Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 14. Spieltag


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Hannover 96 - Stuttgarter Kickers 2:1 (2:1)

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96: Sievers - Reinhardt - Baschetti, Dworschak - Linke, Addo, Rasiejewski, Kreuz (86. Arslan), Fischer - Degen (75. N'Diaye), Hecking (63. Gerber) / Trainer: Fanz

Tore: 0:1 Winkler (1.), 1:1 Kreuz (36.), 2:1 Reinhardt (40.) - Zuschauer: 6 735


Kein schwarzer Freitag, weil 96 ums Glück kämpfte
Erstes Tor nach 260 Minuten - morgen Verstärkung aus Österreich?

Stadionsprecher Christian Stoll verkündete vor dem Anpfiff vollmundig: "Freitag, der 13., wird ein Glückstag für 96." Was die 6735 Zuschauer nach einem Blitztor der Stuttgarter Kickers erst mal nicht glauben mochten, stimmte am Ende tatsächlich. Das 2:1 verschafft Hannover Luft im Abstiegskampf.

Schon nach 32 Sekunden gab's ein Unglück im eigenen Strafraum. Unbedrängt wollte der sonst so souveräne Sievers den Rückpaß von Dworschak wegschießen. Aber der Torwart traf den Rasen besser als den Ball, den Danny Winkler locker einschob. "Wir wollen euch kämpfen sehen", verlangten die Fans gleich nach dem 0:1, und die Gastgeber mühten sich. Doch statt Kampf gab's vorerst Krampf, den ersten Applaus schenkte das 96-Volk seinen Lieblingen nach einem Fallrückzieher von Degen in der 20. Minute. Weil sich die Mißverständnisse häuften, Pässe ins Nirgendwo gingen, folgten bald Pfiffe. Doch die 36. Minute brachte den ersten Hinweis auf einen Glückstag. Hecking setzte Kreuz in Szene, der konnte alles richtig machen, weil Stuttgarts Tormann Walter alles falsch machte. Der Kickers-Profi verharrte auf der Linie, Kreuz schob an Walter vorbei ins Tor. Der erste Treffer für Hannover nach 260 torlosen Minuten (letzter Schütze: Degen beim 1:1 gegen Oberhausen). Die Zuschauer belohnten den Ausgleich mit Jubel, nur vier Minuten später hüpfte dann auch Trainer Fanz auf und ab. Wohl selten hatte sich der Coach so über einen Treffer gefreut, wie beim 2:1 am Freitag, dem 13. Fischer war ein guter Paß auf Reinhardt gelungen, und der Libero ließ sich nicht lange bitten. Aufsichtsratschef Wiesel war schon zur Pause nicht mehr bange: "Das schaukeln wir, der Tag wird gut." Was wohl auch daran lag, daß Stuttgart in Halbzeit zwei nur zehn Mann auf dem Platz hatte - Gelb-Rot für Sebescen nach Foul an Rasiejewski (44.). Das erlösende dritte Tor wollte dem Heimteam trotz bester Chancen (Degen, Addo, Kreuz) nicht gelingen. Morgen könnte sich das 96-Sturmproblem lösen: Fanz spioniert beim Spiel Linz gegen Graz in Österreichs erster Liga. Bei den Linzern spielen der starke norwegische Angreifer Geir Frigaard und das Riesentalent Peter Pawlowski - schlägt 96 zu?

 

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Schon nach 32 Sekunden im wahrsten Sinne des Wortes auf dem falschen Fuß erwischt. "Colt" Sievers, wie er von seinen Teamkollegen genannte wird - dieser Schuß ging nach hinten los.

Matthias Dworschak: "Kojaks" dritter Einsatz nach halbjähriger Verletzungspause - wacker.

Mirko Baschetti: Wieder Manndecker. Nicht seine Schuld, daß Kickers-Stürmer Winkler ein Tor erzielte.

Bastian Reinhardt: Wieder Libero und erstmals Zweitliga-Torschütze. Ihm ist schon nachgesagt worden, daß er sich auf dem Rasenrechteck wie ein Storch im Salat bewegt. Bei seinem Treffer zum 2:1 erinnerte er aber eher an einen Filigrantechniker.

Carsten Linke: Hatte nach 19 Minuten die erste 96-Chance - ein Beleg dafür, daß der 33jährige im Offensivspiel seine Stärken hat. Ein stürmender Linke kann den 96-Fans nur recht sein.

Sven Fischer: Erstes Saisonspiel für den kleinen Blonden - er bekam den Platz im rechten Mittelfeld für Lala. Der Ex-Kölner fischte noch ein wenig im Trüben (weil die Praxis fehlt). Beste Szene: Er assistierte Reinhardt beim 2:1.

Jens Rasiejewski: Auf dem matschigen Geläuf hatte der 96-Staubsauger wahrlich Drecksarbeit zu verrichten. Ihm gelangen auch ein, zwei feine Pässe - stärker als zuletzt.

Markus Kreuz: Im deutschen U-21-Team ist er nur noch Spieler auf Abruf- das könnte sich nach seinem Tor gestern bald wieder ändern.

Otto Addo: Auch stärker als zuletzt. Spielte mit Handschuhen und manchmal auch so, daß einem warm ums Herz wurde.

Dieter Hecking: Vorne in der Schaltzentrale - er hatte keinesfalls den Leerlauf eingelegt. Unauffällig, aber Vorarbeiter beim Ausgleich.

Jürgen Degen: Er wühlt und wühlt und wühlt. Applaus gab's für ihn, als bei einem Fallrückzieher nicht nur der Fall klappte.

Fabian Gerber: Kam für Hecking. Half mit, die drei Punkte zu sichern.

Babacar N'Diaye: Kam für Degen. Half auch mit.

Volkan Arslan: Kam für Kreuz. Hatte zu wenig Zeit, um mitzuhelfen.

Die Reaktionen:

96-Trainer Reinhold Fanz: Wir wollen endlich mal eine Halbzeit zu Null spielen. Das war schnell vorbei. Meine Mannschaft hatte dann mit den Nerven zu kämpfen, aber wir haben zum ersten Mal ein Spiel umgebogen, das war ganz wichtig. Es geht aufwärts.

Stuttgarts Trainer Paul Linz: Bei der gelb-roten Karte für meinen Spieler gingen beide mit gestrecktem Bein zum Ball. Das hätte niemals einen Platzverweis geben dürfen.

96-Stürmer Dieter Hecking: Man hat uns die Verunsicherung angemerkt. Wir haben uns an den eigenen Haaren aus dem Sumpf gezogen.

96-Libero Bastian Reinhardt: Dieser Arbeitssieg war lebenswichtig.

96-Torhüter Jörg Sievers: Ich habe irgendwie den Ball nicht getroffen. So ein Ding kann sich katastrophal auswirken. Das ist hier zu meinen Glück nicht der Fall gewesen. Hätten wir verloren, wäre das ganz klar auf meine Kappe gegangen.

96-Verteidiger Carsten Linke: In unserer Situation war es besonders wichtig, daß wir mal ein Spiel umgedreht haben.

96-Mittelfeldmann Markus Kreuz: Ich habe die Doppelbelastung zwischen Bundeswehr und Bundesliga enorm gespürt. Ich bin am Ende.

96-Mann Sven Fischer: Mein erstes Spiel nach 14 Partien. Ich bin schon zufrieden, aber ich kann noch mehr. Ich bin auf dem richtigen Weg.

Tennis-Star und 96-Fan Nicolas Kiefer: Ich bin hier, damit Hannover gewinnt. Das ist heute geschehen. Ich freue mich.

96-Aufsichtsratschef Wolf-Günther Wiesel: Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, kämpferisch war's schon gut.

(Quelle: Neue Presse, 14.11.98)


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