Hannover 96 | Saison 1999/2000, 17.Spieltag |
VfL Bochum - Hannover 96 2:1 (1:0) |
96: Sievers - Linke - Stefulj, Reinhardt - Lala, Kreuz, Tumani, Posavec (57. Blank), Kehl (66. Sainoski) - Stendel, Milovanovic (71. Morinas) / Trainer: Ivankovic
Tore: 1:0 Peschel (42.), 1:1 Milovanovic (47.), 2:1 Bastürk (52.) - Schiedsrichter: Schütz (Norken) - Zuschauer: 14 142 - Gelbe Karten: Lala, Stefulj - Gelb-Rote-Karte: Reinhardt
Tief im Westen gibt es nichts Neues
Gut gespielt, die anderen gewinnen
Sie haben ganz gut gespielt. Das sagen sie bei 96 zwar immer, aber diesmal war wirklich
was dran. 1:2 beim VfL Bochum im ersten Zweitligaspiel des Jahres - das kann passieren.
Darf aber nicht, wenn der Aufstieg noch das Ziel ist. So gesehen, wird es langsam eng für
Trainer Branko Ivankovic. Denn die nächsten Gegner heißen TB Berlin (auswärts) und
Gladbach.
Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, hatte 96, so schien es, nach 57 Tagen Pause keinen
Staub angesetzt. Mit einem 2:1-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers war es am 14. Dezember
1999 in die Winterpause gegangen, weil die letzte Vorrundenpartie in Bochum drei Tage
später abgesagt werden musste.
Am Spieltag nun stand das Grün im Ruhrstadion nicht unter Wasser. Und obwohl Torwart
Jörg Sievers und sein Abwehrpersonal zunächst in einer Rauchwolke verschwanden (einige
Fans hatten Feuerwerkskörper abgebrannt), behielten sie den Durchblick - genau eine
Viertelstunde. Dann begann der selbst ernannte Aufstiegsaspirant aus Bochum, die
Hannoveraner zurückzudrängen. 96 versuchte es mit Kontern. Einer davon führte nach
einer schönen Kombination über die Stationen Kreuz, Milovanovic und Stendel zu einer
Torchance - aber letzterer traf den Ball nicht richtig. Das machte Goran Milovanovic nach
einer Kehl-Vorlage wenig später besser (35.) - Bochums Rein van Duijnhoven hielt sein Tor
jedoch sauber. Jetzt zum Kapitel VfL-Weitschüsse: Peter Peschel machte es mit links, weil
Super-Neffe Srebrenko Posavec und Blank-Ersatz Ayhan Tumani Spalier standen - das 1:0
(42.). Nur 120 Sekunden danach traf Peschel mit einem Freistoß
die Latte.
Durchatmen zur Pause für 96. Das Team von Trainer Ivankovic kam hellwach aus der Kabine.
Flanke Stefulj, Kopfball Stendel, Abstauber Milovanovic - tief im Westen stand es
plötzlich 1:1 (47.). Nun hätte 96 sein Image weiter aufpolieren können. Doch als der
kleine Yildiray Bastürk auf einmal allein im hannoverschen Strafraum stand und den Ball
bekam, nahm er diese Einladung dankend an - das 2:1 (52.).
Die erneute Ausgleichs-chance hatte Milovanovic in der 68. Minute - er scheiterte
freistehend. Als Bastian Reinhardt neun Minuten vor Schluss nach einem Foul an Bastürk
vom Platz flog, war das nicht nur für ihn ärgerlich - sondern auch für Branko
Ivankovic. Denn der Coach wird bei 96 nun mal am Erfolg gemessen. Und nicht an
vernünftigen Spielen seiner Mannschaft.
Die Reaktionen:
96-Trainer Branko Ivankovic: Ein offenes Spiel mit vielen Torchancen. Schade, daß das 2:1 für Bochum so schnell nach unserem Ausgleich gefallen ist. Wir hätten nicht verlieren müssen.
Bochums Trainer Ralf Zumdick: Hannover hat uns in allen Belangen alles abverlangt. 96 ist eine spielstarke Mannschaft.
Carsten Linke: Das 1:2 darf nicht fallen. Da haben wir uns dumm angestelt. Dennoch war es ein gutes Spiel von uns. Man hat gesehen, daß wir konditionell fit sind.
Markus Kreuz: Wir hatten einen Punkt verdient, und wenn der Milo das 2:2 macht, holen wir den auch. In der ersten Halbzeit haben bei uns im Mittelfeld immer ein, zwei Leute geschlafen.
Ayhan Tumani: Hier war mehr drin, aber wir haben keine klaren Bälle gespielt. Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Dumm gelaufen für den Torwart. Die Bälle gingen
(unhaltbar) rein - oder sie flogen vorbei.
Carsten Linke: Eigentlich hatte er seine Abwehr im Griff. Aber nicht vorm
1:2. Der Libero trabte im Mittelfeld, als sich seine Kollegen austricksen ließen.
Danijel Stefulj: Manndecker mit Vorwärtsdrang. Schlug die Flanke vorm
1:1.
Bastian Reinhardt: Sah nicht gut aus beim 1:2. Auch nicht, als er die
gelb-rote Karte erhielt.
Altin Lala: Patzte im Mittelfeld vor dem 0:1. Hatte zu viele
unglückliche Szenen.
Sebastian Kehl: Anfangs gut, ließ dann jedoch nach. Verdiente sich seine
Auswechslung durch mehrere Patzer in Folge.
Ayhan Tumani: Sorgte für die größte Lachnummer, als er aus 16 Metern
aufs Tor schoss, der Ball aber ins Seitenaus ging.
Srebrenko Posavec: Fing an wie der Spielmacher, auf den 96 so lange
gewartet hat. Versteckte sich dann, tauchte erst zur zweiten Hälfte wieder auf. Schlug
drei Zauberpässe - hat eine weitere Chance verdient.
Markus Kreuz: Hervorragend, wie er Milovanovic freispielte, der Stürmer
aber die Chance zum 2:2 nicht nutzen konnte. Wenn Kreuz bloß öfter solche Vorlagen gäbe
- für einen Führungsspieler war das zu wenig.
Daniel Stendel: Arbeitsbiene, aber nicht der Torjäger, der zusticht.
Goran Milovanovic: Erzielte das 1:1, vergab das 2:2. Der erneute
Ausgleich wäre sooo wichtig gewesen.
Stefan Blank: Durfte nach seiner Einwechslung auf die geliebte linke
Seite, fiel aber nicht auf.
Dzevdet Sainoski: Dr. Hammer werkelte ganz ordentlich.
Igoris Morinas: Nicht schlechter als Milo.
Ruhr-Nachrichten: Die kompakt und engagiert auftretenden Hannoveranern konnten die Partie lange offen gestalten.
Bild (Dortmund): In den Schlußminuten mußte der VfL gegen zehn Hannoveraner zittern, weil man vorher versäumte, für klare Verhältnisse zu sorgen.
Bild (Hannover): Eine nur in der Defensive befriedigende Leistung reichte 96 nicht. Jetzt gehts Richtung unteres Mittelfeld.
Hannoversche Allgemeine Zeitung: 96 hat es jetzt schwarz auf weiß: Die Mannschaft steckt im Mttelmaß fest.
(Quelle: Neue Presse, 10.02.00)
Der nächste Gegner: Am 13. Februar 2000 um 15.00 Uhr bei Tennis Borussia Berlin.