Hannover 96 | 2. Bundesliga 98/99, 18. Spieltag |
Karlsruher SC - Hannover 96 1:0 (0:0) |
96: Sievers - Rasiejewski - Dworschak, Baschetti - Gärtner, Addo (70. N'Diaye), Blank, Kreuz, Reinhardt - Kobylanski (58. Arslan), Hecking (58. Asamoah) / Trainer: Fanz
Tore: 1:0 Krieg (90., Foulelfmeter) - Gelb-Rote-Karte: Baschetti - Zuschauer: 12 400
96 hatte keinen Spaß, weil Krieg in letzter Minute
traf
Asamoah wieder da, Frankfurt will mit Fanz "langfristig was aufbauen"
Die bittere Zeit des Wartens ging gestern für Gerald Asamoah zu Ende. Um 20.14 Uhr betrat
der Stürmer den Rasen des Wildparkstadions. Doch auch der frühere Herzpatient brachte 96
in Karlsruhe kein Glück. Der Aufsteiger verlor in letzter Minute 0:1 - durch einen
umstrittenen Strafstoß, den Rainer Krieg verwandelte.
Mirko Baschetti hatte Krieg am Trikot gezerrt, der Karlsruher war jedoch noch zum Schuß
gekommen und dann theatralisch gefallen. "Das war kein Foul", versicherte der
geknickte Baschetti hinterher.
96-Trainer Reinhold Fanz hatte es vorausgesehen: "Damit war zu rechnen", nachdem
Schiedsrichter Detlef Schütz einen Treffer von David Zitelli (36.) wegen Abseits
aberkannt hatte. Worüber sich KSC-Trainer Ulrich so aufregte, daß Schütz ihn auf einen
Tribünenplatz schickte.
Da saß auch Frankfurts Manager Gernot Rohr, der Fanz weiter gerne zur Eintracht locken
will. "Wir möchten mit ihm langfristig was aufbauen. Der Reinhold kennt die
Frankfurter Szene ganz genau und paßt in unser Konzept." Fanz und Rohr schüttelten
sich um 21.06 Uhr vor der 96- Kabine die Hände - verhandeln wollten sie gestern abend
angeblich nicht mehr. "Das hat doch jetzt keinen Zweck mehr, ich fahre nach
Hause", sagte Rohr. Fanz wird vermutlich schon heute mit den Frankfurtern sprechen:
"Dann sehen wir weiter."
Was der 96-Coach gestern 90 Minuten lang in Karlsruhe sah, konnte ihm nur kämpferisch
gefallen. "In der Abwehr haben wir gut gestanden, aber nach vorne haben wir die
Räume nicht genutzt." Das gelang auch Asamoah nicht. 79 Tage und ziemlich genau
dreieinhalb Stunden hatte der Ghanaer auf diesen Augenblick gewartet, so lange hatte seine
Zwangspause gedauert. "Ich bin noch nicht richtig fit", bemerkte der 20jährige
hinterher. Dem hannoverschen Spiel konnte er verständlicherweise noch keine
entscheidenden Impulse verleihen.
Es lag auch daran, daß 96 in der letzten halben Stunde, wie in den 60 Minuten zuvor,
stark unter Druck stand. Karlsruhe vergab viele gute Torchancen. Ein höherer Sieg wäre
möglich gewesen. Der Litauer Igoris Morinas durfte seinen neuen Kollegen in Karlsruhe
noch nicht helfen. Die Spielberechtigung vom DFB war da, aber Fanz ließ ihn nur
warmlaufen.
Reaktionen:
96-Trainer Reinhold Fanz: Die Mannschaft hat gut
gekämpft, aber das Glück hat gefehlt. Freitag gegen
Bielefeld sollen es schon drei Punkte werden.
KSC-Trainer Rainer Ulrich: Zum Glück gibt es im Fußball doch noch
Gerechtigkeit. So viele Chancen wie
heute, haben wir das ganze Jahr nicht gehabt.
96-Sportdirektor Franz Gerber: Tragisch, daß wir durch einen
unberechtigten Elfmeter noch verloren
haben.
96-Stürmer Gerald Asamoah: Es war unheimlich schön, wieder auf dem
Fußballplatz stehen zu dürfen. Ich
war ganz gut drauf. Es wäre noch schöner für meine Rückkehr gewesen, wenn wir gewonnen
hätten.
KSC-Libero Guido Buchwald: Daß es erst zum Schluß geklappt hat, war
vielleicht ein bißchen glücklich.
96-Torhüter Jörg Sievers: Es hat nicht nur an diesem einen Elfmeter
gelegen, daß wir verloren haben.
Einzelkritik:
Jörg Sievers: Tadellos. Der Elfmeter war unhaltbar.
Jens Rasiejewski: Wieder Libero. Verlor manchmal die Übersicht, stopfte
aber viele Löcher.
Bastian Reinhardt: Räumte ordentlich auf im Strafraum, vor allem dank
seiner Kopfballstärke.
Mirko Baschetti: Kriegte Krieg nicht richtig in den Griff. Verursachte
auch den Elfmeter am
KSC-Stürmer. Sah Gelb-Rot.
Matthias Dworschak: Spielte gut gegen Guie-Mien, der in Spezialsocken
kickt, seitdem er nach der
Partie gegen Bielefeld an Erfrierungen litt. Dworschak hatte keinen kalten Füße, mußte
viel laufen. Hätte fast
ein Tor erzielt.
Harald Gärtner: Keiner der Chefs auf dem Rasen. Eher ein Mitläufer.
Harry, hol schon mal den Ball zum
Einwurf.
Markus Kreuz: Mit Zweikampfschwächen, aber im Vorwärtsgang einer der
Besseren.
Stefan Blank: Putzte auf der linken Abwehrseite alles weg. Aufsteigende
Tendenz beim früheren
Wattenscheider.
Otto Addo: Solokünstler. Vetrickste sich oft, sorgte aber auch für
einige Unruhe in der Karlsruher Abwehr.
Dieter Hecking: Anfangs mit drei schönen Vorlagen, später
ausgewechselt.
Andrzej Kobylanski: Eine gefährliche Aktion, sonst harmlos. Arbeitete
aber viel nach hinten.
Gerald Asamoah: War noch nicht so doll, aber Hauptsache, er spielt
wieder.
Volkan Arslan: Machte nichts falsch.
Babacar N'Diaye: Fiel nicht auf.
Badische Neueste Nachrichten (Karlsruhe): Der KSC spannte seine Fans lange auf die Folter. Erst in der Schlußphase gelang den Platzherren der Siegtreffer. Das entscheidene Tore war Folge einer Konzessionentscheidung.
Hannoversche Allgemeine Zeitung: Ein umstrittenes Elfmetertor besiegelte die 0:1-Niederlage der Roten. So fragwürdig die Entscheidung war, das Ergebnis ging in Ordnung.
Bild (Hannover): 90 Minuten kämpfte 96 bei Bundesligaabsteiger Karlsruhe tapfer, hielt das 0:0. Dann der Schock in der Nachspielzeit.
(Quelle: Neue Presse, 16.12.98)