Hannover 96 | Saison 1999/2000, 23.Spieltag |
Hannover 96 - FSV Mainz 05 2:1 (1:0) |
96: Sievers - Baschetti - Stefulj, Reinhardt - Lala (67. Keita), Kreuz, Kehl, Linke, Cherundolo, Kobylanski (87. Tumani) - Stendel / Trainer: Ehrmantraut
Tore: 1:0 Lala (36.), 1:1 Demandt (58.), 2:1 Keita (73.) - Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne) - Zuschauer: 7 158 - Gelbe Karten: Lala
Keita macht 96 froh - erster
Sieg 2000
Premiere auch für Ehrmantraut: Der neue Trainer wechselt
in seinem vierten Spiel den Erfolg ein
Der Mann aus dem Allgäu war wieder da: Peter Schuppe
aus Kaufbeuren fuhr 645 Kilometer, um 96 spielen zu sehen. Zuletzt war er im Herbst beim
Pokalspiel gegen Bielefeld im Stadion. "Da gab es ein 1:2, diesmal will ich einen
Sieg", sagte der Edelfan. Am Ende konnte sich auch Schuppe freuen. Hannover gelang
ein 2:1 gegen Mainz 05 - das erste Erfolgserlebnis im Jahr 2000 und unter Trainer Horst
Ehrmantraut.
Der musste auf seinen blonden Hünen verzichten. Stefan Blank hatte Durchfall und keine
Kraft für einen Einsatz. Die Konsequenz: Jetzt muss der Abwehrmann in allen elf
verbleibenden Spielen für 96 auflaufen, damit sich sein Vertrag verlängert. Was höchst
unwahrscheinlich ist, weil Blank auch ein Kartenproblem hat. Noch einmal Gelb, dann muss
der 23-Jährige einmal aussetzen. Die Fans können langsam leise servus sagen.
Für Blank kam Sebastian Kehl auf die linke Seite, auch der Trainer hatte einen neuen
Platz. Erstmals saß Ehrmantraut auf seinem weißen und stapelbaren PVC-Stuhl für 19,45
Mark. Der 44-Jährige machte es sich allerdings nicht bequem, er kippelte nur. Auch die
Abwehr wackelte bedenklich. 96 passte sich dem schauerlichen Wetter an, der Tabellenachte
aus Mainz bestimmte zunächst das Spiel.
Die Gäste führten nach Ecken schnell mit 5:0, die erste Möglichkeit hatte aber 96.
Markus Kreuz setzte Andrzej Kobylanski schön ein, aber von links kommend traf der mit
links nur links neben das Tor (24.). Kreuz auf Kobylanski, diese Kombination brachte 13
Minuten später mehr ein. Denn diesmal setzte der Pole nicht aufs eigene Schussglück,
sondern auf einen genauen Pass zu Altin Lala.
Der machte sein erstes Saisontor und bescherte 96 die vierte Führung im vierten
Ehrmantraut-Spiel - bis Freitag allerdings ging alles unentschieden aus. Hannovers Fans
freuten sich - offenbar zu früh. Sven Demandt ließ Ehrmantraut vor Zorn aufspringen, die
Remis-Serie schien zu halten.
Ein frischer Stürmer sorgte für Jubel, Salif Keita machte bei seiner ersten Aktion alles
richtig. Der 96-Trainer hatte den Erfolg eingewechselt.
Die Reaktionen:
96-Trainer Horst Ehrmantraut: Der Sieg war wichtig für die Jungs, der muss uns Auftrieb geben. Es gibt wahnsinnig viel Arbeit.
Wolfgang Frank, Trainer von Mainz 05: Der Gegner war nicht so stark, daß wir nichts hätten machen können.
96-Klubchef Martin Kind: Diese Leistung macht Hoffnung. Es ist der verdiente Erfolg für die Arbeit des Trainers.
Torschütze Altin Lala: Dieser Sieg war wichtig, jetzt geht es aufwärts. Manndecker oder Stürmer, ich kann alles spielen.
Salif Keita: Das erste Tor ist sehr wichtig für einen Stürmer. Es wird nicht mein letztes gewesen sein. Ich bin sehr glücklich.
Andrzej Kobylanski: Ich haben den Pass auf Lala mit Auge gespielt und hätte noch zwei Tore machen müssen.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Er trug vor allem die
Kapitänsbinde. Ansonsten nahezu arbeitslos, bis er den Ball nach dem 1:1 aus dem Netz
holen musste.
Mirko Baschetti: Zum zweiten Mal Libero unter Trainer Ehrmantraut.
Manchmal zu riskant im Direktspiel, sicherte seine Kollegen nicht immer gut ab. Baschetti
braucht als Libero-Lehrling noch Zeit. Er verursachte den entscheidenden Fehlpass, der zum
Ausgleich führte.
Bastian Reinhardt: Schwierige Aufgabe gegen Sven Demandt, der manchmal
"rumläuft wie Falschgeld, dann aber plötzlich zuschlägt", wie Ehrmantraut vor
der Partie warnte. So kam es dann auch. Demandt entwischte Reinhardt und erzielte das 1:1.
Danijel Stefulj: Mit einigen Querschlägern, ließ aber den schnellen
Policella nicht abhauen. Kompromisslos wie kein anderer in der 96-Abwehr.
Sebastian Kehl: Auf ungewohnter Position links hinten für den
grippekranken Stefan Blank. Kehl kann man überall hinstellen.
Carsten Linke: Die Rolle im Mittelfeld liegt ihm besser als die des
Liberos. Gewann wichtige Kopfballduelle, mit Drang nach vorn. Eine Klasse stärker als
zuletzt Harald Gärtner auf der Position.
Steven Cherundolo: Rechts hinten. Energisch und schnell, manchmal zu
schnell für die Mitspieler.
Markus Kreuz: Riskiert viel, weil er den tödlichen Pass spielen will und
muss - denn das kann kein anderer in der Mannschaft. Am 1:0 beteiligt, aber es ging auch
vieles daneben.
Andrzej Kobylanski: Klebte an der Linie - früher nannte man das
Linksaußen, was Kobylanski spielte. Vergab zwei große Chance - er ist halt kein
Torjäger. Bereitete jedoch das 1:0 vor.
Daniel Stendel: Die Verteilerdose im 96-Sturmsystem. Stendel hatte aber
zu viele Kurzschlüsse.
Altin Lala: Der Rechtsaußen im Sturmtrio. Erzielte sein erstes Saisontor
- das war wichtig.
Salif Keita: Sechs Minuten nach seiner Einwechslung traf er ins Tor.
Keita setzte den goldenen Schuss.
Ayhan Tumani: Machte nichts mehr falsch.
(Quelle: Neue Presse, 18.03.00)
Der nächste Gegner: Am 22. März um 19.00 Uhr beim 1. FC Nürnberg.