Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 29. Spieltag


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Fortuna Düsseldorf - Hannover 96 1:1 (0:0)

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96: Müller - Rasiejewski - Fakaj (27. Gärtner), Dworschak - Kreuz (71. Becker), Addo, Cherundolo, Blank, N'Diaye - Kobylanski (87. Morinas), Seidel / Trainer: Gerber

Tore: 0:1 Kobylanski (58.), 1:1 D. Addo (85.) - Zuschauer: 8 000


Alles Müller bei 96, dann kommt der falsche Addo
Sieg verspielt, wir rechnen trotzdem

Der Sieg war wieder so nah. Doch wie schon zuletzt kassierte 96 kurz vor Schluß noch den Ausgleich: 1:1 bei Fortuna Düsseldorf, das dritte Unentschieden in Folge. War's das mit dem Aufstieg? Wohl noch nicht, denn es darf weiter gerechnet werden. Aber es läuft irgendwie gegen 96...

Fortuna-Trainer Peter Neururer hatte schon vorm Spiel eine mögliche Schwäche des Gegners ausspioniert. "Sievers ist bei Hannover der absolute Leithammel. Sein Fehlen kann für Unruhe sorgen", meinte der ehemalige 96-Coach. Hintergrund: Für Jörg Sievers (Bauchmuskelzerrung) durfte Heinz Müller zum ersten Mal in der zweiten Liga das Tor hüten.

Im Gegensatz zum 3:3 gegen Fortuna Köln mußte der aktuelle 96-Übungsleiter Franz Gerber seine Elf auf weiteren Positionen verändern: Weil sich auch noch Igoris Morinas leicht verletzt hatte, stürmten Andrzej Kobylanski und Sören Seidel (er ersetzte Gerald Asamoah). Außerdem rückten Babacar N'Diaye, Ervin Fakaj und Markus Kreuz (für Altin Lala, Carsten Linke und Dieter Hecking) ins Team. Der hüftgeprellte Mirko Baschetti fehlte weiterhin.

Weil 96 sich im Aufstiegsrennen auf keinen Fall eine Niederlage leisten durfte, stand vor allem Torwart Müller im Blickpunkt. Der 21jährige kam zum ersten Mal bei einer Rückgabe an den Ball - und schoß ihn weit zurück in die Düsseldorfer Hälfte. Bei seiner nächsten Aktion mußte Müller die Hände zu Hilfe nehmen - denn es gab Strafstoß. Der Albaner Fakaj (er sah dafür Gelb) hatte Harald Katemann wohl leicht mit dem Ellbogen berührt, der Elfmeterpfiff kam sofort. Fakajs Freund Igli Tare lief an, schoß schwach - und schon war Müller ein Held. Denn der Fänger zwischen den Pfosten lag rechts unten in der richtigen Ecke. Die Fortuna agierte nun, weil übernervös, auch teilweise überhart. Aber was machte 96? Stefan Blank versuchte sich wie schon im letzten Spiel (da hatte er zum 3:2 gegen Köln getroffen) als Freistoßschütze - knapp vorbei (17.). Weil Gerber den rotgefährdeten Fakaj rausnahm, wechselte Blank auf die Manndeckerposition und übernahm Tare.

Nach der Pause versuchte es Düsseldorf mit dem Mute der Verzweifelung. Es gab auch Chancen, aber entweder versagten Igli Tare und Marek Lesniak kläglich - oder Müller hatte eine Fingerspitze dazwischen. So kam es, daß 96 plötzlich kontern konnte. Nach einer feinen Einzelleistung war es ausgerechnet der gefrustete Kobylanski, dem das überraschende 1:0 gelang - sein dritter Saisontreffer (58.).

Doch es reichte nicht zum Sieg für 96. Denn Addo, leider Düsseldorfs eingewechselter Daniel, erzielte in der 84. Minute das 1:1. Ein Sonntagsschuß am Freitagabend sagt man da wohl. Mit einem normalen Schuß hätte Seidel weng später das 2:1 für 96 besorgen können - doch der Bremer Leistürmer scheiterte freistehend an Torwart Frank Juric.

 

Die Reaktionen:

96-Trainer Franz Gerber: Wir haben in der ersten Halbzeit Glück gehabt. Dann lief es besser, aber unsere Mannschaft ist nicht clever genug, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Bitter, daß wir die Riesenchance zum 2:1 nicht genutzt haben.

Peter Neururer, Düsseldorfs Trainer: Ich habe selten so ein kurioses Spiel gesehen. In der ersten Halbzeit hätten wir in Führung gehen müssen, ich hoffe, daß dieser Punkt am Ende noch wertvoll wird.

Otto Addo: Wir hätten nach der Führung viel ruhiger nach vorne spielen müssen. Es ist sehr bitter, kurz vor Schluß den Ausgleich zu kassieren.

Babacar N'Diaye: Wir müssen Mittwoch gegen Uerdingen gewinnen, dann bleiben wir im Rennen.

Heinz Müller: Ich bin mit meinem Einsatz zufrieden. Beim Elfmeter habe ich gewartet und Glück gehabt.

Markus Kreuz: Das war es dann wohl.

Volkan Arslan: Wir sind einfach zu blöd.

Harrald Wendt, 96-Aufsichtsratschef: So ein Ding muß man nach Hause bringen. Wenn man es nicht schafft, ist man wohl noch nicht reif für die 1. Liga.

Die Einzelkritik:

Heinz Müller: Elfmeter gehalten, aber das machte ihn nicht sicherer. Etliche Querschläger. Stark auf der Linie, mit Schwächen beim Herauslaufen. Am Gegentor schuldlos.

Jens Rasiejewski: In der Wackelabwehr noch der Beste. Der Kapitän ging vorbildlich zur Sache, rettete immer wieder in höchster Not.

Ervin Fakaj: Elfmeter verursacht, rotgefährdet - der wilde Manndecker mußte früh raus.

Matthias Dworschak: Hatte Lesniak nicht im Griff, im Vorwärtsgang bemüht, aber unergiebig.

Harald Gärtner: Eingewechselt, dilettierte auf links. Beim Antritt war Gärtner etwa so schnell, wie ein Opa mit einer Schubkarre voller Blumenerde.

Stefan Blank: Erst auf links, dann mit ungewohnter Manndecker-Aufgabe gegen Tare. Hatte nach vorn gute Szenen. Er wird immer besser, Blank putzt sich raus.

Steven Cherundolo: Der Ami mit Spezialaufgabe kümmerte sich um Spielmacher Dobrowolski, Sieger des Duells. Cherundolo ackerte, hatte auch mal Ideen. Schon besser als gegen Fortuna Köln.

Babacar N'Diaye: Gerbers Lieblingsspieler durfte diesmal rechts hinten spielen. Machte das ordentlich. Lief so viel wie kein anderer 96-Profi, köpfte auch so manchen Flankenball aus dem Strafraum. Doch wenn es um den entscheidenen Paß geht, dann patzt er.

Markus Kreuz: Machte keinen Stich. Das war zu wenig. Ausfall.

Otto Addo: Das war nicht Ottos Tag. Vertrickste sich zu oft.

Sören Seidel: Vergab allein vorm Tor kurz vor Schluß den Sieg. Hätte nur auf Otto Addo passen müssen, der wäre alleine aufs Tor zugelaufen.

Andrzej Kobylanski: Er rennt und rennt und rennt, und dann erzielt der polnische Käfer auch noch das 1:0. Ein Glücksgriff Gerbers.

Matthias Becker: Bemüht, riß aber nichts um.

Igoris Morinas: Am Oberschenkel verletzt, deshalb erst in der 87. Minute eingewechselt.

(Quelle: Neue Presse, 08.05.99)


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