Hannover 96 | Saison 1999/2000, 31.Spieltag |
RW Oberhausen - Hannover 96 2:1 (0:0) |
96: Sievers - Gärtner - Reinhardt (76. Milovanovic), Baschetti - Bounoua (76. Keita), Lala, Linke, Kreuz, Blank - Kobylanski (76. Morinas), Stendel / Trainer: Ehrmantraut
Tore: 1:0 Vier (70.), 1:1 Blank (76.), 2:1 Madzar (87.) - Schiedsrichter: Kircher (Tübingen) - Zuschauer: 5 000 - Gelbe Karten: Gärtner, Linke - Gelb-Rote-Karte: Baschetti
Entscheidung vier Minuten vor Schluss - das
Thema Aufstieg hat sich wohl erledigt
Hammer von Blank, aber 96 geschlagen
Das war wohl das Ende aller Träume: 96 verlor am
Freitag 1:2 bei RW Oberhausen und verabschiedete sich damit aus dem Aufstiegskampf.
Dennis Kraemer wurde vor der Partie als "Maskottchen des Abends" vorgestellt.
Der junge Fan (10) setzte auf einen Oberhausener Sieg und Ex-96-Profi Jürgen Luginger,
"weil der in der Abwehr so stark spielt und auch Tore schießt". Luginger
organisierte die Oberhausener Abwehr - das war nicht anders zu erwarten gewesen. Die
Überraschung stand auf der anderen Seite und hatte zuletzt gegen Köln im defensiven
Mittelfeld enttäuscht: 96-Auslaufmodell Harald Gärtner durfte sich diesmal als Libero
versuchen. Der 96-Notlibero hielt seine Abwehr zunächst recht ordentlich zusammen,
Oberhausen bemühte sich allerdings auch nicht allzusehr, das zu ändern. Die Partie bot
anfangs das Kontrastprogramm zum Fußball-Fest vom Montag (dem 3:5 gegen den 1. FC Köln):
Es gab kaum Chancen, die Atmosphäre im mit 5000 Zuschauern spärlich gefüllten
Niederrhein-Stadion war so gedrückt wie bei einer Galerieeröffnung. Nach 20 Minuten
legte 96 die hausgemachte Lethargie ab. Stefan Blank leitete mit einem beherzten Solo
über 30 Meter die erste echte 96-Chance ein, Daniel Stendel scheiterte mit seinem Schuss,
weil Oberhausens Torhüter Adler sehenswert zum Ball flog. Wenig später trat Andrzej
Kobylanski nach einem Konter eine Flanke in die Mitte, für die Markus Kreuz aber einen
Kopf zu kurz war (32.).
"Oh, jetzt gehts aber los", freute sich 96-Manager Wolfgang Levin schon, doch
bis zur Pause passierte nicht mehr viel. Nach dem Wechsel wurde die Partie lebendiger,
für Mirko Baschetti war sie nach etwas mehr als einer Stunde zu Ende. In der 57. Minute
hatte er bereits Gelb gesehen, nun war Baschetti Adis Obad unglücklich in den Laufweg
geraten, wofür er nun mit Gelb-rot vom Feld musste. 96 fortan in Unterzahl und ab der 70.
Minute auch in Rückstand, weil Angelo Vier die Unordnung in der 96-Abwehr zum 1:0 nutzte.
Ehrmantraut brachte nun mit Milovanovic, Morinas und Keita einen komplett neuen Angriff.
Kaum waren die drein drin, stand es auch schon 1:1. Stefan Blank traf mit einem
Freistoß-Hammer aus 30 Metern, und 96 spielte nun alles oder nichts, was beinahe von
Erfolg gekrönt gewesen wäre. Doch Igoris Morinas schoss volley aus fünf Metern neben
das Tor. Weil Adis Obad nach einem Konter noch zum 2:1 traf, stand 96 schließlich mit
leeren Händen da.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Für uns war von vornherein klar, dass nur ein Sieg zählen würde. Kompliment an meine Mannschaft, die bis zur 90. Minute alles versucht hat.
Oberhausens Trainer Aleksandar Ristic: Nach dem 1:1 hatten wir genug Kraft, um zu gewinnen.
96-Manager Wolfgang Levin: Die Luft war ein bisschen raus, das hat man gemerkt.
Jörg Sievers: Am Ende hat es leider nicht ganz gereicht. Wir brauchen jetzt an den Aufstieg keinen Gedanken mehr verschwenden.
Andrzej Kobylanski: Ich denke, es ist vorbei.
Altin Lala: Wir haben erst nach dem 1:0 angefangen zu spielen.
Aufsichtsrat Dr. Martin Biskowitz: Die Mannschaft hat alles gegeben, es hat aber nicht gereicht.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Guter Fänger hinter
der Wackelabwehr.
Harald Gärtner: In der größten Abwehrnot machte Trainer Ehrmantraut
den Bock zum Gärtner. Harry als Libero - der langsamste 96-Profi sollte ganz schnell
Löcher stopfen. Das konnte er nicht, die Gegner ließen ihn einfach links liegen.
Mirko Baschetti: Vom Abwehrchef zum Manndecker degradiert. Hatte gegen
den flinken Adis Obed eine schwere Aufgabe, die er nicht immer geschickt löste. Für
seine finale Aktion gegen den Stürmer gab es die gelb-rote Karte.
Bastian Reinhardt: Obwohl sein Wechsel nach Bielefeld perfekt ist, quält
sich Reinhardt noch für 96. Nur er konnte gegen Oberhausens langen Angelo Vier
größenmäßig mithalten.
Stefan Blank: Bester 96-Spieler. Startete auf der linken Seite häufig
nach vorne durch. Schönes Freistoß-Tor.
Carsten Linke: Hatte gegen Köln eine Gelbsperre abgesessen - gut, dass
er wieder dabei war. Gab der Mannschaft als zentraler Mittelfeldspieler Sicherheit.
Altin Lala: Gegen Köln auf der rechten Seite vor Bounoua, diesmal hinter
ihm. Zweikampfstark und bemüht.
Markus Kreuz: Versuchte viel - war der einzige, der Fußball spielte und
nicht nur arbeitete. Hängte die Gegner bei Sprintduellen ab.
Andrzej Kobylanski: Machte wieder etliche Meter - aber schwächer als
zuletzt.
Daniel Stendel: Arbeitsbiene, die mal wieder eine Pause braucht. Konnte
sich im Sturmzentrum nicht durchsetzen.
Mourad Bounoua: Kein guter Tag für ihn.
Goran Milovanovic: Chancenlos.
Salif Keita: Der Joker stach nicht.
Igoris Morinas: Hätte das 2:1 für 96 erzielen können - vergab knapp.
(Quelle: Neue Presse, 13.05.00)
Der nächste Gegner: Am 18. Mai um 19.00 Uhr zu Hause gegen die SpVgg Greuther Fürth.