Hannover 96

Bundesligakurier

Interview mit Trainer Reinhold Fanz
Hannover 96 setzt in der 2. Bundesliga auf ein junges Team

Trainer Reinhold Fanz hat die Mannschaft von Hannover 96 wieder in die 2. Fußball-Bundesliga geführt. Der 44 Jahre alte Coach zieht mit der jüngsten Mannschaft überhaupt in das „Unterhaus" ein und ist für die kommende Saison keineswegs pessimistisch. Dennoch mag der Familienvater nicht, daß sein Team unter Druck gesetzt wird. Der Klassenerhalt ist sein erstes Ziel. Reinhold Fanz weiß, wie schwer es für seine Talente werden wird, wenn der Zweitliga-Alltag beginnt.

Er hat in der Vorbereitung versucht, die Mannschaft optimal auf den Saisonstart zu trimmen. Durch viele verletzte Spieler ist ihm dies nicht nach seinen Vorstellungen geglückt. Trotzdem ist der 96-Trainer überzeugt, daß seine Mannschaft gerade gegen den Bundesliga-Absteiger Karlsruher SC eine gute Vorstellung bietet. Er warnt aber auch vor zu großem Optimismus, denn sein Team muß sich in der neuen Umgebung erst zurechtfinden.

Die „Torfabrik Hannover 96" wird es in der 2. Bundesliga allerdings nicht geben. Nach Meinung von Reinhold Fanz werden die gegnerischen Abwehrreihen ein munteres Toreschießen seiner Spieler nicht zulassen. Im Gespräch mit dem „Bundesliga-Kurier" nahm der 96-Trainer zu den aktuellen Themen Stellung und wagte einen Ausblick in die neue Saison.

Kurier: Waren Sie mit dem Ablauf der Vorbereitungen zufrieden?

Fanz: „Nein, ganz und gar nicht. Wir hatten zuviele Spieler, die sich mit alten Verletzungen herumgeplagt haben. Durch die Ausfälle von Addo, Dworschak, Lala, Blank und Kehl mußte ich immer wieder umdisponieren. Hinzu kamen die Beschwerden bei Matthias Becker. Ihn mußte ich erst einmal zum Auskurieren wieder nach Stuttgart zurückschicken. Deshalb kann ich nicht von einer guten Vorbereitung sprechen."

Kurier: Was wird denn mit Matthias Becker?

Fanz: „Er hat die sportärztliche Untersuchung bei uns nicht bestanden. Wir müssen abwarten. Wenn er keine Schmerzen mehr hat und sich für den Leistungssport fit fühlt, dann können wir uns über eine weitere Beschäftigung bei uns unterhalten. Er hat geglaubt, daß die Beschwerden nachlassen, doch dies war nicht der Fall."

Kurier: Welche Spieler haben denn in den Testspielen einen guten Eindruck hinterlassen?

Fanz: „Stefan Blank hat gezeigt, daß er für uns eine Verstärkung sein kann. Ich hoffe, daß er mir bald wieder zur Verfügung steht. Er hat sich einen Innenbandschaden zugezogen, der erst restlos geheilt werden muß. Schade auch, daß Sebastian Kehl uns wegen der Teilnahme an der Europameisterschaft auf Zypern nicht zur Verfügung stand. Er muß nach seiner Rückkehr erst den Anschluß finden. Es ist bitter für den Jungen, daß er im taktischen und technischen Bereich um Längen hinter seiner Konkurrenz zurückliegt. Ich glaube aber, daß wir an ihm noch viel Freude haben werden."

Kurier: Stimmt es, daß Sie den Junioren-Nationalspieler nicht zur EM schicken wollten und deshalb Ärger mit DFB-Trainer Rainer Bonhof hatten?

Fanz: „Absoluter Quatsch. Wir müssen ihn doch für DFB-Maßnahmen freistellen. Ich habe es nur bedauert, daß er durch Lehrgänge und Länderspiele oft nicht zur Verfügung steht. Außerdem möchte Sebastian sein Abitur bauen. Wir haben volles Verständnis für ihn. Doch er wird bei ständiger Abwesenheit kaum Fuß in der Mannschaft fassen können. Aber deshalb habe ich keinen Ärger mit Rainer Bonhof."

Kurier: Was wird sich für Ihre Mannschaft in der 2. Liga ändern?

Fanz: „Die 34 Punktspiele werden ein ganz harter Schlauch für alle. Die Spieler müssen sich gewaltig umstellen. Das Tempo ist höher, die Zweikämpfe härter und die Nervenanspannung wird um ein Vielfaches größer sein. Dies alles müssen wir berücksichtigen, wenn es jetzt in eine neue Saison geht."

Kurier: Dürfen die Fans mehr als den Klassenverbleib in diesem Jahr erwarten?

Fanz: „Nein, alles andere wäre eine Träumerei. Ich habe die jüngste Mannschaft der Liga, der Verein verfügt derzeit über den niedrigsten Etat und die Ansetzung mit einem Heim- und anschließend drei Auswärtsspielen ist für einen Aufsteiger mehr als ungünstig. Aber ich klage nicht, wir müssen da durch."

Kurier: Muß das Publikum dann nicht wie bei den Aufstiegsspielen gegen Tennis Borussia Berlin mithelfen?

Fanz: „Selbstverständlich, ich setze auf unsere Fans und Anhänger. Sie müssen Fehler verzeihen können und in kritischen Situationen ist moralische Unterstützung angesagt. Pfiffe bringen uns da nicht weiter. Im Gegenteil, sie können dazu führen, daß die Spieler verkrampfen. Ich kann versprechen, daß sich die Mannschaft in jedem Spiel bemühen wird, eine gute Leistung zu bringen. Wenn der Gegner einmal stärker sein sollte, dann ist dies auch zu akzeptieren."

Kurier: Was erwarten Sie vom Auftaktspiel gegen den Karlsruher SC?

Fanz: „Das wird ein ganz schweres Spiel. Der Bundesliga-Absteiger will zurück in die höchste Spielklasse. Die Mannschaft konnte sich durch lukrative Verkäufe anschließend wieder verstärken. Der KSC hat in der Vorbereitung schon angedeutet, daß der Abstieg spätestens nächstes Jahr korrigiert werden soll. Wir müssen uns auf eine harte Auseinandersetzung gefaßt machen."

(Quelle: Bundesligakurier Heft 1 Saison 1998/99)


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