Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 9. Spieltag


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FC Energie Cottbus - Hannover 96 1:0 (0:0)

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96: Sievers - Reinhardt - Baschetti, Linke - Lala, Addo, Rasiejewski, Kreuz, Blank - Degen, Kobylanski (56. N'Diaye) / Trainer: Fanz

Tore: 1:0 Amadou (64.) - Zuschauer: 6 867


Keine Spannung, 96 bekam bei Energie einen gewischt
Vorne nichts los, Kontakt verloren


Alles wie gehabt in Cottbus. Trainer Geyer und seine Energie-Kicker stehen unter Strom, schubsen, schieben und reklamieren. Sie heizen die Zuschauer und Atmosphäre im engen Stadion der Freundschaft auf. Irgendwann ist der Grad der Erregung so hoch, daß Schiedsrichter oder gegnerische Spieler den kühlen Kopf verlieren. Das ist das Modell Cottbus, das sich schon vor 16 Monaten gegen den spielerischen 96-Gegenentwurf durchgesetzt hatte.

Ein normales Fußballspiel ist unter solchen Bedingungen kaum möglich. Auch gestern war es ein Kampf um jeden Zentimeter Rasen, und wieder hat 96 verloren. 0:1 an einem lausig kalten Nachmittag in der Lausitz - die vierte Auswärtsniederlage in Serie. 96 rutschte damit ins Mittelfeld ab, verlor den Kontakt zu den Aufstiegsplätzen. Bei Energie wurde wieder geholzt, bis die Funken sprühten. Viele Zweikämpfe im Mittelfeld, Fehlpässe vom Fließband, Torchancen gab es kaum.

Das 96-Problem liegt im vor allem Angriff. Trainer Reinhold Fanz mußte dabei auf seine besten Stürmer Gerald Asamoah (Herzprobleme) und Dieter Hecking (Oberschenkelverletzung) verzichten. Fanz setzte erstmals Jürgen Degen ein, der mit Andrzej Kobylanski das Sturmpaar bildete.

Degen vergab auch die einzige 96-Möglichkeit in der ersten Halbzeit, als er nach Zuspiel von Linke frei vorm Tor stand. Cottbus-Torwart Piplica warf sich Degen aber vor die Beine und rettete das 0:0. Von den Cottbusern muß aus der ersten Hälfte nur eine Aktion berichtet werden. Energie-Kapitän Hoßmang legte sich mit Fanz an, bedeutete dem 96-Trainer, er solle den Mund halten und sich an die eigene Nase fassen. Hektik und Aufregung, so kennt mandas in der Lausitz.

Immerhin mußte diesmal keiner das Licht ausknipsen - es war hell genug. Einen lichten Moment hatte immerhin Babacar N'Diaye, der bei der ersten Aktion nach seiner Einwechslung (für Kobylanski) fast ein Tor erzielt hätte. Im Gegenzug vergab Rath die Cottbuser Führung, als er freistehend verschoß.  Wenig später doch die Führung für Energie. Rath verlängerte einen Kopfball von der Seite,Amadou drückte den Ball (65.) über die Linie. Danach versuchte 96 es wie zuletzt in Manz mit der Brechstange. Die Bälle immer hoch in den Strafraum, Chancen gab es aber nicht mehr. Vorm Tor des Gegners ist 96 auswärts zu harmlos.

Die Reaktionen:

96-Trainer Reinhold Fanz: „Wir hätten gerne einen Punkt geholt oder einen Sieg gelandet. Aber wir hatten kaum Tormöglichkeiten, haben nicht druckvoll nach vorne gespielt und uns kaum eine Chance erarbeitet. Nach dem 0:1 war es schwer, den Rückstand aufzuholen."

Cottbus-Trainer Eduard Geyer: „Das war ein schwer erkämpfter Sieg in einem typischen 0:0-Spiel. Das Spiel stand bis zum Schluß auf Messers Schneide, als 96 mit hohen Bällen alles versucht hat."

96-Sportdirektor Franz Gerber: „Das war eine Niederlage, die wir nun gar nicht gebraucht haben. Daß wir hier verloren haben, haben wir uns ganz allein zuzuschreiben."

96-Torwart Jörg Sievers: „Noch nie wäre es so einfach gewesen, in Cottbus zu gewinnen. Es ist enttäuschend, daß wir das nicht geschafft haben."

96-Spieler Carsten Linke: „Wir wollten die Cottbuser unter Druck setzen. Das ist uns nicht gelungen. Ich bin enttäuscht."

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Über 90 Minuten so arbeitslos wie vergangene Saison in der Regionalliga. Schuldlos am Gegentor.

Bastian Reinhardt: Hatte in der ersten Halbzeit seine Abwehr als Libero gut im Griff. Wechselte nach dem Gegentor nach vorn, um seine Kopfballstärke auszuspielen.

Carsten Linke: Noch einer der Besten. Hatte Wuttke im Griff, versuchte Druck zu machen. Setzte Degen bei der größten 96-Chance gut in Szene.

Mirko Baschetti: Hatte die schwierigste Aufgabe und den giftigen Rath als Gegenspieler. Wußte beim 0:1 keine Rat, als der Cottbuser den Treffer mit einem Kopfball vorbereitete.

Altin Lala: Hinten rechts manchmal desorientiert – seinen Flanken flogen meistens ins Aus.

Stefan Blank: Immerhin machte Irrgang gegen ihn kein Tor, auch wenn der eine große Kopfballchance vergab. Im Juni 1997 hatte der Cottbuser sein Team zum Aufstieg geschossen.

Jens Rasiejewski: Nach dem 0:1 Libero. Vorher mit einigen guten Vorlagen. Als Freistoßschütze Nummer eins eine Fehlbesetzung. Fanz sollte mal andere ran lassen.

Markus Kreuz: Rechts vorne im Einsatz. Hatte wahrscheinlich die meisten Ballkontakte. Kreuz war keine Drückeberger, brachte aber auch keinen Schub ins 96-Spiel.

Otto Addo: Blaß. Versuchte es immer im Alleingang, blieb aber spätestens beim dritten Gegner hängen.

Jürgen Degen: Suchte die Zweikämpfe. Arbeitete immerhin, auch wenn wenig dabei herauskam. Vergab die beste Torchance.

Andrzej Kobylanski: Wie ein Fremder unter lauten Bekannten.

Babacar N’Diaye: Hatte eine Chance, die er nicht nutzte – aber das kennt man schon.


Pressestimmen:

Lausitzer Rundschau (Cottbus): Das Ergebnis haben alle mit Genugtuung aufgenommen, die doch etwas Bauchschmerzen bekamen, wenn sie an die Talfahrt der Lausitzer dachten.

Hannoversche Allgemeine Zeitung: 96 spielte viel zu ängstlich. Neues Spiel, altes Leid. Hannover 96 hat eine besondere Begabung. Immer dann, wenn die Mannschaft Kontakt zu den oberen Tabellenplätzen herstellen kann, patzt sie. Was sie in den Heimspielen aufbaut, reißt sie auswärts wieder um.

Bild (Hannover): Die Auswärts-Schlaffis. Wenn 96 in den Mannschaftsbus steigt, sind die Punkte schon futsch. 96 auswärts, das zweite Gesicht des Aufsteigers.

Deutsche Presse Agentur: Das Spiel war nicht einmal Mittelmaß. degen hatte zumindest die Möglichkeit, den Gast in Führung zu bringen.

Sport Informations-Dienst (Neuss): Die Zuschauer erlebten ein Fehlpaßfestival. Der Neuling enttäuschte auf der ganzen Linie.

(Quelle: Neue Presse, 05.10.98)


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