Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 20. Spieltag


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1. FC Köln - Hannover 96 0:2 (0:1)

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96: Sievers - Rasiejewski - Dworschak, Reinhardt - Linke, Baschetti, Cherundolo, Blank, (74. Gärtner), Kreuz - Morinas (82. N'Diaye), Asamoah (46. Gerber) / Trainer: Gerber

Tore: 0:1 Morinas (23.), 0:2 Kreuz (71.) - Zuschauer: 17 000


96 versteht sein Handwerk, Schuster wieder versohlt
Morinas mit traumhafter Trefferquote, Asamoah muß verletzt raus

Das geht ja gut weiter – zweiter Auswärtssieg für 96 nach der Winterpause. Nach dem 1:0 in Uerdingen gab’s gestern ein sensationelles 2:0 beim 1. FC Köln. Der Aufsteiger versohlte die Elf von FC-Trainer Bernd Schuster schon zum zweiten Mal in dieser Saison.

"FC, jeff jas", klang es vorm Anpfiff durchs Müngersdorfer Stadion – der neuste Kölner Klubsong stammt von BAP-Sänger Wolfgang Niedecken, seit November Mitglied beim 1. FC Köln. Auf hochdeutsch heißt das Lied "FC, gib Gas" – und die Gastgeber legten ein hohes Tempo vor. Libero Dirk Lottner steuerte von hinten mit Übersicht das Offensivspiel. 96 erwischte dagegen erst einen Kaltstart, kam in den ersten 20 Minuten nur einmal in die Nähe des gegnerischen Tores. Dann aber würgten die Hannoveraner den Kölner Angriffsmotor durch ein Glückstor ab. Igoris Morinas hielt aus 17 Metern einfach mal drauf – scheinbar kein Problem für Markus Pröll, doch der Kölner Torhüter ließ den Ball am Boden zum 0:1 (23.) durch die Arme rutschen. Der Abiturient (19) war von FC-Trainer Bernd Schuster während der Saison von der A-Jugend in die Profi-Elf befördert worden. Diese Reifeprüfung jedoch bestand Pröll nicht.

Für Morinas hingegen war es schon der zweite Treffer im dritten Spiel für 96, das erste hatte er im Dezember gegen Bielefeld erzielt. Eine traumhafte Trefferquote. Sturmpartner Gerald Asamoah hatte sich vorgenommen, seine Torbilanz (bis jetzt zwei Treffer) in Köln ein wenig aufzubessern. In der 38. Minute wäre es ihm beinahe auch gelungen, sein Schuß aus zehn Metern wurde zur Ecke abgeblockt. Der Ghanaer faßte sich während der ersten Halbzeit an den Rücken, er schien nicht ganz fit zu sein. Nach einem Zweikampf mit Dennis Grassow ließ sich Asamoah kurz vor der Pause behandeln und kam zur zweiten Hälfte gar nicht mehr aus der Kabine. Für ihn brachte Trainer Franz Gerber seinen Sohn Fabian ins Spiel.

Auch zu Beginn dieses Durchgangs drückte Köln mächtig aufs Gas, richtig gefährlich wurde es für 96 aber nicht – bis zur 68. Minute, als Khodadad Azizi plötzlich allein vor Jörg Sievers auftauchte. Doch Hannovers Torhüter wehrte zur Ecke ab. 96 fehlte es seit dem Wechsel an Dynamik – es war Sand im Getriebe der Elf. Dann aber lief’s wieder rund. Markus Kreuz überrannte die Kölner Abwehrreihe und traf zum 0:2 (71.). Viele der Kölner Fans befürchteten fortan offenbar, daß der FC-Trainer Schuster den Karren vollends gegen die Wand fährt, sie brüllten: "Schuster raus!" Die 96-Fans feierten indes mit "Gerber, Gerber"-Sprechchören.

 

Die Reaktionen:

96-Vorstandschef Martin Kind: Ich war von dem Erfolg überzeugt, sonst wäre ich nicht hierher gekommen. Jetzt freue ich mich auf zwei Heimspiele mit hoffentlich vielen Zuschauern.

96-Aufsichtsrat Dr. Martin Biskowitz: Das 2:0 von Kreuz fiel im richtigen Augenblick. Ich habe mich schon geärgert, daß die Mannschaft sich zuviel hat reindrängen lassen. Nun haben wir super Perspektiven.

96-Trainer Franz Gerber: Ich bin natürlich hochzufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Wir entfernen uns immer mehr von der unteren Tabellenhälfte. Meine Mannschaft hat hochverdient gewonnen. Sie hat kaum Kölner Chancen zugelassen. Gegen Unterhaching wird jetzt richtig was los sein im Niedersachsen-Stadion.

Kölns Trainer Bernd Schuster: Eine Niederlage zu Anfang, das haben wir uns anders vorgestellt. Meine Spieler haben ihr Bestes gegeben, da kann man nichts machen. Die Verantwortung trage ich.

96-Spieler Carsten Linke: Unsere Taktik ist voll aufgegangen. Wir hätte sogar noch höher gewinnen können. Dieser Sieg war ganz wichtig für uns.

96-Torschütze Markus Kreuz: Es hat alles super geklappt. Wir haben im Mittelfeld sehr gut gestanden.

96-Spieler Matthias Dworschak: Es war ein wunderschöner Abend hier.

96-Torhüter Jörg Sievers: Die waren verunsichert nach unserem 1:0. Wir hätte schon früher die Entscheidung herbeiführen können. Wir spielen diszipliniert.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Boxte mehrmals in letzter Sekunde den Ball von der Linie. Verhinderte kurz nach dem 2:0 ein Eigentor von Kreuz. Beste Rettungstat in der 68. Minute, als Azizi frei vor ihm auftauchte.

Jens Rasiejewski: Klassischer Libero, ab und zu auch im Vorwärtsgang. Keiner kämpfte mehr als der Kapitän – ein Vorbild.

Matthias Dworschak: Hatte erst Donkow im Griff, mühte sich dann redlich gegen Azizi.

Bastian Reinhardt: Diesmal nicht wie in Uerdingen in der Viererkette, sondern zuerst Manndecker gegen den 1,90-Meter-Spieler Hasenhüttl. Der 1,93-Meter-Athlet Reinhardt ließ sich kein Ei ins Nest legen, gab später auch Donkow was auf die Löffel.

Mirko Baschetti: Diesmal rechts in der Viererkette, übernahm bei Standardsituationen die Deckung von Donkow. Hatte sogar eine Torchance.

Carsten Linke: Oft am Ball, ackerte viel, führte das Wort in der Viererkette – starke Partie.

Steven Cherundolo: Nicht so super wie in Uerdingen. Einige Abspielfehler beim kleinen Amerikaner, der aber ackerte wie ein texanisches Steppenpferd.

Stefan Blank: Nicht brillant, hielt aber das Mittelfeld sauber.

Markus Kreuz: Machte das 2:0 im Alleingang – Kreuz stach, das war der Sieg.

Igoris Morinas: Machte das 1:0. Zwar ein Glückstor, aber sehr wichtig für 96.

Gerald Asamoah: War nicht ganz fit, zudem wich im Grassow nicht einen Zentimeter von den Füßen. Der Kölner hatte das Hinspiel als Horror erlebt, Asamoah tunnelte ihn einmal und erzielte ein Hackentor. Diesmal war es nicht so dramatisch für Grassow, aber Asamoah hätte erneut treffen können.

Fabian Gerber: Der Trainer-Sohn kam für Asamoah. Reihte sich immerhin in die gute Mannschaft ein.

Harald Gärtner: Putzte für den ausgewechselten Blank auf der linken Seite Bälle weg.

Babacar N’Diaye: Durfte auch noch mitspielen. Vergab wie immer eine Torchance.

Pressestimmen:

Express (Köln): Der Niedergang des 1. FC Köln - dieses Kapitel erlebte eine neue Dimension.

Kölnische Rundschau: Am Ende durften die Herrschaften in den weißen Leibchen sich glücklich schätzen, daß die Gäste nicht noch zwei, drei weitere Konter versenkten.

Bild Hannover: Ein Traumstart nach der Winterpause, ein Traumstart für Fanz-Nachfolger Gerber.

Hannoversche Allgemeine Zeitung: Karneval verkehrt am Rhein. 14 freche Hannoveraner haben den Kölnern die Laune verdorben.

(Quelle: Neue Presse, 27.02.99)


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