SV Wilhelmshaven - Hannover 96 1:1 (0:1)

96: Sievers - Ernst - Dworschak, Linke - Asamoah, Rasiejewski, Hecking (84. Reinhardt), Kreuz, Arslan (65. Bicici) - Milovanovic, Degen (65. N'Diaye)

Tore: 0:1 Hecking (33.), 1:1 Blancke (55.) - Zuschauer: 1.500

Es gab Hähnchenschenkel im Pressekabuff des SV Wilhelmshaven, aber kein Besteck. Deshalb hatten Trainer Reinhold Fanz und Sportdirektor Franz Gerber nach der Partie lange zu knabbern - auch am 1:1-Ausrutscher ihres Teams im ersten Spiel nach der Winterpause.

96 hatte eine große Chance vertan. Nämlich die, Verfolger Eintracht Braunschweig schon entscheiden abzuhängen. So ist der Abstand zwar um einen Zähler angewachsen, beträgt aber statt möglicher vier nur zwei Punkte.

Die abstiegsbedrohten Gastgeber vom Jadebusen wollten sich Hannover zur Brust nehmen. Dafür hatten sie den Platz neu vermessen, genauer gesagt um zehn Meter verkürzt. "Damit 96 mehr in die Zweikämpfe muß und hier ein bißchen mehr Leben in der Bude ist", wie Wilhelmshavens Spielertrainer Reinhold Tattermusch hinterher verriet.

Das Konzept ging auf - auch, weil das Wetter auf der Seite des Außenseiters war. Erst Regen und dann Schnee sorgten dafür, daß der Tabellenführer gewissermaßen in den Schlam(m)assel schlitterte. Aber der Reihe nach.

96 begann alles andere als gut und ließ in der zweiten Halbzeit stark nach. Nicht unterschlagen werden sollte allerdings ein Fünf-Minuten-Zwischenspurt. Nach einem bemerkenswerten Doppelpaß mit Fabian Ernst gelang Routinier Dieter Hecking mit einem 14-Meter-Schuß in den Winkel das 1:0 - es war der sechste Saisontreffer des 33jährigen (34.).

In der 39. Minute köpfte Vladan Milovanovic den Ball ins Tor, wurde aber zurückgepfiffen. Sein Sturmpartner Jürgen Degen hatte sich vorher offenbar unfair Platz verschafft, was aber auch die TV-Bilder nicht eindeutig belegen konnten. 96 protestierte zur zaghaft.

Nach dem Wechsel ging nichts mehr, und so kam Wilhelmshaven zum verdienten Ausgleich. Bei einer mißglückten Rettungsaktion sprang die Kugel von Linkes Schienbein Olaf Blancke vor die Füße - das 1:1 in der 55. Minute. Erst in der Schlußphase raffte sich 96 auf. Aber die eingewechselten Babacar N’Diaye (82.) und Bastian Reinhardt (84.) verfehlten mit ihren Kopfbällen knapp das Ziel. Was folgte, war Ratlosigkeit bei ideenlosen Favoriten. Trainer Fanz nannte fehlende Agressivität und die widrigen Verhältnisse als Gründe für den schlappen Auftritt der Seinen, meinte aber auch: "Wir dürfen nicht alles auf den Platz schieben und müssen uns in den nächsten Spielen enorm steigern."

Sportdirektor Franz Gerber bemängelte, daß fast kein Zweikampf gewonnen worden sei. Der Spieler Reinhardt brachte die Problematik auf den Punkt: "Wir spielen wie eine Mädchenmannschaft - viel zu brav."

(Quelle: Neue Presse, 09.02.98)

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