Hannover 96 | Saison 1999/2000, 9.Spieltag |
FC Energie Cottbus - Hannover 96 1:0 (0:0) |
96: Sievers - Linke - Stefulj, Reinhardt - Lala, Omodiagbe (74. Blank), Kehl (78. Morinas), Kobylanski, Kreuz - Stendel, Milovanovic / Trainer: Ivankovic
Tore: 1:0 Labak (83.) - Schiedsrichter: Wezel (Tübingen) - Zuschauer: 8 598 - Gelbe Karten: Omodiagbe, Kobylanski
96-Kurzschluß kurz vor
Schluß, Energie unter Strom
Zweite Pleite im Osten - in Cottbus lacht die Spreegurkenmafia
Der 96-Manager hatte nur gute Erinnerungen an die
Lausitz. "Ich war erst einmal in Cottbus, mit Bielefeld. An einem milden Freitagabend
gelang ein 3:0, wir hatten das Spiel im Griff und hätten sechs Tore machen können",
sagte Thomas von Heesen, "ich hätte nichts dagegen, wenn es diesmal so ähnlich
läuft." Am Freitag war wieder ein recht milder Abend. Aber die Punkte blieben in der
Lausitz ñ 1:0 für Cottbus gegen 96.
Energie stand sofort stark unter Strom. Die von Stadionsprecher Ronny Gersch als
"Helden von Bochum" (dort gelang ein 4:2-Erfolg) angeheizten Spieler schnürten
96 vorm eigenen Tor ein und drängten auf ein schnelles Tor. Helbig hatte die erste Chance
(4.), in der 16. Minute wurde es noch gefährlicher: Wiederum Helbig ließ Stefulj stehen,
erst scheiterte Latoundji an einem Abwehrbein, dann Miriuta an Sievers. Die wenigen
96-Fans wollten das nicht mitansehen, aber auch Nebelkerzen konnten die brenzlige
Anfangsviertelstunde nicht vertuschen.
Als sich die Rauchschwaden verzogen hatten, bekam 96 mehr Durchblick. Stendel, der zum
ersten Mal in der ersten Elf mitmachen durfte, brachte einen Entlastungsangriff vors Tor
(19.) - Milovanovic (27. und 34.) und noch mal Stendel (30.) versuchten, Energie eins
auszuwischen.
Diese 96-Dynamik ließ Cottbus-Trainer Geyer am Rande toben, sein Team hatte in
"diesem natürlich immer noch ganz besonderen Duell" (Geyer in der
Stadionzeitung) nur noch eine Möglichkeit bis zur Pause: Wawrzyczek allerdings fand in
Sievers (s)einen Meister.
In der Pause hatte Energie die Akkus offensichtlich wieder aufgeladen, Heidrich (48.),
Latoundji (49.) und Miriuta (50.) brachten die Gäste- Abwehr im Minutentakt ins
Schwimmen. Sievers und Glück verhinderten den Kurzschluss. Das gefiel der
"Spreegurkenmafia", dieser Heim-Fanklub forderte auf der Gegengeraden lautstark
nach weiteren Spezialitäten aus dem Spreewald.
96-Offensivkraft Stendel, der eine prima Partie bot (55.), und ein 96-Riese machten es
wieder spannend: Reinhardts wuchtigen Kopfball (62.) erwischte auf der Torlinie gerade
noch Latoundji - an diesem flotten Spiel hatten alle Spaß. In der 74. Minute kam für
Omodiagbe der zweite 96-Hüne. Stefan Blank stand enorm unter Spannung.
Gleich eine gute Tat: Seine Flanke verfehlte Milovanovic nur knapp (80.). Und dann
brannten bei 96 doch noch alle Sicherungen durch: Labaks Kopfball senkte sich über
Sievers. Ob die Fans in Hannover nach null Punkten von der Ost-Tour (1:2 Sonntag in
Chemnitz) für das Spiel gegen den KSC zu elektrisieren sind?
Die Reaktionen:
96-Trainer Branko Ivankovic: Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber unsere Chancen leider verschossen.
Cottbus-Trainer Eduard Geyer: Es war nicht das Spiel, was die Zuschauer von uns erwartet haben. Ich hatte Riesenrespekt. Hannover war das stärkste Team, das sich bisher hier vorgestellt hat. Der sieg war am Ende glücklich.
96-Manager Thomas von Heesen: Zu solch einem amateurhaften Fehler vor dem Gegentor sage ich nichts.
Markus Kreuz: Das ist doch schon normal für uns, zu dominieren und zu verlieren. So ein Spiel muß die Abwehr auch mal zu null beenden.
Goran Milovanovic: Uns hat das Glück gefehlt.
Jörg Sievers: Eine Verkettung von Fehlern, die zum 0:1 führte. Die Leistung war okay, aber wir haben wieder verloren. Das macht mich wahnsinnig.
Carsten Linke: Wenn wir so dumme Fehler machen, verlieren wir. So ist das eben. Basta.
Daniel Stendel: Das durften wir nicht verlieren.
Guido Buchwald (Trainer des nächsten 96-Heimgegners KSC): Trotz der Niederlage, 96 ist eine Spitzenmannschaft. Besonders gut gefallen hat mir Kreuz, der gehört in die Bundesliga.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Hechtete, faustete,
hielt alles - bis zum 0:1, da konnte die Nummer eins nur noch staunen.
Carsten Linke: Es brannte oft in der Nähe des Abwehrchefs, der einige
Kerzen produzierte. Linke hatte alsFeuerwehrmann allerdings auch gute Szenen.
Bastian Reinhardt: Hannovers Größter wäre zum 96-Riesen geworden, wenn
sein Kopfball nicht von Latoundji von der Linie befördert worden wäre (62.). Reinhardt
hatte auch die Energie-Stürmer weitgehend im Griff.
Danijel Stefulj: Bissig im Zweikampf, eine solide Leistung als
Manndecker.
Andrzej Kobylanski: Wurde schon in Hälfte eins von Kapitän Linke und
später von Sievers wegen schlechten Stellungsspiels in der Defensive zusammengestaucht.
Dafür gab es warme Worte für zwei gute Aktionen nach vorne.
Darlington Omodiagbe: Nicht so stark wie in Chemnitz. Omo putzte zwar
einige Gegenspieler weg, hatte in der Offensive diesmal aber nur wenig saubere Aktionen.
Sebastian Kehl: Mühte sich im Mittelfeld nach Kräften. Die allerdings
ließen in der Schlussphase nach.
Altin Lala: Fleißig, aber weitgehend wirkungslos.
Markus Kreuz: Vorne links oder hinten rechts, die Nummer zehn war
mittendrin statt nur dabei. Gut, dass 96 ihn nicht nach Kilometergeld bezahlt - das wäre
teuer.
Daniel Stendel: Zweikampfstark und nie ganz auszuschalten. Der frühere
Gütersloher hat immer ein Auge für die Mitspieler, das sah schon ganz gut aus im ersten
Spiel für 96 von Beginn an.
Goran Milovanovic: Gab wieder alles, doch das war gegen die starken
Cottbuser Manndecker leider zu wenig.
Stefan Blank: Kam für Omo und sorgte auf der linken Seite für Druck. Im
Pech bei einem Gewaltschuss.
Igoris Morinas: Kam spät und konnte sich nicht mehr bewähren.
Hier die Tore online: http://www.stud.uni-hannover.de/~willy/tor96.htm
(Quelle: Neue Presse, 23.10.99)
Der nächste Gegner: Am 31. Oktober um 15.00 Uhr zu Hause gegen den Karlsruher SC.