Hannover 96 | Saison 1999/2000, 2. Spieltag |
Bor. Mönchengladbach - Hannover 96 2:3 (1:1) |
96: Sievers - Linke - Blank, Reinhardt - Baschetti, Lala (67. Bounoua), Kreuz, Cherundolo, Stefulj - Morinas (79. Sainoski), Milovanovic (89. Kehl) / Trainer: Ivankovic
Tore: 0:1 Blank (9.), 1:1 van Lent (36.), 1:2, 1:3 Milovanovic (47., 57.), 2:3 Frommer (81.) - Schiedsrichter: Keßler (Wogau) - Zuschauer: 24 200 - Gelbe Karten: Cherundolo, Blank, Bounoua, Sievers
Milo, Milo, meisterhaft!
Dieses Selbstbewusstsein. "Nur ein Jahr, dann sind wir wieder da" - so stands im
Fohlen-Echo, dem Stadionheft von Borussia Mönchengladbach. Die Profis des Ex-Erstligisten
trabten allerdings Sonntag eher Richtung Regionalliga - 96 gewann 3:2. Nach dem miserablen
Aufgalopp gegen TB (2:3) ist für Hannover die Fußball-Welt wieder in Ordnung.
Die erste Überraschung in Gladbach gabs schon am Sonnabend. Trainer Rainer Bonhof schmiss
Toni Polster aus dem Kader - wegen fehlender Fitness. Dafür möbelte er den Sturm mit
einem Brasilianer auf: Chiquinho durfte ganz vorne gegen 96 ran, das ist der junge Mann,
der am vorigen Sonntag wegen angeblicher Selbstmordabsichten in eine psychiatrische Klinik
eingeliefert worden war.
Am Sonntag schien er schon wieder ganz lebensfreudig, Gegenspieler Stefan Blank sah gegen
den flinken Südamerikaner bei einem schnellen Gegenstoß in Minute sechs die Hacken - und
gleich danach wegen Haltens Gelb. Dann aber verlor Chiquinho seinen Bewacher aus den
Augen. Blank traf zum 0:1 (Foto). Und 96 spielte weiter mutig nach vorn.
"Wir müssen die ersten 25 Minuten überstehen, dann werden die Gladbacher
nervös", hatte Trainer Branko Ivankovic vorher gefordert. Es war genau anders herum:
Die Borussia wurde immer besser und schaffte den Ausgleich durch Arie van Lent. Hälfte
zwei begann so, wie jede Halbzeit für 96 beginnen sollte: mit einem Tor. Genau 30
Sekunden nach Wiederanpfiff war Goran Milovanovic zur Stelle. Er feierte seinen zweiten
Treffer für 96 (nach dem 1:0 in Lübeck) ausgelassen auf der Bande hinter dem Gladbacher
Tor. Schiedsrichter Jörg Keßler erwies sich als Partymuffel, er zeigte Milo Gelb. Zehn
Minuten später zügelte sich der neue Publikumsliebling ein wenig und bejubelte diesseits
der Torlinie das 1:3. Seine beiden Treffer widmete Milovanovic den Fans: "Sie glauben
an mich und lieben mich, das gibt mir Kraft." Doch es wurde noch einmal spannend.
Nico Frommer köpfte das 2:3 (81.). Drei Minuten vor Schluss fiel eben dieser Frommer nach
einem Zusammenstoß mit Sievers. Schiedsrichter Keßler zeigte schon zum Elfmeterpunkt,
ließ sich von seinem Assistenten Jens Oehme jedoch eines Besseren belehren. 96 behielt
die drei Punkte und die gute Laune.
Mit einer Welle vor den knapp 1000 mitgereisten Fans feierten sie den Auswärtssieg.
"Wenn wir am Freitag nun noch drei Punkte gegen Mannheim holen, meinte Kapitän
Carsten Linke, "dann wars doch ein gelungener Saisonstart."
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Ein sicherer Rückhalt. Bei den
Gegentoren war nichts zu machen.
Carsten Linke: "Meine Leistung sollen andere beurteilen",
meinte er nach dem Spiel. Machen wir: Alles in Ordnung, nur vorm 1:1 durch van Lent hätte
der Abwehrchef ruhig mal hochspringen dürfen.
Bastian Reinhardt: Legte per Kopf für Blank das erste Tor auf und hatte
den "fliegenden Holländer" van Lent sehr gut im Griff.
Stefan Blank: Eine saubere Leistung - nicht allein wegen seines Tores.
Mirko Baschetti: Machte wieder die Drecksarbeit als Staubsauger vor der
Abwehr. Spielte einige unsaubere Pässe, hatte aber viele gute Szenen in der Defensive.
Danijel Stefulj: Gelungener Einstand im rechten defensiven Mittelfeld.
Der Mann hat Selbstbewusstsein und keine Angst vor großen Namen. Das bekam Frontzeck zu
spüren, als Stefulj ihn vernaschte.
Steven Cherundolo: Spielt nicht mehr so unbekümmert wie in der vorigen
Saison. Der Beachboy aus Kalifornien hätte auf der Sonnenseite des Fußballer-Lebens
stehen können, wenn er in der Schlussminute freistehend das 4:2 gemacht hätte.
Altin Lala: Ackerte im offensiven Mittelfeld, nach etwas mehr als einer
Stunde ging ihm jedoch die Luft aus.
Markus Kreuz: Viele Sprints, tolle Pässe, der "Kreuzer" - so
wird er von Mitspielern genannt - war nicht zu stoppen.
Igoris Morinas: Spielte zwei gute Pässe. Der Litauer muss aber noch mehr
arbeiten.
Goran Milovanovic: Zwei Chancen, zwei Treffer - so effektiv stürmen
sonst nur die ganz Großen.
Mourad Bounoua: Kam für Lala, empfahl sich aber noch nicht für die
Stammelf.
Dzevdet Sainoski: Fiel nur in einer Szene auf, als er ein Sprintduell
über 18 Meter verlor. Er hatte aber fünf Meter Vorsprung.
Sebastian Kehl: Konnte sich nicht mehr auszeichnen.
Hier die Tore online: http://www.stud.uni-hannover.de/~willy/tor96.htm
(Quelle: Neue Presse, 23.08.99)
Der nächste Gegner: Am 27. August zu Hause gegen den SV Waldhof Mannheim Vorschau