Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 16. Spieltag


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Hannover 96 - SpVgg Greuther Fürth 1:1 (1:1)

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96: Sievers - Rasiejewski - Dworschak, Reinhardt - Linke, Addo, Lala, Kreuz, Arslan (82. Blank) - Degen (66. Hecking), Messinese (53. Gerber) / Trainer: Fanz

Tore: 1:0 Kreuz (40., Foulelfmeter, Reichel an Addo), 1:1 van Lent (45.) - Zuschauer: 7 919


Addo kam zu spät vom Klo, da lief`s nicht mehr bei 96
Klubchef stoppte Trainer im Fall Asamoah - was wird aus Fanz?

Otto Addo kam spät. Zu spät. Die zweite Halbzeit hatte schon begonnen, da ließ sich der 96-Ballzauberer gewissermaßen einwechseln - obwohl er zuvor bereits 45 Minuten gespielt hatte. „Ich mußte mir warme Socken anziehen und außerdem noch auf Toilette", verriet Addo hinterher.

Auch auf dem Platz war 96 in der zweiten Hälfte meist zu spät dran. Heraus kam ein unbefriedigendes 1:1 gegen Greuther Fürth. Nach dem schwarzen Oktober (ein Punkt aus drei Spielen) ist auch der November (vier Spiele, vier Punkte) alles andere als ein Wonnemonat gewesen.

Nein, er spielte nicht. Soviel zum Thema Asamoah. Der 96-Trainer plante gestern mit dem Herzpatienten. Das bestätigte Reinhold Fanz nach dem Spiel noch einmal: „Gerald war trotz der acht Wochen Pause in einer guten Verfassung. Deshalb wollte ich ihn mit auf die Bank nehmen." Doch der Coach wurde vom Klubchef gestoppt. Martin Kind war das Risiko zu groß. „Erst wenn der Arztbericht aus den USA vorliegt", werde über die Fortsetzung von Asamoahs Karriere entschieden. Ohne den stämmigen Stürmer versuchten sich Jürgen Degen und Guiseppe Messinese vorne in der Schaltzentrale. Der kleine Italiener war erst kurz vorm Anpfiff ins Team gerückt, weil Mirko Baschetti (Zerrung) nicht mitmachen konnte. Messinese (scheiterte in der fünften Minute mit einem Schuß aus der Drehung an Fürths Torwart Reichold) und Degen (köpfte 60 Sekunden später nach einer Ecke von Kreuz knapp vorbei) hatten auch die ersten Chancen. Es lief ganz gut fürs Fanz-Team, aber nach einer knappen halben Stunde war’s damit vorbei. Glück hatte 96, als Carsten Klee das leere Tor vor sich sah und das Lattenkreuz traf (35.). Dann die 40. Minute: Addo lief seinem Bewacher Mirko Reichel weg und wurde von ihm im Strafraum übers Knie gelegt. Den Elfmeter verwandelte Markus Kreuz kompromißlos. Doch mit der Führung ging’s nicht in die Pause, weil Klee seinem Kollegen Arie van Lent den Ball vorlegen durfte - der köpfte den nicht unverdienten Ausgleich (45.).

Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist bekannt. Einziger Höhepunkt: Fabian Gerbers Lattenschuß nach einer Stunde. Sonst war’s schwach, am Ende gab’s Pfiffe. Und was wird aus Reinhold Fanz? Der 96-Trainer ist immer noch als Nachfolger von Frankfurts Horst Ehrmantraut (soll angeblich in der Winterpause abgelöst werden) im Gespräch. Doch Fanz, der eine Ausstiegsklausel hat, dementiert weiter: „Einige hätten es vielleicht gerne, wenn ich gehe - aber ich werde noch zweieinhalb Jahre bleiben."

Die Reaktionen:

96-Trainer Reinhold Fanz: Auf den ersten Blick haben wir zwei Punkte verloren. Aber Fürth war sehr stark, da müssen wir zufrieden sein.

Fürths Trainer Benno Möhlmann: Ein gerechtes Ergebnis.

Klubchef Martin Kind: Das war zu wenig.

Sportdirektor Franz Gerber: Das Gegentor ist so ärgerlich, wie ein Kropf.

Kapitän Jens Rasiejewski: Wir haben gut begonnen, dann aber stark nachgelassen.

Torwart Jörg Sievers: Wir können froh sein, daß wir am Ende nicht noch das 1:2 kassiert haben.

Fabian Gerber: Beim Lattenschuß hatte ich Rücklage. So ein Ding muß drin sein.

Dieter Hecking: Wir bringen uns immer um die Früchte unserer Arbeit. Ich bin nicht richtig fit, deshalb habe ich nicht von Anfang an gespielt.

 

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Wenn er den Ball am Fuß hat, stockt den Fans der Atem. Mit der Hand rettete der Torwart einmal in höchster Not.

Dieter Hecking: Kam für Degen. Konnte nichts mehr ausrichten.

Carsten Linke: Hatte seine Stärken wieder in der Offensive. Drei feine Pässe, die zu Chancen führten.

Jens Rasiejewski: Auf einmal Libero. Hatte seine Abwehr nicht immer im Griff.

Bastian Reinhardt: Gegenspieler Arie van Lent hatte eine Chance - und traf. Was nicht für den 96-Manndecker spricht.

Matthias Dworschak: Nach langer Verletzungspause noch nicht wieder der alte.

Altin Lala: Erst unauffällig, aber effektiv. Später unauffällig und uneffektiv.

Otto Addo: In seiner bekannten Art (Ball klebt am Fuß, Gegner werden wie lästige Fliegen abgeschüttelt) holte er den Elfmeter raus. Ohne ihn würde gar nichts gehen.

Markus Kreuz: Beim Strafstoß so sicher, wie einst im Mai (da verwandelte er den letzten Elfmeter im Aufstiegsspiel gegen TB). Begann stark, ließ dann nach.

Volkan Arslan: Der Edelreservist gehörte plötzlich zur Anfangsformation. Manchmal überhastet, aber engagiert. Tauchte später unter.

Jürgen Degen: Es war lausig kalt, aber er hatte die Ärmel hochgekrempelt. Das hatte Symbolcharakter: Degen wühlte wie immer, wie fast immer aber auch ohne zählbaren Erfolg.

Guiseppe Messinese: Eine Chance, dann kaum noch zu sehen. Das Publikum verabschiedeten den kleinen Italiener trotzdem mit freundlichem Applaus.

Fabian Gerber: Kam für Messinese. Hätte beinahe sein erstes Tor für die Profis erzielt.

Stefan Blank: Kam für Arslan. Zu spät, um irgendwie irgendwas bewerkstelligen zu können.

(Quelle: Neue Presse, 30.11.98)


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