Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 13. Spieltag


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KFC Uerdingen - Hannover 96 0:1 (0:0)

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96: Sievers - Rasiejewski - Dworschak, Baschetti - Cherundolo, Blank, Linke, Kreuz (78. Arslan), Reinhardt - Asamoah (85. Gerber), Morinas (71. Becker) / Trainer: Gerber

Tore: 0:1 Gerber (89.) - Zuschauer: 4 000


Vaterfreuden für Gerber, er wechselt den 96-Sieg ein
Trainer-Sohn Fabian trifft - Asamoah will nicht mehr nach Ghana

 

Es regnete und regnete, und regnete. Der Rasen im Krefelder Grotenburg-Stadion präsentierte sich in einem erbärmlichen Zustand. Fußballspielen? Geht nicht, fand der neue 96-Trainer Franz Gerber. Geht doch, fand Schiedsrichter Stefan Weber - und pfiff die schon zweimal ausgefallene Partie an. Am Ende hatte 96 mit 1:0 gewonnen.

Und Gerber war froh, daß gespielt worden war. Denn er hatte seinen Sohn und damit den Sieg eingewechselt. Aber der Reihe nach.

"Das wird hier ein Glücksspiel", wußte der 96-Coach schon vorher. Gewissermaßen mit am Spieltisch saßen auch Gerbers Vorgänger Reinhold Fanz (der Eintracht-Trainer kam mit seinem Sportdirektor Gernot Rohr), Jobsucher Peter Neururer (früher auch mal in Hannover tätig) und DFB-Fußballehrer Hannes Löhr.

Alle hatten irgendwie auf 96 gesetzt - Löhr vor allem wegen der Fußballkünste eines Gerald Asamoah. Der hat sich jetzt entschieden, morgen nicht nach Ghana zu fliegen, um dort für sein Heimatland gegen Eritrea zu kicken. "Ich will jetzt nicht aus dem Spielrhythmus kommen", sagt Asamoah.

Weil der 20jährige somit weiter ohne Länderspieleinsatz für Ghana bleibt, wittert Löhr die Chance, ihn doch noch ins deutsche U-21-Team zu holen. Dazu müßte sich Asamoah einbürgern lasssen. "Wenn das zu machen ist, machen wir das", sagt Löhr.

Gegen Uerdingen kam Asamoah gegen Ende der ersten Halbzeit in Schwung - und lief fortan auf Hochtouren. Bis dahin war's für 96 nicht so gut gelaufen. Das Team hatte Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Dreimal rettete Torwart Jörg Sievers in höchster Not, einmal hätte es Strafstoß für Uerdingen geben können (Jens Rasiejewski hatte Dirk van der Ven gefoult) - und dann traf van der Ven auch noch den Pfosten (41.).

Mit dem Wind im Rücken wirkten die 96-Profis nach der Pause wie beflügelt. Sie übernahmen die Initiative und kamen schließlich auch zu Chancen. Die erste große vergab der eingewechselte Matthias Becker eine Viertelstunde vor Schluß. Er schoß hart und hoch, aber Uerdingens Torwart Achim Hollerieth parierte. Ein Flachschuß wäre die bessere Alternative gewesen. Außerdem stand der mitgelaufene Asamoah frei.

Wenig später hätte Bastian Reinhardt fast ein Tor geköpft, dann kam der Auftritt des Trainer-Sohnes. Fabian Gerber war kaum 60 Sekunden auf dem Platz, da lief er allein auf den KFC-Schlußmann zu, wollte ihn umspielen - und scheiterte.

Dann die 89. Minute: Der ebenfalls eingewechselte Volkan Arslan spielte Fabian Gerber an, der lief noch ein paar Meter und schoß von der Strafraumgrenze mit rechts flach ins linke untere Eck. Sein erstes Zweitligator für 96 feierte er mit einem Purzelbaum, ehe er aufs matschige Geläuf tauchte. Derweil riß sein Vater am Spielfeldrand die Arme hoch. Kann ein Trainer-Einstand schöner sein ?

 

Die Reaktionen: 

96-Trainer Franz Gerber: Ein Riesenkompliment an die gesamte Mannschaft. Es war nicht einfach bei diesen Bodenverhältnissen. Außerdem hat Uerdingen sehr stark gespielt - umso höher ist unser Sieg zu bewerten. Mein Sohn Fabian ist für mich ein Spieler wie jeder andere.

Uerdingens Trainer Henk ten Cate: Diese Niederlage ist sehr bitter für uns. In der ersten Halbzeit hatten wir vier hundertprozentige Torchancen, in der zweiten Halbzeit war Hannover die bessere Mannschaft.

96-Chef Martin Kind: Dieser Sieg war enorm wichtig. Wir sind alle hochzufrieden.

Ex-96-Trainer Reinhold Fanz: Das freut mich für 96. Der Sieg war aufgrund der zweiten Halbzeit verdient. So einen Einstand hätte ich mir mit Frankfurt auch gewünscht.

96-Torschütze Fabian Gerber: Darauf habe ich gewartet, das ist traumhaft. Das war mein erstes Profitor. Das gibt mir noch mehr Selbstvertrauen.

96-Profi Gerald Asamoah: Die haben mich ganz schön hart rangenommen. Ich hätte ein Tor machen können, wenn Matthias Becker rübergespielt hätte.

 

 Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Wird "Colt" genannt - und der saß bei ihm ganz schön locker. Der souveräne Schlußmann war mit seinen Vorderleuten bisweilen nicht zufrieden, die Wut schoß förmlich aus Sievers heraus.

Jens Rasiejewski: Starker Ausputzer - das war bei diesem Dreck auch nötig.

Mirko Baschetti: Hatte Probleme mit Uerdingens Stürmer Lars Müller - bei Baschetti war nicht alles paletti.

Matthias Dworschak: "Kojak" lieferte sich mit Uerdingens Glatzkopf Dirk van der Ven ein haariges Duell. Der 96-Profi war oft nur zweiter Sieger.

Carsten Linke: Auf rechts mit einer recht ordentlichen Leistung.

Bastian Reinhardt: Als Kopfarbeiter gut, als Fußwerker verbesserungswürdig.

Steven Cherundolo: Well done. Der Amerikaner räumte im Mittelfeld alles ab.

Stefan Blank: Der U-21-Nationalspieler hatte unter den Augen von DFB-Trainer Löhr nicht seinen besten Tag erwischt.

Markus Kreuz: Der andere U-21-Nationalspieler fing gut an und ließ dann etwas nach.

Igoris Morinas: Der Litauer taute in seinem zweiten Zweitligaspiel für 96 nie richtig auf.

Gerald Asamoah: Auf dem besten Weg, wieder der alte zu werden - meist nur mit unfairen Mitteln zu stoppen.

Matthias Becker: Fast Torschütze in seinem ersten Zweitligaspiel für 96.

Volkan Arslan: Bereitete das Siegtor vor.

Fabian Gerber: Held des Tages.

 (Quelle: Neue Presse, 22.02.99)


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