Hannover 96 | Saison 1999/2000, 32.Spieltag |
Hannover 96 - SpVgg Greuther Fürth 1:2 (1:0) |
96: Sievers - Gärtner - Reinhardt, Stefulj - Bounoua (73. Omodiagbe), Linke, Kobylanski, Lala (83. Keita), Kreuz - Milovanovic (60. Morinas), Stendel / Trainer: Ehrmantraut
Tore: 1:0 Kreuz (7.), 1:1 Meichelbeck (65.), 1:2 Ruman (89.) - Schiedsrichter: Werthmann (Dortmund) - Zuschauer: 6 280 - Gelbe Karten: Kobylanski, Linke, Morinas
Der Aufstiegskampf ist gelaufen. Die Fans
bleiben weg. Und Hannover 96 verliert
Schluss mit lustig, es wird grausam
Der Aufstiegskampf ist gelaufen. Die Fans bleiben weg. Und Hannover
verliert. Schluss mit lustig, Hannover 96 verlor gegen Greuther Fürth mit 1:2, für
die Fans war es grausam.
Goran Milovanovic war wieder da. Der lange verschmähte Torjäger (acht Saisontreffer)
machte vor der Partie winke-winke Richtung Nordkurve, es war noch nicht das Zeichen des
Abschieds aus Hannover. Denn Milo durfte zum ersten Mal seit dem 2:3 gegen
Mönchengladbach am 19. Februar wieder von Anfang an stürmen. Damals hatte er einen
Elfmeter und damit den beinahe sicheren Sieg gegen Gladbach verschossen, diesmal hoffte
der Glatzkopf auf ein, zwei Treffer gegen Fürth.
Auch, um sich für einen möglichen neuen Arbeitgeber zu empfehlen, denn Trainer Horst
Ehrmantraut setzt in der kommenden Saison nicht auf den Serben. Milovanovic war schon vor
dem Anpfiff ganz aufgeregt und sprintete schon los, als alle anderen noch an der
Mittellinie die Zuschauer begrüßten. Auch danach bemühte sich Milovanovic - der alte
Milo aber war das nicht. Ehrmantraut hatte ihm den Eigensinn und damit offenbar auch das
Selbstbewusstsein ausgetrieben.
Davon hat der künftige Kölner Erstligaprofi Markus Kreuz offenbar genug. Nach einem
schönen Pass von Danijel Stefulj schlenzte er den Ball über Fürths Torhüter Mathias
Hain (6. Minute) - ein sehenswerter Treffer zu Beginn einer unansehnlichen Partie, deren
Minuten fortan ohne weitere Höhepunkte dahinflossen. Zugegeben, bisweilen wurde auch
gegrätscht, der rechte Biss fehlte jedoch beiden Mannschaften. Nach einer Stunde machte
Milovanovic wieder winke-winke, diesmal zum Abschied. Kurz zuvor war er allein vorm
Fürther Tor gescheitert (55.), nun musste er für Morinas raus. Greuther Fürth wurde nun
stärker. Als Morad Bououa an der Strafraumgrenze auf den Hosenboden fiel, schnappte sich
Felgenhauer den Ball, spielte ihn in die Mitte zu Meichelbeck, der zum Ausgleich traf
(65.). Die wenigen Fürther Anhänger vom Fanklub "Playmobil Bois" hatten ihren
Spaß.
Wenig später hatten aber auch die 96-Fans mal wieder etwas zu lachen. Torschütze
Meichelbeck war auf den Hintern gefallen, als er einen Freistoß ausführen wollte. Als
Peter Ruman in der 89. Minute schließlich aus fünf Metern zum 1:2 traf, war für 96 aber
dann Schluss mit lustig.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Der Wille, die Freude, die Lust war nicht mehr da. Kraft und Substanz haben gefehlt, es war ein Spiel ohne Konsequenz. Jetzt müssen wir sehen, dass wir die nächsten Partien noch vernünftig absolvieren.
Fürths Trainer Benno Möhlmann: Nach diesem Speil: Mantel des Schweigens drüber bis zum nächsten Jahr.
96-Manager Wolfgang Levin: Unsere Defizite sind deutlich sichtbar geworden.
Jörg Sievers: Uns hat die Aggresivität gefehlt. Wir wollten einige taktische Sachen umsetzen, das hat aber alles nicht hingehauen.
Markus Kreuz: Ein schlechtes Spiel. Wir wollten uns mit zwei Heimsiegen verabschieden. Das geht jetzt nicht mehr.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Wollte trotz Zehenprellung unbedingt spielen. Rettete mehrmals in höchster Not.
Harald Gärtner: Der richtige Libero für ein Alt-Alt-Herrenteam im Kreis Hannover. Stoppt jeden Ball, trabt schneckengleich über den Rasen und redet viel. Bei den Profis nur als Platzwart geeignet.
Bastian Reinhardt: Man könnte ihn über den grünen Klee loben, weil er seinen Gegenspieler Carsten Klee mit dem grünen Trikot im Griff hatte. Doch der leicht Verletzte wirkte mitunter unglücklich.
Danijel Stefulj: Mit schönen Vorlagen im Vorwärtsgang wie beim 1:0, aber auch mit Wacklern in seinem angestammten Arbeitsbereich, der Abwehr.
Andrzej Kobylanski: Er braucht Druck, sagt Trainer Ehrmantraut. Gestern ging es um nichts, und Kobylanski spielte ohne Dampf.
Carsten Linke: Holte sich schnell eine gelbe Karte, nachdem er am Trikot eines Gegners gezerrt hatte. Riss danach nichts mehr um.
Altin Lala: Vergab eine große Chance, passte sich ansonsten dem Mittelmaß an.
Markus Kreuz: Machte sein siebtes Saisontor. Der Einzige, der Fußball spielen wollte.
Mourad Bounoua: Sollte den eigenen Strafraum meiden. Vertrickste sich dort vorm 1:1. In Aachen hatte er in ähnlicher Situation ein Tor verschuldet. Zu Recht ausgewechselt.
Daniel Stendel: Um gnädig zu sein - er hat sich bemüht. Der Verteiler im 96-Sturm hatte zu viele Kurzschlüsse.
Goran Milovanovic: Erstmals seit Februar wieder von Anfang an dabei. Milo wusste nicht so recht, was er machen sollte. Vorm Tor ungewohnt lieb.
Igoris Morinas: Auch das war nicht sein Spiel.
Darlington Omodiagbe: Er wird 96 verlassen. Seine Leistung lieferte keinen Grund, darüber traurig zu sein.
Salif Keita: Der Joker sticht schon lange nicht mehr.
(Quelle: Neue Presse, 19.05.00)
Der nächste Gegner: Am 22. Mai um 15.00 Uhr bei den Stuttgarter Kickers.