Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 32. Spieltag


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Hannover 96 - Tennis Borussia Berlin 0:0

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96: Sievers - Linke - Reinhardt, Dworschak (72. Hecking) - Kreuz (65. Morinas), Addo, Lala (82. Arslan), Rasiejewski, Blank - Asamoah, Kobylanski / Trainer: Gerber

Tore: Fehlanzeige - Zuschauer: 48 000


96 tor- und mittellos - so reichts nicht zum Aufstieg
35 Minuten zwei Mann mehr gegen TB - schon wieder Unentschieden

 
Sie haben's nicht geschafft. 35 Minuten spielte 96 zu elft gegen neun Berliner, und doch reichte es nicht zum Sieg. 0:0 gegen TB - schon das sechste Unentschieden in den zurückliegenden zehn Spielen. Wohl zu wenig für den Aufstieg. Schon vor der Partie gab's einige Aufregung. Auf dem Platz lagen nach den Westernhagen-Konzerten viele Schrauben - Schiedsrichter Volker Wezel ließ die Metallstifte wegenVerletzungsgefahr entsorgen.

Auch nach dem Anpfiff schaute Wezel genau hin. Es gab viel zu tun, weil TB mit allen Mitteln das große Ding in Hannover drehen wollte. Vor allem die Ex-96er Niclas Weiland und Fahed Dermech schienen übermotiviert. Nach der ersten von fünf gelben Karten für TB nahm Trainer Winfried Schäfer Weiland vorsorglich vom Platz (24.). Auch die Auswechslung von Dermech schien nach dessen Verwarnung wegen eines Fouls an Rasiejewski nur eine Frage der Zeit - Ersatzmann Ivan Kozak stand schon an der Außenlinie bereit, doch Schäfer zögerte. Als Dermech Rasiejewki noch einmal umnagelte, war's zu spät. Er traf den 96-Kapitän mit gestrecktem Bein und mußte mit Gelb-Rot (45.) runter. Ein Hammer für TB und seinen Schäfer. Der hatte mittlerweile auf der Tribüne Platz genommen. Er soll Wezel
als "belgische Dachpfanne" bezeichnet haben. So reich die Partie an Fouls war, so arm war es an spielerischen Höhepunkten. 96 hatte gut und mit viel Druck begonnen, wurde aber immer schwächer. "Wir haben im ganzen Spiel vielleicht ein handvoll Schüsse aufs Tor gebracht", ärgerte sich Markus Kreuz später.

Dabei hatte 96 in Hälfte zwei alle Möglichkeiten, denn zehn Minuten nach Wiederanpfiff sah auch Matthias Hamann Gelb-Rot. Er hatte innerhalb einer Minute erst den Ball weggetreten und dann Gerald Asamoah mit einem Ellbogen-Check niedergestreckt. Doch Trainer Franz Gerber mußte mitansehen, wie "meine Mannschaft immer unruhiger geworden ist". TB stellte sich an den 16-Meter-Raum und hämmerte die Bälle einfach hinten raus. Zum Entsetzen der 48 000 Zuschauer hatte 96 nicht die handwerklichen Mittel, den Berliner Riegel zu knacken. Die größte Chance hatte noch Stefan Blank, doch der U21-Nationalspieler verstolperte (63.). Auch Kobylanski (66.), Addo (68. und 85.) und Asamoah (89.) versuchten sich vergeblich.

"In den entscheidenden Momenten scheitern wir immer", haderte Gerber. "Doch wir kämpfen weiter. So lange, wie Platz drei rechnerisch noch möglich ist."

Die Reaktionen:

96-Trainer Franz Gerber: Ich glaube, daß die Mannschaft alles gegeben hat. Ich kann ihr keinen Vorwurf machen, im Gegenteil.

TB-Trainer Winfried Schäfer: Es war wieder mal ein sehr hektisches Spiel – wie immer in Hannover. Meine Mannschaft hat eine tolle Moral gezeigt. Sie hatte das Spiel auch in Unterzahl im Griff.

96-Chef Martin Kind: Nach dem zweiten Platzverweis habe ich gedacht, es reicht mindestens zum 1:0. Wir hoffen weiter auf den Aufstieg.

Torhüter Jörg Sievers: Wir hätten irgendwie ein Ding machen müssen.

Markus Kreuz: Wir hätten mehr über die Außen angreifen müssen. Wenn die anderen sich jetzt nicht ganz blöd anstellen, war’s das für uns.

Dieter Hecking: Wir hätten mehr spielen müssen, anstatt immer nur die Bälle lang nach vorne zu schlagen.

Bastian Reinhardt: Wir haben gespielt wie bei den Amateuren. So kann man nicht aufsteigen.

TB-Stürmer Kreso Kovacec: Das Ergebnis ist für beide doof. Karlsruhe hat jetzt die beste Perspektive.

 

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Für ihn war’s wie früher in der Regionalliga. Die Partie spielte sich weit weg vom 96-Tor ab, Sievers war arbeitslos.

Carsten Linke: Gerbers Libero-Joker stach. Gute Pässe, gute Leistung.

Matthias Dworschak: Hatte Kovacec nur einmal nicht im Griff, als der Ex-96-Profi im Strafraum stürzte. Aber es war kein Foul, Kovacec traf auf Dworschaks Fuß.

Bastian Reinhardt: Weil TB nur einen Stürmer aufbot, rückte Manndecker Reinhardt ins Mittelfeld vor. Hätte mehr nach vorne machen können.

Stefan Blank: Erst riesig, dann schlapp. Vergab zwei gute Chancen.

Jens Rasiejewski: Stellte Copado kalt. Daß er Freistöße schießt, sollte Gerber verbieten.

Altin Lala: Zuletzt zweimal in zentraler Position gut, gestern auf rechts schwach.

Otto Addo: Kam gegen die kompakte Berliner Abwehr nicht einmal durch. Zweimal versuchte Addo im TB-Strafraum einen Schlenker zuviel. Versuchte aber wieder alles.

Markus Kreuz: Nicht so auffällig wie bei einer Mißwahl, als er mit nackter Brust auf der Bühne tanzte. Trat mit Krämpfen von der Fußballbühne ab.

Gerald Asamoah: Die beste Nachricht war, daß er 90 Minuten durchhielt. Ackerte, hielt die Bälle, aber ihm fehlte ein aggressiver Sturmpartner und die Kraft, um sich in Tornähe durchzusetzen.

Andrzej Kobylanski: Rannte wieder mal viel, aber nicht im richtigen Moment an die richtige Stelle.

Igoris Morinas: Klar zu sehen – er ist nicht fit.

Dieter Hecking: Heckte nichts Gutes mehr aus.

Volkan Arslan: Wirkungslos.

(Quelle: Neue Presse, 31.05.99)


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