Hannover 96

Bundesligakurier

Interview mit Jens Rasiejewski
„Unsere Stärke ist die Geschlossenheit im Team"

Für Jens Rasiejewski hat sich im dritten Vertragsjahr bei Hannover 96 der Wunsch nach der Rückkehr in die 2. Bundesliga erfüllt. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler war von Trainer Reinhold Fanz vom FSV Frankfurt in die niedersächsische Landeshauptstadt geholt worden. Das Vertrauen, daß der 96-Coach in den Mittelfeldspieler gesetzt hat, war nicht umsonst. Schließlich hatte der neue 96-Kapitän im Jahr 1995 vier Monate lang keinen Fußball gespielt. Eine schwere Knieverletzung hatte für diese Pause gesorgt und niemand konnte garantieren, daß Jens Rasiejewski so hervorragend wieder Fuß fassen würde.

Der beim VfL Marburg groß gewordene Neu-Hannoveraner hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Auwahlteams der U 16, U 17, U18 und U 21-Mannschaften durchlaufen. In einem Interview mit dem Bundeliga-Kurier gab Jens Rasiejewski seine Eindrücke zum täglichen Geschehen wieder.

Bundesliga-Kurier: Wie beurteilt der Kapitän von Hannover 96 den bisherigen Verlauf der Saison nach dem Aufstieg in die zweite Liga?

Jens Rasiejewski: „Ich würde sagen durchwachsen. Wir mußten uns alle an die neue Klasse gewöhnen. Wir haben noch zuviele individuelle Fehler gemacht, die von unseren Gegnern hart bestraft wurden. Dabei haben wir auswärts gute Spiele abgeliefert, doch leider konnten wir die Torchancen nicht nutzen."

Bundesliga-Kurier: Wo liegen die Stärken und Schwächen der Mannschaft?

Jens Rasiejewski: „Unsere Pluspunkte liegen in der mannschaftlichen Geschlossenheit. Wir haben außerdem eine Reihe von kreativen Spielern in unseren Reihen. Auch auszurechnen sind wir schwer. Unser Minus habe ich schon erwähnt. Wir müssen die persönlichen Handicaps verbessern."

Bundesliga-Kurier: Wie sind Sie eigentlich Kapitän der Mannschaft von Hannover 96 geworden?

Jens Rasiejewski: „Er wurde teils gewählt, aber auch teils bestimmt. Jörg Sievers hat gemeint, daß er als Torwart nicht so in das Spiel eingreifen kann, wie dies manchmal einfach nötig ist. So fiel die Wahl auf mich, die der Trainer wohl auch unterstützt hat."

Bundesliga-Kurier: Wo liegt Ihrer Meinung der Unterschied zwischen der zweiten Liga und der Regionalliga?

Jens Rasiejewski: „Auf jeden Fall ist das Tempo in der 2. Bundesliga höher. Alle Mannschaften sind fit, also gut austrainiert. In der Regionalliga bauten die meisten Teams doch nach der Halbzeit enorm ab. Wir konnten dann unsere Tore schießen. Jetzt halten alle Gegner 90 Minuten mit, dies macht die Sache ungleich schwerer. Es wird gegenüber der Regionalliga auch im taktischen Bereich besser gespielt. Dagegen werden die Zweikämpfe nicht härter geführt."

Bundesliga-Kurier: Welche Rolle spielen nach Ihrer Meinung die Fans bei Hannover 96?

Jens Rasiejewski: „Eine enorm große. Sie unterstützen uns ganz hervorragend. Es macht großen Spaß, wenn der Funke von der Mannschaft auf die Anhänger überspringt. Unsere Fans sind besonders bei den Auswärtsspielen großartig. Im Niedersachsen-Stadion sind sie der zwölfte Mann. Uns Spielern tut das sehr gut. Ich kann mich nur bei allen Fans für die bisherige Unterstützung bedanken."

Bundesliga-Kurier: In Mainz wurden keine Tore geschossen, obwohl Ihre Mannschaft über eine Vielzahl von Chancen verfügte. Woran lag es?

Jens Rasiejewski: „Es stimmt. Wir hatten sehr gute Einschußmöglichkeiten. Aber es lag an vielen Dringen. Den Stürmern darf man nicht allein die Schuld geben."

Bundesliga-Kurier: Wie lange läuft noch Ihr Vertrag?

Jens Rasiejewski: „Ich bin bis 30. Juni 2000 an Hannover 96 gebunden. Mir gefällt es sehr gut im Team, es macht Spaß."

Bundesliga-Kurier: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Jens Rasiejewski: „Ich möchte in erster Linie gesund bleiben, damit ich meinen Beruf als Profi noch einige Jahre ausüben kann. Mit Hannover 96 den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga schaffen, das ist mein Hauptanliegen."

Bundesliga-Kurier: Sie wollten vor Saisonbeginn zum VfL Wolfsburg wechseln. Lockt die Bundesliga immer noch?

Jens Rasiejewski: „Die Bundesliga ist für jeden Spieler erstrebenswert. Ich verfolge die Liga genau. Aber wir Profis können nur immer von Spiel zu Spiel und von Woche zu Woche denken. Es ist ein schmaler Grad, auf dem wir uns bewegen."

Bundesliga-Kurier: Gibt es einen Alleingang vom FC Bayern München und wie beurteilen Sie den Nationalmannschafts-Rücktritt von Stefan Effenberg?

Jens Rasiejewski: „Die Bayern sind in dieser Saison gut drauf. Sie haben sich gezielt verstärkt und spielen im Augenblick auch einen sehr guten Ball. Die Entscheidung von Effenberg kann ich nicht verstehen. Es muß doch eine Ehre sein, für sein Land zu spielen."

(Quelle: Bundesligakurier Heft 4, Saison 1998/99)


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