Eintracht Braunschweig - Hannover 96 0:1 (0:0)

96: Sievers - Ernst - Eigner, Reinhardt - Arslan (76. Fischer) , Rasiejewski (80. N'Diaye), Addo, Kreuz, Hecking (66. Dietrich)- Asamoah, Degen

Tore: 0:1 Asamoah (54.) - Zuschauer: 23.728

22.11 Uhr gestern abend, Spieler in durchgeschwitzten roten Trikots lagen sich in den Armen. Das Duell der Giganten, der Megahit, der Gipfel - entschieden: 96 siegte 1:0 in Braunschweig, sicherte sich am vorletzten Spieltag die Meisterschaft in der Regionalliga Nord - und kann sich jetzt auf die Aufstiegsspiele gegen Tennis Borussia Berlin (21. und 24. Mai, zuerst auswärts) konzentrieren.

Vorher gibt’s noch das Schaulaufen im Heimspiel gegen Herzlake (16. Mai) Die Braunschweiger müssen dagegen ihre frischgedruckten "Wir fahren nach Berlin"-Shirts verkaufen. Im seit vielen Wochen ausverkauften Stadion (23800 Zuschauer) waren gelbe und blaue Luftballons verteilt worden - die Vereinsfarben der Eintracht. Das ergab ein buntes Bild auf den Rängen, als es endlich losging.

Für wen sollte der Meistertraum zerplatzen? Die heimstarken Braunschweiger (seit fast zwei Jahren ohne Niederlage im neuen Schmuckkästchen) setzten gegen die Auswärts-Seriensieger aus Hannover (letzte Pleite fern der Heimat am 26. April 1997 mit 0:1 bei den HSV-Amateuren) zunächst auf ihren Stadionsprecher. Der forderte das Publikum auf: "Wir wollen unser Stadion in einen Hexenkessel verwandeln und unsere Mannschaft anfeuern, bis es nicht mehr geht."

Von Beginn an qualmte es auf dem Rasenrechteck - erst war’s das von den hannoverschen Fans entzündete bengalische Feuer, dann war ordentlich Feuer im Spiel. Und 96, Trainer Reinhold Fanz ("Wir spielen auf Sieg") hatte auf der rechten Seite Volkan Arslan statt Sven Fischer aufgeboten und damit die offensivere Variante gewählt, machte sofort Druck. Allerdings konnten viele Akteure ihre Nervosität nicht verbergen. Es gab so manchen Fehlpaß - und sogar Ballkünstlern wie Otto Addo hüpfte in der Anfangsphase die Lederkugel vom Fuß, als säße ein Frosch drin.

Aber das Fanz-Team war aggressiv, störte die Braunschweiger früh. Gute Aussichten für den Titelgewinn. Und als nach 23 Minuten auch noch das vermeintliche 1:0 bejubelt werden konnte, schien aus hannoverscher Sicht wahrlich alles gut zu werden. Doch Hecking freute sich zu früh, der Schiedsrichter erkannte auf Abseits. Eine zumindest fragwürdige Entscheidung. Aber auch ein Treffer für Braunschweig kurz darauf zählte nicht - unfairer Einsatz gegen den überragenden 96-Torwart Jörg Sievers. Es brodelte. Und dann halfen die Gäste mit, daß die Stimmung fast überkochte.

Weil Hannover vor allem den Eintracht-Außen Marco Dehne und Andreas Winkler (beide frühere 96-Profis) viel zu viel Raum ließ, schnappte die Braunschweiger Flügelzange einige Male bedrohlich zu. Zweimal der Pfosten und Sievers verhinderten einen Pausenrückstand.

Das Tor, das 96 aufatmen ließ, fiel in der 54. Minute durch Gerald Asamoah - sein 20. Saisontreffer. Damit war der Weg frei. Der Rest war Jubel, und der wollte kein Ende nehmen. Nach mehreren Ehrenrunden kamen die 96er noch mal aus den Kabinen, feierten mit den Fans. In der Nacht ging’s feucht-fröhlich zurück nach Hannover - zum Meisteressen ins Restaurant "L’Acquario" in der Südstadt.

96 startet furios, Gerald Asamoah setzt sich links durch, zieht sofort ab - daneben.

Nach einer Ecke köpft Bastian Reinhardt drüber.

Milos Kolakovic schießt knapp am 96-Tor vorbei.

Jürgen Degen wird im Eintracht-Strafraum im letzten Moment gestoppt.

Jens Rasiejewski paßt zu Asamoah, der schießt übers Tor.

Kolakovic taucht frei vor Jörg Sievers auf, schießt aus spitzem Winkel knapp daneben.

Kopfball-Stafette im 96-Strafraum. Sievers zeigt bei einem Grupe-Kopfball einen tollen Reflex.

Freistoß von Volkan Arslan, Dieter Hecking lenkt den Ball mit dem Kopf ins Tor - aber Degen steht dahinter angeblich im Abseits. Kein Tor - Fehlentscheidung.

Braunschweigs Thorsten Kohn mit gefährlichem Distanz-Flatterschuß. Sievers reagiert toll.

Hain hat bei einem Asamoah-Kopfball Mühe. Im Gegenzug schießt der Ex-96er Marco Dehne ein Tor. Das wird aber wegen eines Fouls nicht anerkannt.

Gestocher im 96-Strafraum. Drei Braunschweiger vergeben nacheinander, zuletzt trifft der Ex-96er Winkler den Pfosten.

Harter Schuß von Markus Kreuz, Hain kann zur Ecke lenken.

Kohn tritt Asamoah vors Schienbein, Der wälzt sich vor Schmerzen, kann aber weitermachen.

Kappel mit Bodycheck gegen Arslan - er sieht nicht mal Gelb.

Asamoah frei vor Hain - der hält.

Kolakovic foult Ernst - gelbe Karte.

Freistoß von Kreuz mitten durch Braunschweigs Abwehrmauer, aber Hain kann abwehren.

Das 0:1. Volkan Arslan springt geschickt über den Ball, Asamoahs verdeckter Schuß schlägt unhaltbar links neben Hain ein.

Knallharter Kopfball von Degen, Dehne muß auf der Linie klären.

Nach einem Rasiejewski-Freistoß köpft Addo nur knapp daneben.

Solo von Kappel, der haut drauf. Sievers hält.

Freistoß von Rasiejewski, aber genau auf Hain.

Bernd Eigner stoppt Kolakovic im Strafraum mit einer Grätsche, trifft auch den Ball. Kolakovic fordert vergebens Elfmeter.

Braunschweigs Arobieke köpft knapp daneben.

Dehne foult nach einem Solo Sievers - Tumulte.

Addo ist frei durch - scheitert aber Hain.

Supermann im Tor, schien 20 Hände zu haben.

Der gestreßte Libero hielt tapfer durch und seine Abwehr zusammen.

Stellte Kolakovic kalt. Guter Manndecker.

Unsicher, viele Fehlpässe, aber stark im Kopfballspiel.

Sollte Ex-96-Profi Dehne stoppen, gelang nicht immer.

Sollte Ex-96-Profi Winkler links aufhalten, gelang nicht mit links.

Solider Chef im zentralen Mittelfeld.

Viele Solo-Läufe, zu oft allein gelassen.

Versteckte sich anfangs zu oft.

Arbeitete und arbeitete, sollte besser im Blaumann auflaufen.

Einzelkämpfer im Angriff, machte auch das 1:0. Ein Riese.

Sicherte die Führung ab.

Vergab zwei große Torchancen.

Angelte sich nur selten den Ball.

Riesig, die Jungs haben hervorragend gespielt. Jetzt wollen wir richtig feiern.

Ich bin wahnsinnig enttäuscht und hoffe, daß 96 jetzt auch aufsteigt.

Wir haben das wunderbar gemacht. Jetzt steigen wir auch auf.

Anfangs haben wir ein bißchen Glück gehabt. Jörg Sievers hat uns toll geholfen. Jetzt kann ich mir einen Traum erfüllen und aufsteigen.

Wir hatten nur in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit größere Probleme.

Oh Gott, das war in der ersten Halbzeit ganz schön eng. Jetzt müssen wir beide Aufstiegsspiele gegen Tennis Borussia Berlin gewinnen.

Braunschweig hat uns alles abverlangt.

Sieht man die erste Hälfte, war der Sieg schon ein bißchen glücklich.

Am Montag werden wir uns zusammensetzen und die neue Situation planen.

96 hat mir in der zweiten Hälfte besser gefallen, deswegen geht der Sieg in Ordnung.

Hannover hat die reifere Mannschaft und deshalb gewonnen.

Wenn man diese Stimmung sieht - traurig, daß einer ins Gras beißen muß.

Beide Mannschaften haben gezeigt, wie stark in der Regionalliga gespielt wird.

(Quelle: Neue Presse, 08.05.98)

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