Hannover 96

Saison 1999/2000, 3. Spieltag

 

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Hannover 96 - SV Waldhof Mannheim 2:2 (1:0)

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96: Sievers - Linke - Blank, Reinhardt - Baschetti (79. N'Diaye), Lala (58. Bounoua), Kreuz, Cherundolo (43. Kobylanski), Stefulj - Morinas, Milovanovic / Trainer: Ivankovic

Tore: 1:0 Milovanovic (10.), 1:1 Blank (57., Eigentor), 1:2 Vincze (76.), 2:2 Milovanovic (80.) - Schiedsrichter: Margenberg (Wermelskirchen) - Zuschauer: 15 502 - Gelbe Karten: Cherundolo, Morinas


Doppelter Milo rettet 96
Ausgleich erst in der 80. Minute
Blank schockt Addo und Fans mit Eigentor

Der Ballzauberer a. D. war da. Otto Addo, der für Dortmund in der Bundesliga noch nicht zum Zug gekommen ist, war mit der Bahn nach Hannover gekommen, "um 96 siegen zu sehen". Wurde nichts draus. Gegen Waldhof Mannheim reichte es am Freitag nur zu einem 2:2.img021303.jpeg (9893 Byte)

Dem Ex-96-Profi Addo hatte "ganz gut gefallen, was ich bisher von 96 in dieser Saison gesehen habe". Das waren allerdings nur die Tore im Fernsehen. Auch im Niedersachsen-Stadion musste er nicht lange warten, bis der erste Treffer fiel. In der zehnten Minute stand Goran Milovanovic zur richtigen Zeit am rechten Ort, als sich im Mannheimer Strafraum der Ball vor seine Füße senkte. Er hatte vorher inständig gehofft, dass ihm nach dem Doppelschlag von Gladbach "mit Gottes Hilfe" der erste Treffer daheim in Hannover gelingen würde.

Der Fußball-Gott muss ein Roter sein. Milovanovic schoss Torhüter Marius Todericiu an, doch dann trudelte der Ball ins Netz. Es war allerdings keinesfalls so, dass sich die Aufsteiger aus Mannheim so einfach in ihr Schicksal ergaben - im Gegenteil. 96-Torhüter Jörg Sievers bekam mehr zu tun, als ihm lieb sein konnte. Als Erster versuchte sich Protzel (11.), danach scheiterten auch Zhou (24.), Vincze und Ernst (beide 25.) und Rehm (34.) an Hannovers Nummer eins.

Die 96-Abwehr um Chef Carsten Linke bekam immer dann Probleme, wenn Mannheim mit kurzen, präzisen Pässen aus dem Mittelfeld in die Spitze agierte. Es war ein munteres Spiel, das 96 erst gegen Ende der ersten Halbzeit wieder richtig in den Griff bekam.

"Da hätten sie den Sack schon zumachen müssen", meinte Addo. Doch erst gelang Andrzej Kobylanski aus sieben Metern kein Treffer gegen seinen Ex-Klub, dann scheiterte Markus Kreuz zweimal aus aussichtsreicher Position. Addo vermutete in der Pause, "dass es jetzt noch einmal ganz schwer wird".

Vor allem für Stefan Blank: Er stand in Minute 57 zur falschen Zeit am falschen Ort - und schoss den Ball nach einem Pfostentreffer von Zhou ins eigene Tor. 96-Trainer Branko Ivankovic reagierte, brachte Bounoua für Lala, aber keine Ordnung ins Offensivspiel seiner Mannschaft.

Mannheim blieb gefährlich - und in der 76. Minute wars plötzlich passiert: Otto Vincze traf aus 17 Metern rechts oben in den Winkel. Da stöhnte auch Addo vor Entsetzen auf. Vier Minuten später entspannten sich auch seine Gesichtszüge wieder. Milovanovic legte noch einmal per Kopf nach - 2:2. Der Publikumsliebling rannte in die Fankurve und ließ sich feiern. Jetzt lieben sie ihn noch mehr, den doppelten Milo.

Die Einzelkritik:

Sievers: Der ehrgeizige Ersatzmann Müller mag ja bei 96 mehr Geld verdienen als die Nummer eins. Doch er wird es weiter auf der Bank zählen müssen. Sievers hatte Übersicht, Reflexe, die Tore waren unhaltbar.

Linke: Ein Beckenbauer wird er nicht mehr. Doch der 33-Jährige ist auf seine alten Fußball-Tage noch recht frisch, gewann viele Zweikämpfe.

Reinhardt: Sein Gegenspieler muss sich wie im Zoo vorgekommen sein. Wie eine Giraffe arbeitete Reinhardt in der Luft, auch am Boden kam er sich mit seinen langen Beinen kaum ins Gehege.

Blank: Selber Schuld, dass er so heißt. Also: Hannovers Meister Propper glänzt als Manndecker immer noch nicht. Sein Eigentor war Pech.

Baschetti: Europameister Dieter Eilts hat den Job 1996 in England erfunden - Staubsauger. Baschetti brummte also wieder tadellos, hätte für seine hohe Kilometer-Leistung sogar eine saubere Extra-Prämie verdient.

Stefulj: Diesmal machte der defensive Kroate weniger Schönes für die Offensive. Trotzdem robust.

Cherundolo: Viele haben gar nicht gemerkt, dass der junge Amerikaner auf dem Platz war. Er ist erstens nicht besonders groß gewachsen, war zweitens auch nur ein paar Mal am Ball.

Lala: Wie eine Biene. Maja wäre zum Anfang stolz auf den emsigen Albaner gewesen, der aber aus seinen Freiheiten zu wenig machte. Keine Honig-Leistung, später ließ er die Flügel hängen und summte vom Platz.

Kreuz: Nach der Note 1 in Gladbach wars diesmal nur befriedigend. Eine 3 für drei, vier kluge Pässe und drei, vier dumme Pässe.

Milovanovic: Das Runde muss ins Eckige, Milo hält sich an die wichtigste Weisheit im Fußball. Ein Riese.

Morinas: Der Litauer fährt einen Opel Astra und gerne bedächtig. Leider stürmt er zur Zeit auch so.

Kobylanski: Musste diesmal nicht ins Tor, sondern für Cherundolo auf die linke Seite. Leider nur einen Deut besser.

N'Diaye: Liebling der Fans. Was hätten die gejubelt, wenn der Senegalese noch ein Tor geschossen hätte. Aber dafür müsste er den Ball erst mal richtig treffen.

Bounoua: Fand zwar auf den Rasen, wusste dann aber den richtigen Weg nicht mehr. Muss sich noch finden.

Die Reaktionen:

96-Kotrainer Ivica Frkic: Wir haben vor beiden Toren Fehler gemacht. Wir wollten viel ruhiger spielen, waren aber zu nervös. Wir müssen damit leben, daß wir auch das zweite Heimspiel nicht gewonnen haben.

Andrzej Kobylanski: Ich denke, daß beide Seiten viele Chancen herausgespielt haben. Wenn ich das 2:0 gemacht hätte kurz vor der Pause, wäre die Partie vielleicht anders gelaufen. Das Unentschieden war letztendlich aber gerecht.

Stefan Blank: Wir hätten früh den Sack zumachen müssen. Mein Eigentor war einfach ein Reflex, ich habe automatisch den Fuß gegen den Ball gehalten.

Goran Milovanovic: Ich hätte lieber 1:0 gewonnen, als zwei Tore geschossen. Die beiden Treffer waren am Ende nichts wert. Wir haben nicht richtig Fußball gespielt.

Bastian Reinhardt: Wir hätten frühzeitig das 2:0 machen müssen. Hinten haben wir nicht clever genug gespielt.

96-Chef Martin Kind: Wir sind froh, daß wir nicht verloren haben.

Mannheims Trainer Uwe Rapolder: Wir sind nach Hannover gekommen, um einen offenen Schlagabtausch zu suchen. Es ist uns leider nicht gelungen, drei Punkte mitzunehmen. Wir sind zu vielem fähig.

96-Trainer Branko Ivankovic: Es tut mir leid, daß wir nach dem Sieg gegen Gladbach nicht noch einmal drei Punkte geholt haben. Es war jedoch ein Spiel von hoher Qualität. Wir haben jetzt 15 Tage Zeit, uns auf die nächste Partie vorzubereiten.

Hier die Tore online: http://www.stud.uni-hannover.de/~willy/tor96.htm

(Quelle: Neue Presse, 30.08.99)


Der nächste Gegner: Am 10. September bei Kickers Offenbach.


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