96: Sievers - Ernst - Reinhardt, Linke - Dworschak (57. Eigner), Rasiejewski, Hecking (71. N'Diaye), Bicici (62. Arslan), Kreuz, - Asamoah, Degen

Tore: 1:0 Reinhardt (1.), 1:1 Erdmann (7.), 2:1 Knörenschild (26., Eigentor), 2:2 Erdmann (48.), 3:2 Asamoah (73.), 3:3 Erdmann (79.), 3:4 Hoffmann (90.) - Zuschauer: 9.925

Die Möwe spielte ihr eigenes Spiel. Sie hatte sich vom nahen Maschsee verirrt, suchte sich im Niedersachsen-Stadion ihren Ruheplatz stets da, wo sich die Kicker gerade nicht aufhielten. Der Vogel war viel unterwegs, weil es im Derby gestern abend vor 9925 Zuschauern munter hin und her ging.

Aus ging's 3:4 für Arminia. Ein Ergebnis, das den 96-Fans nicht gefiel. Pfiffe gab's für die erste Saisonniederlage. Nach dem Unentschieden vor einer Woche in Wilhelmshaven ist's ein Fehlstart aus der Winterpause. 96 steckt in der Krise, Braunschweig kann mit einem Sieg gegen Wilhelmshaven Tabellenführer werden.

Den Anpfiff erlebte die Möwe am 96-Strafraum, und das war eine gute Wahl. Denn schon nach 37 Sekunden fiel die Führung für die Mannschaft in den roten Trikots. Kreuz trat einen Freistoß von rechts mit dem linken Fuß vors Arminia-Tor, Bastian Reinhardt köpfte das 1:0 - das schnellste 96-Tor der Saison. Damit schien der Weg aus der Krise frei.

Doch schon in der siebten Minute der Ausgleich für die Akteure im blauen Trikot. Markus Erdmann nahm das Zuspiel von Ruiz-Macho mit dem Rücken zum Tor und Gegenspieler Reinhardt an, eine schnelle Drehung, das 1:1 war perfekt. Es war das 18. Saisontor des früheren 96-Spielers. Die erneute Führung gelang dem Favoriten eher zufällig. Degen rackerte sich durch den Strafraum, köpfte das 2:1 (26.), aber auch der Treffer brachte keine Ruhe bei 96.

Celles Trainer zeigte sich zur Halbzeit "enttäuscht". Jürgen Rynio hatte "ein sehr schlechtes Spiel gesehen." Von Arminia "muß man nicht mehr erwarten, aber von 96, man merkt, daß die unter starkem Druck stehen", erkannte der Ex-Profi.

Den Druck erhöhte Erdmann in der 48. Minute. Nach schönem Paß von Ruiz-Macho erzielte Arminias Torjäger seinen 19. Saisontreffer. Braunschweigs Trainer Lorkowski wird auf der Tribüne gelacht haben. Danach wurde es der Möwe zu bunt, sie flog ab. Denn die Partie wurde schneller. Ein Weitschuß von Ernst ging knapp daneben, Asamoah scheiterte aus wenigen Metern an Torwart Jürgen. Dann traf der 19jährige doch. Ein erster Schußversuch Asamoahs prallte von einem Arminen-Bein wieder dem Stürmer vor die Füße, der zweite Versuch saß.

War jetzt alles klar für 96? Nein, denn Erdmann erkennt man daran, daß er gerne 96 ärgert. Aus 20 Metern zirkelte er den Ball ins Tor. Sein erstes Freistoßtor, sein 20. Saisontor. Den K.o. für 96 leitete Torwart Sievers ein. Er nahm den Rückpaß mit dem Kopf an, als er ihn wegschlagen wollte, Hoffmann sprang dazwischen, erzielte das 3:4 für Arminia (90.).

Arminia-Trainer Rainer Behrends: Dieser Sieg ist das Größte für mich. Dreimal einen Rückstand aufgeholt. Da kann man wirklich stolz sein.

96-Trainer Reinhold Fanz: Das tut uns weh. Bei diesen Fehlern braucht man sich nicht zu wundern. Der Mannschaft aber keinen Vorwurf.

96-Sportdirektor Franz Gerber: Das letzte Tor sagt doch alles. Wir haben mehr als unglücklich und somit die Tabellenführung verloren.

Manndecker Matthias Dworschak: Unglaublich. Ich habe keine Erklärung. Ich weiß auch nicht, warum wir so wenig kämpfen.

Arminias Kapitän Marcus Hoffmann: Der Traum jedes Arminen ist heute in Erfüllung gegangen. Am Ende hatten wir aber auch Riesenglück.

Arminen-Torjäger Markus Erdmann: Das ist eine super Geführ. Aber ich kann's noch gar nicht fassen. Kompliment an die gesamte Mannschaft. Wir werden jetzt wohl ein schönes Faß aufmachen.

Jürgen Degen, 96-Spieler: Wenn man zu Hause dreimal in Führung geht, darf man so ein Spiel nicht mehr verlieren.

Bastian Reinhardt, 96-Spieler: Das war ein rabenschwarzer Tag für mich und die ganze Mannschaft. Alle vier Tore waren individuelle Fehler, die eigentlich nicht passieren dürfen.

(Quelle: Neue Presse, 14.02.98)

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