete zweimal weit vor seinem Tor, spielte fast wie ein Aushilfs-Libero.

Bastian Reinhardt: Hatte den besten Zweitligastürmer Tomislav Maric (20 Tore) weitgehend im Griff - bis der beim Strafstoß freie Bahn hatte.

Mirko Baschetti: Legte Stuttgarts Spielmacher Adnan Kevric an die Kette, nutzte seine Freiheiten im Spiel nach vorne aber zu selten und leistete sich zu viele Fehlpässe.

Altin Lala: Die Arbeitsbiene im Mittelfeld schien diesmal ein wenig flügellahm. Der flinke Brasilianer Cassio flatterte ihm immer wieder davon.

Carsten Linke: Sein Spiel hatte Hand und Fuß - leider.

Danijel Stefulj: Bemühte sich diesmal auf der linken Mittelfeldseite, empfohlen als Ersatz für die verletzten Blank und Kobylanski hat er sich nicht.

Mourad Bounoua: Dem Dauerläufer im 96-Mittelfeld ging die Puste wieder nicht aus. Er riss damit viele Lücken in die Defensive der Stuttgarter, die sich aber meist wieder schlossen.

Markus Kreuz: Noch 90 Minuten im 96-Trikot, dann muss er sich nicht mehr für Hannover quälen. Irgendwie hat man den Eindruck, dass es Kreuz mit 96 keinen Spaß mehr macht.

Salif Keita: Vergab leichtfertig die erste große 96-Chance. Danach hatte Keita keine mehr - war er überhaupt dabei?

Daniel Stendel: Erneut bester 96-Angreifer.

Igoris Morinas: Genauso schlecht wie Keita.

Darlington Omodiagbe: Spielte eine halbe Stunde, wirkte meist unbeholfen.

Dzevdet Sainoski: Da war sie wieder, die Schnecke. Verkroch sich.

(Quelle: Neue Presse, 22.05.00)


Der nächste Gegner: Am 26. Mai um 19.00 Uhr zu Hause gegen den VfL Bochum.


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