Hannover 96

Bundesligakurier

Interview mit Carsten Linke
„Auch in der 2. Liga wird guter Fußball gespielt"

Für Carsten Linke ging vor Saisonbeginn ein großer Wunsch in Erfüllung: Mit Hannover 96 wieder in der 2. Bundesliga zu spielen. Das war nämlich auch der Fall, als der 33jährige gelernte Raumausstatter und Abwehrspieler mit Leib und Seele in der Winterpause der Saison 1995/96 an die Leine wechselte. Seitdem hat der verheiratete Familienvater (Frau Anja und Sohn Marvin) 87 Spiele für Hannover 96 absolviert und dabei 13 (oft wichtige) Tore erzielt. Zuvor war der sympathische Profi aktiv beim VfL Bad Zwischenahn, VfB Oldenburg, FC Homburg und dem 1. FC Saarbrücken. In einem Interview mit dem Bundesliga-Kurier stand Carsten Linke Rede und Antwort über seine Rolle, über das bisherige Abschneiden und über die Zukunft von Hannover 96.

Bundesliga-Kurier: Herr Linke, was macht der Kopf?

Carsten Linke: „Dem geht es gut. Ich habe zwar im Testspiel gegen Hertha BSC etwas abgekriegt, aber es war nur eine kleine Beule ".

Bundesliga-Kurier: Gegen die Berliner haben Sie bis zur Auswechslung im Sturm gespielt. Wird das Ihre neue Rolle im 96-Spiel?

Carsten Linke: „Das weiß ich nicht. Das muß der Trainer entscheiden. Ganz auszuschließen ist es aber nicht. Eigentlich bin ich ja gelernter Stürmer, und in Oldenburg sowie in Homburg habe ich auch schon im Angriff gespielt."

Bundesliga-Kurier: Die zweiwöchige Pause seit dem Cottbus-Match hat das Team mit mehreren Testspielen überbrückt. Wie beurteilen Sie diese Begegnungen?

Carsten Linke: „Sie haben einen relativ hohen Stellenwert. Besonders das Treffen gegen Hertha BSC war wichtig, vor allem für die Spieler, die bisher keinen Stammplatz haben. In diesen Begegnungen können sie ihr Können beweisen."

Bundesliga-Kurier: Die schwere Herzerkrankung von Gerald Asamoah war das Thema in den vergangenen Tagen. Wie beurteilt die Mannschaft den Ausfall des Stürmers?

Carsten Linke: „Darüber wird bei uns sehr viel diskutiert. Wir müssen sehen, ob wir die Lücke mit dem eigenen Material schließen können oder ob wir uns mit einem neuen Stürmer verstärken. Er muß aber zu uns passen und finanzierbar sein. Diese beiden Komponenten müssen stimmen. Wer immer Gerald ersetzt, er steht unter großem Druck, denn er wird an ihm gemessen."

Bundesliga-Kurier: Der 956-Kader ist doch schon groß. Sind da Verstärkungen wirklich notwendig? Die Spieler Nr. 21 bis 25 sind mit ihrer Situation unzufrieden. Muß man nicht auch an eine homogene Stimmung in der Mannschaft denken?

Carsten Linke: „Zunächst muß ich sagen, daß wir eine homogene Mannschaftsstruktur haben. Es gibt Härtefälle, aber das ist doch normal. Wenn ein Verein die Qualität des Kaders verbessern kann, muß er das auch machen."

Bundesliga-Kurier: Das Los Ihres Teamkollegen Gerald Asamoah hat Sie sicherlich auch persönlich nachdenklich gemacht. Überlegt man sich jetzt, vielleicht öfter zu einer sportmedizinischen Untersuchung zu gehen?

Carsten Linke: „Bisher bin ich davon ausgegangen, daß die üblichen Gesundheits-Checks ausreichen. Aber vielleicht wäre es ratsam, von Seiten des DFB kardiologische Untersuchungen vorzunehmen. Sie sind in der sportmedizinischen Überprüfung nicht vorgesehen. Wenn bei einem Belastungs-EKG Auffälligkeiten festgestellt werden, wird man informiert. Aber die Krankheit von Gerald konnte man damit nicht erkennen. Das ist eine Lücke im System."

Bundesliga-Kurier: Was ist für Sie bisher die größte Überraschung in der 2. Liga?

Carsten Linke: „Keine Frage, das sind die Ulmer. Ich hätte zwar vorher nicht gesagt, daß der SSV eine schwache Mannschaft ist, aber daß sie sich so lange vorne halten, ist ungewöhnlich. Alles andere überrascht mich nicht. Die Anfangsprobleme der Bundesliga-Absteiger waren zu erwarten. Bei TeBe Berlin macht sich die Erfahrung der Spieler positiv bemerkbar."

Bundesliga-Kurier: Der 1. FC Köln kommt aber nicht in Schwung?

Carsten Linke: „Das hängt mit dem System zusammen, das sie spielen. Vom Spielerpotential sind die Kölner gut bestückt. Wenn man aber ohne Absicherung spielt, muß man scheitern. Im Gegensatz zu Herrn Schuster bin ich nämlich der Meinung, daß in der 2. Liga guter Fußball gespielt wird."

Bundesliga-Kurier: Bei Hannover 96 fällt der große Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsleistungen auf. Was sind die Ursachen?

Carsten Linke: „Die Hauptursache liegt darin, daß wir auswärts nicht so konsequent nach vorne spielen."

Bundesliga-Kurier: Stellt Euch der Trainer zu defensiv ein?

Carsten Linke: „Nein, der Trainer fordert uns schon auf, auch auswärts nach vorne zu spielen. Das ist mehr eine Sache im Kopf. Man tritt im auswärtigen Stadion nicht so selbstbewußt auf, auch die Stimmung auf den Zuschauerrängen ist anders."

Bundesliga-Kurier: Gegen Rot-Weiß Oberhausen sollen Sie ihr 203. Spiel in der 2. Liga absolvieren. Träumen Sie manchmal von einem Einsatz in der Bundesliga?

Carsten Linke: Das Thema habe ich zu den Akten gelegt, da mache ich mir keine Gedanken. Ich werden sehen, wie es nach Saisonende weitergeht.

(Quelle: Bundesligakurier Heft 5, Saison 1998/99)


Startseite