Hannover 96 | Regionalliga 28. Spieltag |
VfB Lübeck - Hannover 96 1:4 (0:2) |
96:
Sievers - Ernst - Eigner (78. Reinhardt), Dworschak - Linke, Rasiejewski, Addo (74. Dietrich), Arslan (56. Bicici), Kreuz - Asamoah, DegenTore:
0:1 Arslan (19.), 0:2 Tramm (44., Eigentor), 1:2 Siedschlag (47.), 1:3 Asamoah (49.), 1:4 Dworschak (90.) - Gelb-Rote-Karte: Asamoah - Zuschauer: 3.500Traum-Tricks von 96, Gerland war "entsetzt"
Berliner Spion sah schwache Lübecker
Der Mann mit der Mütze, früherer Kampfname "Tiger", lächelte. Wie der liebenswürdige Hermann Gerland auf der Tribüne lümmelte, entsprach er so gar nicht seinem Spitznamen, der er als bissiger Profi in Bochum und später als zupackender Trainer in Nürnberg und Bochum führte. Die Pudelmütze tief in die Stirn gezogen ("ich habe gedacht, es wird kälter"), spionierte der Berliner Trainer einen möglichen Aufstiegsgegner aus.
Der Meistercoach von Tennis Borussia sah, wie sich 96 mit einem 4:1-Sieg die Titel-Chance erhalten konnte. Am Vortag hatte Gerland den 3:1-Erfolg der Braunschweiger in Emden beobachtet.
96 bleibt also dran am Spitzenreiter, "das war das Wichtigste", freute sich Jürgen Degen. Der Stürmer hatte zwar kein Tor erzielt, aber viel gerackert. "Eine sehr gute und engagierte Mannschaftsleistung", lobte 96-Trainer Reinhold Fanz. Über die Arbeitsmoral der Lübecker gab es allerdings unterschiedliche Meinungen. Nach der Entlassung von Spielertrainer Andre Golke sind Mannschaft und Präsidium zerstritten. Die Akteure verbringen mehr Zeit beim Anwalt als beim Training. Sie klagen gegen "willkürliche Gehalts- und Prämienkürzungen", wie Michael Köpper bestätigte. Fanz wollte nun gesehen haben, daß der neue Trainer Ramon Berndroth "einiges bewegen konnte". Gerland jedoch war "entsetzt" über die Qualität des Lübecker Spiels. "Ich weiß ja nicht, ob das immer so ist." Der Berliner Spion amüsierte sich, "wie die sich die Dinger ins eigene Tor hauen". Das 2:0 fiel nach einer tollen Einzelleistung des Lübeckers Sven Tramm, der den Ball ins eigene Netz drosch (44.).
Auch am 1:0 durch Arslan (25.) waren Lübecks Marian Pagels und Torwart Frank Böse beteiligt, die Volkan Arslan netterweise den Kopfball zum wichtigen Führungstor erlaubten. In der zweiten Halbzeit "wollten wir versuchen, aggressiver zu werden", hatte Berndroth Weisung erteilt. Nach dem 2:1 (48.) durch Siedschlag drohte die Partie zu kippen. Aber der überragende Gerald Asamoah nahm den Lübeckern alle Hoffnungen, erzielte nur eine Minute später das 3:1 (49.). Der eingewechselte Hakan Bicici setzte noch einen Elfmeter an den Pfosten (83.). "Das war die Krönung seiner schwachen Leistung", war Fanz sauer. Matthias Dworschak erzielte das 4:1 nach einem Traum-Hackentrick von Jens Rasiejewski. Als "solide" bewertete Fabian Ernst die 96-Leistung. Der Libero hatte "erwartet, daß es schwerer wird" und eine "armselige"Vorstellung des VfB gesehen. Ernst fands "traurig, was aus Lübeck geworden ist".
(Quelle: Neue Presse, 23.03.98)