Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 30. Spieltag


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Hannover 96- KFC Uerdingen 3:1 (2:1)

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96: Müller - Rasiejewski - Baschetti, Dworschak - Kreuz (82. Arslan), Addo, Lala, Blank, N'Diaye (73. Cherundolo) - Kobylanski, Seidel (58. Gerber) / Trainer: Gerber

Tore: 1:0 Kreuz (6., Foulelfmeter), 1:1 Vossen (15.), 2:1 Addo (41.), 3:1 Lala (90.) - Zuschauer: 18 956


96 schnuppert am Aufstieg
So ist die Tabelle dufte
Platz drei nach Zitterpartie

Wenn wir doch nur fünf Wochen weiter wären. Am 17. Juni um 20.45 Uhr werden zeitgleich die letzten Saisonpartien abgepfiffen. Und wenn 96 dann wie heute auf Platz drei steht, wäre der Aufstieg perfekt. Bayern statt Cottbus - nach dem 3:1 gegen Uerdingen schnuppert 96 schon mal an der Bundesliga. Die Tabelle ist für Franz Gerber "ein schöner Anblick, aber dafür
können wir uns noch nichts kaufen".

Eine Wertsteigerung erfuhr jedenfalls die eher mäßige Leistung der 96-Profis durch den Kurssprung in der Tabelle. "Das war so ein Spiel, wo es nur darauf ankam, zu gewinnen, egal wie", freute sich der 96-Trainer. Die Mannschaft zitterte sich zum Sieg, obwohl es locker begann. Markus Kreuz spielte Stefan Blank blitzsauber frei, Uerdingens Grauer putzte Blank im Strafraum von den Beinen.

Kreuz trat zum Elfmeter an - das 1:0 fiel schon in der 6. Minute. Der Treffer eigentlich ein Glücksfall, doch die 96-Akteure konnten sich nicht vom Druck befreien. "Einige waren geistig nicht auf dem Platz", ärgerte sich Gerber. Einen folgenschweren Aussetzer hatte Babacar N'Diaye. Statt Vossen zu bewachen, "guckt er und guckt, ich nehme an, er guckt noch immer", schimpfte der Coach. Vossen gelang der Ausgleich (15.), und "Air-Baba-guck-in die-Luft" hatte fortan keinen Durchblick mehr. "Baba war blockiert", aber er war nicht der einzige. "Die jungen Spieler behalten keinen kühlenKopf", entschuldigte Gerber. "Stark getroffen" haben einige Profis die Pfiffe der Fans Mitte der ersten Halbzeit. Die allgemeine Verunsicherung packte Otto Addo allerdings nicht. Noch vor der Pause lupfte er den Ball traumhaft sicher über Torwart Vander zur 2:1-Führung ins Tor (41.) - das war ganz wichtig.

Nach der Halbzeit nutzte 96 etliche Konterchancen nicht. So schwankte das Team den Schlußminuten entgegen, in denen zuletzt Erfolge vergeben worden waren. "Die Angst spielte mit", fand Altin Lala, der die Fans erlöste. Uerdingens Torwart Vander war bei einem Eckball in den 96-Strafraum geeilt. Der Ball landete bei Lala, der aufs leere Tor zu lief und zum 3:1 traf (90.). "Das war ganz einfach" für den Albaner.

Gerber sieht sein jetzt seit neun Partien unbesiegtes Team "eine Runde weiter". Es folgen noch vier "Pokalspiele, die wir alle gewinnen müssen". Bis zur nächsten Begegnung in Stuttgart hofft Gerber, "daß unsere Personalnot vorbei ist". Mit "Morinas, Reinhardt und Asamoah" rechnet der Ex-Profi bei den Kickers. Wenn 96 auch die nächste Runde übersteht, gibt's den Knaller gegen TB wohl im ausverkauftem Niedersachsen-Stadion. "Eine gute Ausgangsposition" sieht Gerber und verspricht: "Wir haben noch einiges vor."

Die Reaktionen:

96-Trainer Franz Gerber: Kompliment an meine Mannschaft für den Einsatzwillen, wenn auch spielerisch nicht alles zum Besten stand.

Uerdingens Trainer Ernst Middendorp: Eine bittere Niederlage. Der Aufstieg ist für 96 möglich, ich kenne ja auch die anderen Mannschaften.

Sören Seidel: Wir haben nicht sehr gut gespielt, was auch daran lag, daß Uerdingen nicht schlecht ist. Das 3:1 hätte früher fallen müssen.

Jörg Sievers: Das war nicht so prall. Solange die Punkte hier bleiben, ist es aber egal.

Martin Kind, 96-Vorsitzender: Jetzt mischen wir oben richtig mit. Die Fans haben der Mannschaft in der zweiten Halbzeit sehr geholfen.

Stefan Blank: Wenn man so ein Spiel gewinnt, muß man zufrieden sein.

Dr. Martin Biskowitz, 96-Aufsichtsrat: Ein Sonderlob für Otto Addo, er hat unheimlich gerackert.

Dieter Hecking: Ab jetzt zählt nur noch der Sieg, nicht wie er zustande kam.

Die Einzelkritik:

Heinz Müller: Am Gegentor schuldlos. Konnte nur selten Bälle halten, weil die Uerdingen meistens an seinem Kasten vorbeizielten.

Jens Rasiejewski: Immer dann stark, wenn er Abwehrlöcher stopfen konnte. Gibt den Kollegen Sicherheit. Wenn aber nicht der Handwerker, sondern der Architekt im 96-Spiel gefragt ist, baut er zuviel Mist.

Mirko Baschetti: Anfangs mit Problemen, dann trotz Verletzung und Schmerzen zweikampfstark. Wichtig, daß er durchhielt.

Matthias Dworschak: Ein Querschläger des Glatzkopfs hätte fast zu einem Gegentor geführt. Sein Stammplatz wackelt, wenn Reinhardt fit ist.

Stefan Blank: Holte den Elfmeter heraus, schlug anfangs schöne Flanken, spielte später defensiver. Hatte die Lufthoheit im 96-Strafraum. Blank war so wichtig für die Abwehr wie ein gutes Putzmittel für die Hausfrau.

Altin Lala: Bestes Saisonspiel des Albaners. Torschütze, traute sich als einer der wenigen etwas zu. Nach der Hochzeit vor zwei Wochen auch bei 96 im Stimmungshoch.

Markus Kreuz: Nur eine Minute lang ein As. Spielte den Paß auf Blank, der gefoult wurde - verwandelte den Elfmeter (6.). Mehr Kreuz war nicht im Spiel.

Otto Addo: Cooles und wichtiges Tor zum 2:1, riesiger Kampf. Half oft hinten aus. Geht als einziger 96-Spieler hohes Risiko, verlor dabei aber öfter als sonst den Ball.

Andrzej Kobylanski: Fleißpunkt für den Polen. Erst als Stürmer, dann hinten rechts, dann wieder als Stürmer eingesetzt. Spielte zweimal bei Kontern nicht die freistehenden Rasiejewski und Gerber an.

Babacar N'Diaye: Das war nicht Babas Tag. Pennte beim Ausgleich, unsicher. Weiß nicht, wo er hinlaufen soll. Hatte eine schöne Szene: Als er ausgewechselte wurde, klatschten ihm die Fans freundlich zu.

Sören Seidel: So auffällig wie ein Karpfen im Maschsee.

Fabian Gerber: Erstmals seit März wieder dabei. Bewegte noch nichts.

Steven Cherundolo: Machte hinten rechts dicht. Rempelte Fabian Gerber unglücklich bei einer Torchance um.

Volkan Arslan: Nur neun Minuten dabei, aber zwei ordentliche Aktionen - guter Schnitt.

(Quelle: Neue Presse, 14.05.99)


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