Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 17. Spieltag


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SG Wattenscheid 09 - Hannover 96 0:3 (0:3)

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96: Sievers - Rasiejewski - Dworschak, Baschetti - Gärtner, Addo, Blank (61. Lala), Kreuz, Reinhardt - Kobylanski (66. N'Diaye), Hecking (76. Gerber) / Trainer: Fanz

Tore: 0:1 Kobylanski (10.), 0:2 Kreuz (18.), 0:3 Addo (21.) - Zuschauer: 2 041


96 traumhaft kühl - drei heiße Tore in 21 Minuten
Fanz baute die Mannschaft um, schwarze Auswärtsserie gestoppt

Noch kein Ball war gespielt, noch keine Grätsche angesetzt - da forderten die 96-Fans unter den 2041 Unentwegten im Lohrheidestadion zu Wattenscheid schon: „Auswärtssieg".

Dieses Wort war Hannovers Fußballern allerdings seit vier Monaten nicht mehr geläufig. Am 10. August bei 30 Grad Außentemperatur, hatte es ein 1:0 in Bielefeld gegeben, danach nur Prügel auf fremden Plätzen. Nun aber hat’s 96 endlich wieder geschafft: 3:0, zweiter Auswärtssieg, Abwärtstrend gestoppt.

Dabei wollten sie im Bochumer Stadtteil keine Geschenke verteilen - obwohl Nikolaus war. Denn Wattenscheid 09 steht das Wasser im Abstiegskampf bis zum Hals. „Die Punkte bleiben hier", verkündete denn auch der Stadionsprecher. Von wegen. Zwar hatte 09 in Minute vier die erste Chance, aber 96-Torwart Jörg Sievers parierte den Schuß von Gabriel Melkam prächtig. Dann schlug die Elf von Reinhold Fanz zurück. Hannovers Trainer hatte sein Team unter der Woche zusammengefaltet und auf fünf Positionen gegenüber dem 1:1 gegen Greuther Fürth verändert: Linke, Lala, Arslan, Degen, Messinese raus, Gärtner, Baschetti, Blank, Hecking, Kobylanski rein. Und damit lag der Coach goldrichtig. So gelang Andrzej Kobylanski nach einer Flanke seines Stürmerkollegen Dieter Hecking per Flugkopfball das 1:0 (11. Minute) - ein Traumtor. Zuletzt hatte der Pole im ersten Spiel gegen den KSC (1:0) getroffen. Dann begann die starke Zeit von Markus Kreuz. Erst schoß er mit links knapp rechts vorbei (18.), nur 60 Sekunden später gelang ihm nach einem Alleingang das 2:0 - ein Zaubertor. Kurz vorher hatte Wattenscheids neuer Stürmer Stefan Kohn (früher 96) mit einem Kopfball knapp das Tor von Sievers verfehlt.

Nach 21 Minuten war die Partie entscheiden. Der Ex-Wattenscheider Stefan Blank hatte sich im Stile Hans-Peter Briegel auf der linken Seite durchgetanzt, da rutschte Otto Addo heran und beförderte den Ball aus 20 Metern Entfernung ins Tordreieck - auch ein Traumtor. Bis auf die ein oder andere Rutschpartie auf dem mit einer leichten Schneedecke überzogenen Grün passierte nach dem Wechsel nicht mehr viel. Immerhin hatten die „Auswärtssieg"-Gesänge der 96-Anhänger jetzt ihre Berechtigung. Sechs Spiele mußten sie darauf warten. Das sind 540 Minuten oder neun Stunden. Seit gestern, 16.45 Uhr, ist die schwarze Serie mit den Niederlagen in Unterhaching (1:3), Gütersloh (1:2), Mainz (0:1), Cottbus (0:1), Köln (0:3) und Berlin (1:3) beendet. Am kommenden Sonntag geht’s nach Karlsruhe.

 

Die Reaktionen:

96-Trainer Reinhold Fanz: Wir sind zufrieden und glücklich. Meine Mannschaft hat kompakt gestanden und gute Konter gesetzt.

96-Sportdirektor Franz Gerber: Wir haben endlich mal so gespielt, wie man auswärts spielen muß.

Wattenscheids Trainer Hannes Bongartz: Hannover war um diese drei Tore besser.

96-Klubchef Martin Kind: Das war ein wichtiger Sieg. Die konstruktiven Gespräche innerhalb der Woche haben sich bestätigt.

96-Aufsichtsratschef Harrald Wendt: Die Woche war wichtig. Es mußte endlich mal was gesagt werden. So konnte es nicht weitergehen.

Otto Addo: Wir haben uns das nötige Glück erarbeitet. Bei meinem Tor paßte einfach alles.

Stefan Blank: Wir sind auswärts endlich mal richtig zur Sache gegangen.

Markus Kreuz: Nach der Pause hätten wir die Chancen besser nutzen müssen.

Andrzej Kobylanski: Das Wichtigste war der Sieg, nicht mein Tor.

 

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Verhinderte früh den möglichen Rückstand. Mit so einem Torwart kann man nicht absteigen.

Dieter Hecking: Flankengeber zum 1:0. Mit seiner Erfahrung wichtig für’s Team.

Jens Rasiejewski: Wieder Libero. Umsichtig, meist souverän. Bleibt er jetzt für immer Abwehrchef?

Mirko Baschetti: Hatte den Ex-96er Stefan Kohn fast immer im Griff. Also alles Paletti mit Baschetti.

Bastian Reinhardt: Wattenscheids Feinbier schenkte 96 keinen ein - das war Reinhardts Verdienst.

Matthias Dworschak: Bei „Kojak" wächst die Form konstant. Trainer Fanz braucht sich keine grauen Haare wachsen zu lassen.

Harald Gärtner: Pflügte die rechte Seite solide um, ohne groß aufzufallen.

Otto Addo: Sonntagsschuß am Sonntagnachmittag - das fand Otto gut.

Stefan Blank: War froh, daß er gegen seinen Ex-Klub mittun durfte. Und bedankte sich mit einer starken Leistung.

Andrzej Kobylanski: In den vergangenen Wochen so auffällig wie ein weißer Fleck in der Milch - deshalb meist nur Ersatz. Gestern traf er nach 14 Spielen ohne Treffer endlich wieder - wird ihm guttun.

Markus Kreuz: Formidable. Ein Tor geschossen - auch sonst war der kleine Linksfuß der Größte.

Altin Lala: Kam für Blank. Durfte hinterher auch mitfeiern.

Babacar N‘Diaye: Löste Kobylanski ab. Für „Air Baba" war’s ein Zitterspiel - denn er trug das Sommertrikot mit kurzen Ärmeln.

Fabian Gerber: Spielt fast immer, wenn auch nur für einige Minuten. Kam diesmal für Hecking. Verpaßte eine Gärtner-Flanke nur knapp.

(Quelle: Neue Presse, 07.12.98)


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