Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 11. Spieltag


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Fortuna Köln - Hannover 96 3:0 (0:0)

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96: Sievers - Reinhardt - Baschetti, Dworschak - Lala, Addo, Rasiejewski, N'Diaye, Gärtner (75. Kehl) - Degen (66. Kreuz), Kobylanski (63. Gerber) / Trainer: Fanz

Tore: 1:0 Kirovski (62.), 2:0, 3:0 Younga-Mouhani (89., 90.) - Gelb-Rote-Karte: Lala - Zuschauer: 3 500


Auch Fortuna machte 96 naß; Langsam wird’s ungemütlich
Lala stellte sich dumm an, Fanz wechselte die beiden Stürmer

Es war ein ungemütlicher Abend gestern in der Kölner Südstadt. Kühl war’s - und naß. Ungemütlich wird’s langsam auch für 96 in der zweiten Liga. Das 0:3 bei der Fortuna ließ die Auswärts-Negativbilanz auf nunmehr fünf Pleiten in Folge wachsen. Hannover ist nur noch Zehnter. Vorher waren die Partien in Unterhaching (1:3), Gütersloh (1:2), Mainz und Cottbus (jeweils 0:1) verlorengegangen - diesmal sollte eigentlich die Wende zum Guten folgen. Klubchef Martin Kind hatte „mindestens einen Punkt" vom balltretenden Personal gefordert. Und Trainer Reinhold Fanz wußte offenbar, wie das zu bewerkstelligen war: „Wir müssen auswärts endlich mal in Führung gehen." Dementsprechend engagiert ging sein neuformiertes Team (der erkrankte Linke sowie Kreuz und Messinese waren draußen geblieben, dafür spielen Dworschak, Gärtner und N’Diaye) zunächst ans Abendwerk.

Der erste Versuch, einen Treffer zu erzielen, unternahmen die Kölner: Ein Kopfball des Ex-Dortmunders Jovan Kirovski flog am Tor von Jörg Sievers vorbei (3.). Doch 96 versteckte sich anfangs nicht. Zwischendurch stellte die einfallslose Fortuna, Beobachter sprachen von einer „eingebauten Spaßbremse", Jörg Sievers noch dreimal auf die Probe. Der 96-Torhüter reagierte bei einem Schütterle-Kopfball sowie Schüssen von Brdaric und Grlic prächtig. Zur Halbzeit blieb das Publikum stumm - durchschnittlicher kann kein Fußballspiel sein.

Nach der Pause sah’s kurze Zeit so aus, als sollte 96 tatsächlich ein Auswärtstor erzielen. Andrzej Kobylanski kam frei zum Schuß, Torwart Bobel konnte abwehren (50.). Dann rutschte Mirko Baschetti in eine Kobylanski-Flanke, wieder war Bobel die letzte Rettung (53.). Und schließlich hatte auch Degen Pech (54.). Das Verhängnis für 96 nahm seinen Lauf, als Altin Lala erst die gelbe Karte sah und 30 Sekunden später den Kölner Markus Kranz unfair zu Fall brachte: Gelb-Rot für den Albaner (56.). Nur sechs Minuten später stand’s 1:0 für Köln. Kirovski hatte einfach mal von der Strafraumgrenze aufs 96-Tor geschossen, der Ball flutschte Libero Bastian Reinhardt durch die Beine, setzte vor Sievers auf - und sprang vom Innenpfosten ins Tor.

Damit war das Spiel für Hannover verloren. Denn Fanz wechselte beide Stürmer aus, brachte dafür Mittelfeldmann Markus Kreuz und das Talent Fabian Gerber. Zwar scheiterte Rasiejewski mit einem Freistoß am Kölner Torwart (86.), aber Younga schraubte das Ergebnis mit zwei Treffern auf 0:3 aus hannoverscher Sicht.

Damit endete der Abend so schlecht, wie er begonnen hatte: Als das Team vom Hotel in Hennef zum Spiel fahren sollte, machte der Mercedes-Luxusbuch schlapp - mit Taxen erreichten die Spieler das Stadion.

Die Reaktionen:

96-Trainer Reinhold Fanz: Wir wollten hier einen Punkt holen, aber die gelb-rote Karte hat uns auf die Verliererstraße gebracht. Die beiden Stürmer habe ich herausgenommen, weil wir in Unterzahl auf Konter spielen wollten. Kreuz und Addo sollten in die Spitze stoßen.

Fortuna Kölns Trainer Toni Schumacher: Nach dem Versagen beim 0:3 in Unterhaching war meine Mannschaft heiß - das war ihr anzumerken. Die gelb-rote Karte war die Schlüsselszene.

Matthias Dworschak: Die beiden letzten Tore gehen auf meine Kappe.

Otto Addo: Das 1:0 der Kölner war ein Sonntagsschuß.

Jürgen Degen: Wir haben uns unter Zugzwang gebracht und müssen gegen Düsseldorf unbedingt gewinnen.

 

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Bewahrte 96 mit einer feinen Parade gegen Schütterle vorm frühen Rückstand. Auch danach lange unerschütterlich. Bei den Gegentoren machtlos.

Bastian Reinhardt: Solide, aber unauffällige Leistung des Liberos. Kümmerte sich in Standardsituationen um Kölns einzige echte Spitze Brdaric.

Mirko Baschetti: Hatte so seine liebe Mühe mit Brdaric, einem der besten Zweitligastürmer.

Matthias Dworschak: Ordentliches Comeback für den Ex-Frankfurter. Hatte in der ersten Hälfte Pech mit zwei Schüssen aufs Fortuna-Tor.

Altin Lala: Der umtriebige Albaner gefiel nur in der ersten Hälfte. Stellte sich ziemlich dumm an, als er binnen 30 Sekunden erst Gelb und dann Gelb-Rot sah.

Harald Gärtner: Pflügte die linke Außenbahn um. Gegen Renn lief’s für ihn mäßig.

Jens Rasiejewski: Räumte wieder vor der 96-Abwehr auf, vermochte das 96-Spiel aber nicht zu ordnen. Glücklos als Freistoßschütze.

Babacar N’Diaye: Überraschend im zentralen Mittelfeld am Ball. Mühte sich, machte aber zu wenig aus dem Freiraum, der sich ihm bot.

Otto Addo: Was ist bloß mit Hannovers Mittelfeldzauberer los? Er ließ seine Trickkiste wie in den Spielen zuvor geschlossen. Seit Asamoah fehlt, spielt er nicht mehr so effektiv.

Andrzej Kobylanski: Das war wieder nichts. Kein Durchsetzungsvermögen, keine Chance, keine Bindung zum Spiel - trostlos.

Jürgen Degen: Die bessere 96-Spitze. Schien wieder den Blaumann zu tragen, arbeitete unermüdlich, vergab aber seine Chancen.

Fabian Gerber: Kam für Kobylanski, konnte jedoch keine Akzente setzen.

Sebastian Kehl: Kam spät, fügte sich mit in die Niederlage.

 

Die Pressestimmen:

Hannoversche Allgemeine Zeitung: Mit zehn Mann war der Traum beendet. Nach Gelb-Rot für Lala verlor Zweitligist Hannover 96 bei Fortuna Köln 0:3.

Bild (Hannover): Trainer Reinhold Fanz will es nicht hören. Doch es bleibt - leider - dabei. Seine Jungs sind die Auswärts-Schlaffis der zweiten Liga.

Express (Köln): Daß das Spiel zugunsten des Südstadt-Klubs kippte, hatte zwei Gründe: Der überflüssige Platzverweis von Lala dezimierte die Gäste. Aber auch die Hereinnahme von Younga zahlte sich aus.

Stadt-Anzeiger (Köln): Der 3:0-Erfolg in diesem überdurchschnittlichen Zweitligaspiel befördert Fortuna auf Rang acht.

Kölnische Rundschau: Zwar ging es flott hin und her, doch spätestens nach 20 Minuten offenbarte Fortuna bedenkliche Mängel in der Aufteilung. Der Aufsteiger aus Niedersachsen hatte gleichfalls wenig zu bieten.

Hier gibt es den Livebericht

(Quelle: Neue Presse, 27.10.98)


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