Hannover 96

2. Bundesliga 98/99, 6. Spieltag


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Hannover 96 - SSV Ulm 1846 1:1 (0:1)

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96: Sievers - Reinhardt - Baschetti, Linke - Hecking (46. N'Diaye), Lala, Addo, Rasiejewski, Kreuz - Asamoah, Kobylanski (62. Blank) / Trainer: Fanz

Tore: 0:1 Otto (34.), 1:1 Linke (87.) - Zuschauer: 20 000


Ein Spatz flog bei 96 ab, aber nur Linke legte Ei ins Nest
Zuviel Respekt vorm Spitzenreiter, Gerber findet Punkte-Schnitt gut

Es lohnt sich wieder, zu 96 zu gehen. Auch gestern beflügelten 30 000 ihre Mannschaft auf den Flug höhere Regionen der Tabelle. „Das Publikum wirkt wie eine Droge", erkannte Ralf Rangnick, Trainer des Spitzenreiters Ulm. Die Spatzen, wie sich das Team nach dem Wahrzeichen der Stadt nennt, stürzten aber trotz des Gegenwindes der 96-Fans nicht ab. Das 1:1 stellte beide Teams zufrieden - Ulm bleibt ganz oben, 96 oben dran.

„Wir sind mit dem Unentschieden belohnt worden, weil wir in der zweiten Halbzeit mehr Druck gemacht haben", freute sich 96-Trainer Reinhold Fanz. Trotzdem - es war diesmal kein 96-Festtag. Sechs Tore hatte die Mannschaft gegen Köln erzielt, gegen Ulm erarbeitete sich das Team nicht mal sechs Torchancen. „Da kam zu wenig", meinte Fanz. Wenn es bei 96 mal zügig in Richtung Spatzentor ging, dann nur durch Otto Addo und Gerald Asamoah. Die beiden 96-Stars versuchten, mit Einzelaktionen die Viererkette der Ulmer auseinander zu reißen. Von den anderen Offensivkräften ging keine Sprengkraft aus. Der Tabellenführer agierte mit perfekter Raumdeckung, der ballführende 96-Profi wurde sofort von zwei Spielern angegriffen. „Ballorientierte Gegnerdeckung" nannte Berti Vogts das System, mit dem er in der Nationalelf scheiterte - das die Ulmer aber beherrschen. Die 96er waren dagegen oft orientierungslos, von den Außenpositionen kamen zu selten Vorlagen für die Stürmer. „Unser Respekt war anfangs zu groß", fand Fanz. Das 0:1 (34.) durch Otto erhöhte die Unsicherheit. Tennisstar und 96-Fan Nicolas Kiefer fuhr sich ein ums andere Mal durch die Stoppelfrisur, zur Halbzeit gab’s sogar einige Pfiffe. Für den schlappen Dieter Hecking kam „Air Baba" N’Diaye (46.) - aber auch der Senegalese segelte zu häufig am Ball vorbei. Trotzdem „erhöhte die dritte Spitze den Druck", wie Rangnick sah. Dann machte ein Spatz den Abflug - Kinkel sah Rot (61.). „Danach haben wir nur noch versucht, über die Zeit zu kommen", analysierte Rangnick. Viele Minuten fehlten aber nicht am Sieg in Hannover. Erst in der 87. Minute schaffte Carsten Linke den Ausgleich, nach einer Kopfballvorlage von Libero Bastian Reinhardt. „Mein Job war noch der einfachste dabei", meinte Linke bescheiden. Der Manndecker rettete seiner Mannschaft einen Punkt. Damit gewann 96 vier Zähler aus zwei schweren Spielen innerhalb von vier Tagen - „ein guter Schnitt", meint Sportchef Franz Gerber. Auch Rangnick fand „bewundernswert, daß 96 immer weiter nach vorn spielt. Man hatte nie das Gefühl, die geben auf".

Die Reaktionen:

Tennisstar Nicolas Kiefer: Ulm hat hinten sehr gut gestanden, die 96er hatten dadurch sehr wenig Chancen. Gut, daß sie trotzdem oben mit dran bleiben.

Ulms Trainer Ralf Rangnick: Nach der roten Karte für Kinkel haben wir nur noch reagiert. Der Ausgleich für 96 war ärgerlich, letztlich aber verdient.

96-Trainer Reinhold Fanz: Ich denke, wir dürfen mit dem Unentschieden zufrieden sein. Wir waren lange nicht aggressiv genug, haben dann aber mehr riskiert.

96-Torschütze Carsten Linke: Ein schönes Gefühl, mal wieder ein Tor geschossen zu haben. Noch schöner wär’s gewesen, wenn wir gewonnen hätten.

Jens Rasiejewski: Es war schwer für uns. Wir haben ziemlich undiszipliniert gespielt.

Dieter Hecking: Jeder Punkt gegen den Abstieg ist wichtig, weil’s in der zweiten Liga so eng zugeht. Wir hätten mehr über die Außen spielen müssen.

Jörg Sievers: Das war ein Fleißpunkt. Mit unserem Spiel können wir nicht zufrieden sein, das Unentschieden geht aber in Ordnung.

Andrzej Kobylanski: Ich bin zwar wieder fit, bei mir lief’s aber einfach noch nicht.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Spielte fehlerfrei. Beim Gegentor war Hannovers Nummer eins chancenlos.

Carsten Linke: Bekämpfte Ulms australischen Angreifer Trkulja verbissen. Schaltete sich häufig ins Spiel nach vorne ein. Linke machte es den 96-Fans schließlich mit dem Ausgleich recht.

Mirko Baschetti: Wieder dabei nach überstandener Magen- und Darmgrippe. Alles was er unternahm, hatte Hand und Fuß.

Bastian Reinhardt: Der neue 96-Libero hatte die Lufthoheit. Als Abwehrchef aber sicher kein Überflieger, weil die Pässe zu ungenau kommen.

Jens Rasiejewski: Sah gegen Ulms betagten Spielmacher Gora (35) einige Male recht alt aus. Bemühte sich im Spiel nach vorne. Seinen Fernschüssen fehlte es allerdings an Präzision.

Altin Lala: Diesmal wieder im rechten defensiven Mittelfeld. Rannte die Außenlinie rauf und runter, trotzdem lief’s nicht so bei Lala. Der kleine Wirbelwind aus Albanien agierte zu hektisch.

Markus Kreuz: Begann links defensiv, wechselte aber später ins rechte offensive Mittelfeld. Seine Flanken kamen oft ungenau, manchmal gar nicht.

Otto Addo: Hatte es meist mit Ulms Otto zu tun. Lange Zeit lief bei 96 nach vorne fast alles über Addo. Provozierte die rote Karte für Kinkel.

Dieter Hecking: Wirkte saft- und kraftlos, wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

Andrzej Kobylanksi: Nach überstandener Knieverletzung wieder dabei. Blieb aber völlig wirkungslos.

Gerald Asamoah: Der bessere 96-Stürmer. Ackerte viel, verfing sich jedoch oft in der Ulmer Viererkette.

Babacar N’Diaye: Kam nach 45 Minuten, verstolperte eine Chance - glücklos.

Stefan Blank: In den letzten 27 Minuten dabei, sorgte auf der linken Seite für mehr Druck.


(Quelle: Neue Presse, 14.09.98)


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