Hannover 96

Saison 1999/2000, 8.Spieltag

 

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Chemnitzer FC - Hannover 96 2:1 (0:0)

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96: Sievers - Linke - Baschetti, Reinhardt - Stefulj, Kehl, Kobylanski, Kreuz, Omodiagbe - Bounoua (58. Stendel), Milovanovic (88. Morinas) / Trainer: Ivankovic

Tore: 1:0 Dittgen (80.). 1:1 Stefulj (82.), 2:1 Dittgen (90.) - Schiedsrichter: Haupt (Mainz)  - Zuschauer: 6 150 - Gelbe Karten: Kehl, Stefulj, Omodiagbe


Chemnitz mit Klopapier, 96 lässt sich wegputzen
Niederlage kurz vor Schluß, in der Abwehr stimmt es nicht immer

Der Abpfiff kam drei Minuten zu spät. Jedenfalls für die 96-Spieler. Um 16.50 Uhr beendete Schiedsrichter Haupt am Sonntag die Zweitligapartie im Stadion an der Gellertstraße. 270 Sekunden zuvor hatte Marco Dittgen das 2:1 für Chemnitz erzielt - in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als Hannovers Profis "dachten, das Spiel ist schon fertig", wie 96-Trainer Branko Ivankovic hinterher bemerkte.

Als die Partie erst 15 Minuten jung gewesen war, da musste sie auch schon wieder kurz unterbrochen werden. Die Chemnitzer Fans hatten rund 20 Rollen Toilettenpapier über den Zaun geworfen und so den Strafraum ihrer Mannschaft weiß eingedeckt. Möglicherweise war das auch so eine Art Bewertung des Spiels - es war nicht spannender als auf dem stillen Örtchen. Es wurde geputzt, und das Geschehen verlagerte sich in den anderen Strafraum. Chemnitz spülte das Missfallen der Anhänger nun weg. Ervin Skela drückte nach einer Flanke von Dittgen beinahe den Ball über die Linie, doch 96-Torhüter Jörg Sievers war zur Stelle - die erste Chance in Minute 18. Fortan hatte Sievers alle Hände voll zu tun: Einen Kopfball vom langen Jörg Weber lenkte er ebenso übers Tor (20.) wie einen Schuss von Skela (25.). Es stimmte einfach nicht in der 96-Abwehr. Also durften sich auch Karsten Oswald (36., 37.) und Dittgen (45.) versuchen - vergeblich. Und 96? Hatte in Hälfte eins nur eine Chance durch einen Freistoß von Goran Milovanovic, den Ananiev aber aus der rechten Ecke holte (33.). Weil Ivankovic "die gefährlichen
Chemnitzer Konter" fürchtete, hatte er Zurückhaltung angeordnet.

Die aber legte seine Mannschaft nach der Pauseab. 96 wollte "Chemnitz überraschen", und beinahe wäre es auch gelungen. In Minute 64 verpasste Goran Milovanovic nach einer Flanke von Danijel Stefulj nur ganz knapp mit links die Führung. Nun spielte nur noch 96. "Angriff auf Angriff ist auf das gegnerische Tor gerollt" (Sebastian Kehl), was auch der Chemnitzer Trainer Christoph Franke mit Sorgen sah. Da kam es dann auch für ihn "überraschend, dass wir in Führung gehen konnten". Bastian Reinhardt war gegen den starken Chemnitzer Stürmer Dittgen einen Schritt zu spät gekommen, schon stand es 1:0 (81.).

Doch 96 schlug zurück: Markus Kreuz legte einen Freistoß von der Grundlinie für Stefulj auf, der zum 1:1 ausglich. Acht Minuten waren da noch zu spielen, und 96 war drauf und dran, noch den Siegtreffer zu erzielen. Dann aber kam die Nachspielzeit, und plötzlich stand Dittgen frei vorm 96-Tor, weil Kehl und Mirko Baschetti laut Ivankovic "gedanklich schon in der Kabine" waren.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Hannovers Nummer eins hielt erstklassig. Die Gegentreffer fielen aus kurzer Entfernung, da war nichts zu machen.

Carsten Linke: Kein ganz schwarzer Tag für den großen Blonden, aber der Abwehrchef hatte seine Hintermannschaft lange nicht so recht im Griff.

Bastian Reinhardt: Beim 0:1 war der lange Verteidiger nicht nah genug dran am Torschützen Dittgen. Auch sonst mit Stockfehlern.

Mirko Baschetti: Lief nach der Partie wortlos in die Kabine. Nach dem Tor zum 1:2 hatte es ihm die Sprache verschlagen. Da hätte nämlich er stärker auf Tuchfühlung gehen müssen zum doppelten Torschützen Dittgen.

Andrzej Kobylanski: In der ersten Halbzeit ganz schwach. Machte gegen Oswald auf der linken Seite eine traurige Figur, steigerte sich aber zur Freude von 96-Trainer Ivankovic in Hälfte zwei.

Darlington Omodiagbe: Hatte seine Stärken anfangs vor allem in der Defensive, weil er im zentralen Mittelfeld viele Bälle abfing. Im Pech bei zwei Fernschüssen (52., 56.). Omo bei weitem nicht so geschmeidig wie etwa Otto Addo, kann aber der neue 96-Darling werden, wenn er sich noch ein wenig steigert.

Sebastian Kehl: Großer Kampf, gutes Stellungsspiel vor der Abwehr - auch wenn er vorm ersten Gegentor ins Leere grätscht.

Danijel Stefulj: Auch er steigerte sich nach der Pause - ausgehend von einem ganz miserablen Niveau.

Markus Kreuz: War anfangs kaum zu sehen. Auch für ihn lief es erst in Hälfte zwei rund.

Mourad Bounoua: Spielte glücklos und produzierte viel zu viele Fehlpässe.

Goran Milovanovic: Wirkte nicht ganz so spritzig wie sonst. Lags an der Adduktoren-Verletzung?

Daniel Stendel: Belebte das Angriffsspiel, nachdem er für Bounoua gekommen war.

Igoris Morinas: Erst spät eingewechselt, konnte den Punkt auch nicht retten.

Die Pressestimmen:

Chemnitzer Morgenpost: 6 156 Fans machten ein Wechselbad der Gefühle durch. Und gingen nach dem 2:1 des CFC gegen Hannover Schweiß gebadet, aber freudestrunken nach Hause.

Freie Presse (Chemnitz): Aufspringen - hinsetzen. Noch mal aufspringen, wieder hinsetzen. Die Schlußphase des Zweitligakrimis CFC gegen Hannover verscheuchte die Kälte aus allen Gliedern.

Hannoversche Allgemeine Zeitung: Der Tiefschlaf in der Nachspielzeit kostete 96 in der zweiten Bundesliga ein Unentschieden und zwei Tabellenplätze.

Hier die Tore online: http://www.stud.uni-hannover.de/~willy/tor96.htm

(Quelle: Neue Presse, 18.10.99)


Der nächste Gegner: Am 22. Oktober um 19.30 Uhr beim FC Energie Cottbus.


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