Hannover 96

Saison 1999/2000, 12.Spieltag

 

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Hannover 96 - FC St. Pauli 1:2 (1:1)

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96: Sievers - Linke - Stefulj, Reinhardt - Lala, Kehl, Kreuz, Omodiagbe (46. Keita), Kobylanski - Stendel (76. Posavec), Milovanovic (68. Morinas) / Trainer: Ivankovic

Tore: 0:1 Lotter (1.), 1:1 Stendel (10.), 1:2 Marin (78.) - Schiedsrichter: Trautmann (Bad Nauheim) - Zuschauer: 11 359 - Gelbe Karten: Kreuz


Bei 96 explodiert nichts, die Fans feiern nur Gerber
Stendel mit Tor-Premiere, Bombendrohung für VIP-Block, Kiefer traurig

Es war ein trauriger Abend am Freitag im Niedersachsen-Stadion. 96 verlor 1:2 gegen St. Pauli, die Fans verabschiedeten sich von Ex-Sportdirektor Franz Gerber. Die Stimmung war drei Tage nach der 96-Trennung von Franz Gerber nicht wirklich explosiv. Obwohl es am Mittag eine Bombendrohung für den VIP-Block A 5 gegeben hatte. Die Polizei ließ Spürhunde nach Sprengstoff suchen und gab vorm Spiel Entwarnung. Auch die Demonstration, zu der neun Fanklubs wegen des Gerber-Abschieds aufgerufen hatte, blieb friedlich.

Rund 500 Anhängeimg021765.jpeg (18787 Byte)r des früheren Trainer-Managers versammelten sich zu Beginn der Partie hinter dem Vip-Raum und sangen im Nieselregen. "Von Heesen raus" und "Ohne Gerber wärn wir heut nicht hier" - sie meinten wohl in der zweiten Liga. Franz Gerber bedankte sich über Lautsprecher artig "für das Vertrauen der Fans".

Die hatten zu diesem Zeitpunkt bereits das 0:1 verpasst - 35 Sekunden waren da gespielt. 96-Libero Carsten Linke hatte Markus Lotter nicht stoppen können. Als 96 neun Minuten später den Ausgleich erzielte, vergaßen auch die Demonstranten vorm Vip-Raum ihre Solidarität zu Gerber und eilten zurück in den Fanblock. Die beste Phase der ersten Hälfte war da aber schon gelaufen. 96 hatte anfangs munter kombiniert, auch das 1:1 fiel nach feinem Zuspiel von Linke auf Markus Kreuz, dessen Pass Daniel Stendel aus drei Metern über die Linie drückte (10. Minute). 96 blieb danach überlegen, ein Feuerwerk entfachte das Team allerdings auch nicht gerade gegen die schwächste Mannschaft, die sich in dieser Saison bislang in Hannover vorgestellt hat. Allein Andrzej Kobylanski hätte 96 noch vor der Pause mit zwei Toren in Führung schießen können, wenn nicht müssen.

Tennisstar Nicolas Kiefer, der kommende Woche bei der ATP-WM in der Messehalle 13 sein Heimspiel hat, sah es von der Tribüne. "Gegen die muss man gewinnen", forderte der 96-Fan, doch sein Lieblingsteam tat sich weiter schwer - auch mit dem neuen Angreifer Salif Keita, der für Darlington Omodiagbe kam. Der Senegalese hatte seine beste Aktion in der 64. Minute, als er aus 15 Metern gegen die Latte schoss.

In der 76. Minute durfte auch Srebrenko Posavec erstmals für 96 ran - eine feierliche Premiere wurde es nicht mehr. Linke ließ sich am eigenen Strafraum von Bajramovic den Ball weg nehmen. Der spielte quer auf Marin - 1:2. Und plötzlich erinnerten sich einige Fans noch mal an ihren Liebling und riefen "Gerber, Gerber" - aus Frust darüber, dass 96 der Ausgleich nicht mehr gelang

Die Reaktionen:

St. Paulis Trainer Willi Reimann: Die drei Punkte waren enorm wichtif für uns. Wir sind heute der glückliche Sieger.

96-Trainer Branko Ivankovic (sprach bei der Pressekonferenz zum ersten Mal Deutsch): Wir haben von der ersten Minute an sehr nervös gespielt, hatten viele Chancen, aber kein Glück. Die Punkte wären so wichtig für uns gewesen. Das ist für uns eine schwierige Situation.

Markus Kreuz: Wir haben gut angefangen, aber in der zweiten Halbzeit ging gar nichts mehr.

Altin Lala: Wir haben zu viele Chancen nicht genutzt, dafür sind wir bestraft worden.

Jörg Sievers: Wir hätten das Spiel sicher gewinnen können, aber wenn du zu viele Chancen vergibst und zweimal patzt, verlierst du eben unglücklich.

Sebastian Kehl: St. Pauli war grottenschlecht, aber uns fehlte in der zweiten Hälfte die Aggressivität.

Bastian Reinhardt: Wir wollten unbedingt gewinnen, aber das Spiel müssen wir mit dem Kopf und nicht mit dem Herz machen.

96-Vorstand Uwe Krause: Schade, heute wäre mehr drin gewesen. Man darf aber nicht alles schlecht machen.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Kaum hatte er den Blumenstrauß, den ihm der Vorstand zum 350. Spiel für 96 überreicht hatte, abgelegt, legte ihm St. Pauli einen rein. Der Torwart war schuldlos am 0:1 und machtlos, als seine Abwehrspieler unordentlich arbeiteten. Verhinderte eine höhere Niederlage.

Carsten Linke: Libero mit Aussetzern. Vertändelte den Ball vorm 1:2 - das war die Niederlage.

Bastian Reinhardt: Ruhig, nicht so hektisch wie einige Kollegen.

Danijel Stefulj: Hinten eine Bank.

Altin Lala: Einmal noch, weil es so gut zur gestrigen Leistung passt: Lala so là là. Gute Vorstöße auf der rechten Seite, dann wieder dumme Fehlpässe.

Sebastian Kehl: Hielt die Defensiv-Zentrale besetzt. Schaltete zu selten in den Vorwärtsgang. Hatte eine gute Szene, als er zwei Hamburger vernaschte und knapp drüber zielte.

Darlington Omodiagbe: Omo wäscht bisher nur im Schongang.

Andrzej Kobylanski: Der Stolperer. Hatte kurz vor Halbzeit freistehend zwei große Chancen. Wenigstens ein Tor daraus wäre die Minimal-Quote gewesen.

Markus Kreuz: Zu selten in A-2-Form. Gab im Mittelfeld nicht immer Gas wie in der Nationalmannschaft.

Daniel Stendel: Erzielte sein erstes Tor für 96. Ansonsten nicht immer glücklich.

Goran Milovanovic: Schon zur Halbzeit wäre seine Auswechslung fällig gewesen.

Salif Keita: Erstes 96-Spiel. Ein schöner Lattenknaller aus dem Stand und 20 Metern zeigte: Der Mann hat Kraft. Kann ein Liebling der Fans werden.

Igoris Morinas: Brachte aus drei Metern den Ball nicht über die Torlinie.

Srebrenko Posavec: Pech, in so einem Spiel eingewechselt zu werden.

Hier die Tore online: http://www.stud.uni-hannover.de/~willy/tor96.htm

(Quelle: Neue Presse, 19.11.99)


Der nächste Gegner: Am 26. November um 19.00 Uhr beim 1. FC Köln.


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