Hannover 96

Regionalliga 18. Spieltag


SF Ricklingen - Hannover 96 0:4 (0:2)


96: Sievers - Ernst - Dworschak, Linke - Rasiejewski, Addo (78. Fischer), Kreuz (73. Vukelic), Bicici, Asamoah - Hecking, Milovanovic (62. Bongo)

Tore: 0:1 Asamoah (30.), 0:2 Hecking (43.), 0:3 Addo (51.), 0:4 Milovanovic (60.) - Zuschauer: 5.690


Erst als Asamoah genau traf, bröckelte Ricklinger Mauer

Kein Fußballfest im Niedersachsenstadion, nur 5690 Zuschauer dabei

Es dauerte keine fünf Minuten, da war das Niedersachsenstadion nach der Partie bis auf wenige Ordner geleert. Offentlich gab es keinen Grund für die Zuschauer, länger am Ort des Derbys zwischen Ricklingen und 96 zu bleiben - alles total normal gelaufen eben. 96 gewann 4:0 - aber ein hannoversches Fußballfest war dieses Spiel nicht.

Eine Viertelstunde vorm Anpfiff daß Dieter Schatzschneider in der Umkleidekabine des Stadions, eine Cola-Flasche in der Hand und philosophierte: "Die werden wie die Feuerwehr loslegen." Als eine Viertelstunde gespielt war, mag sich der Sportfreunde-Trainer gefreut haben, daß sich 96 eher im Tempo eines Rüstzugs auf dem Rückzug nach einer ausgiebigen Dorfparty bewegte. 96 war zwar überlegen, ohne aber das schnelle Kombinationsspiel vorzuführen, das diese Mannschaft beherrscht.

Trainer Reinhold Fanz hatte den leicht an der Wade verletzten Sven Fischer auf der Ersatzbank gesetzt. Für den Jugendnationalspieler kickte Dieter Hecking auf der rechten Seite. Im Mittelfeld werkelte erneut Hakan Bicici unglücklich.

Die Sportfreunde machten von Anfang hinten dicht, zogen eine Mauer um ihren Strafraum. Allein Martin Giesel, um den sich Matthias Dworschak kümmerte, und Robert Scheurer orientierten sich zumindest in Richtung Mittellinie. Schatzschneider wollte den Fall der Ricklinger Mauer so lange wie möglich herauszögern - in der 32. Minute bröckelte sie dann aber doch. Dworschak zielte aus 16 Metern aufs Tor, Asamoah hielt den Fuß dazwischen - 1:0 für 96. Ralf Krüger schien bei der Kälte erstarrt und auf der Torlinie festgefroren - jedenfalls reagierte er zu spät. 1:0 für ein nicht überzeugendes 96-Team.

Nach einem Freistoß schaffte Dieter Hecking noch vor der Halbzeit das 2:0 (43.). Das schönste Tor gelang Otto Addo, der eine Kreuz-Flanke im Lauf mit dem Kopf annahm und zum 3:0 (51.) ins Netz köpfte.

Die Ricklinger lockerten ihr Bollwerk, Küpper scheiterte vor Torwart Sievers (55.). Milovanovic traf nach einem Konter zum 4:0. Eine Schlappe gab's neben Ricklingen auch für die Agentur T&T, die die Partei gekauft hatte. 10 000 Zuschauer hätten kommen müssen, damit die Kalkulation aufgegangen wäre. Es kamen 5 690 Fans - ein teures Zusatzgeschäft. Pech auch für Harry Blome: Der Ricklinger wurde nach einem Zusammenprall mit Addo mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Siloah-Krankenhaus eingeliefert.

Stimmen zum Spiel:

96 Trainer Reinhold Fanz: Wir sind sehr zufrieden. Wir haben uns in der Anfangsphase schwer getan, hätten aber höher gewinnen können. Addo und Hecking haben mir gut gefallen.

Ricklingens Trainer Dieter Schatzschneider: Die Niederlage ist hochverdient. Für uns war es ein Scheiß-Derby. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Keiner ist an seine Leistungsgrenze gegangen, meine Jungs hatten Blei an den Füßen. Mit dem 0:4 sind wir gut bedient.

Ricklingens Manndecker Frank Meißner: Wir haben einfach schlecht gespielt. Die 96er haben uns schlicht und ergreifend vorgeführt. Alle vier Tore waren dumme Tore.

96-Spieler Vladan Milovanovic: Es war ein schweres Spiel, weil die sich so zurückgezogen haben. Wir haben bewiesen, daß wir klar besser sind. Die zweite Halbzeit ist für mich gut gelaufen. Es war kein gutes Spiel.

Arminias Manager Rüdiger Uphoff: Von Ricklingen bin ich maßlos enttäuscht, die haben sich gar nicht gewehrt. Für die Zuschauer war es total langweilig.

Ricklingens Manager Wolfgang Schäfer: Absolut enttäuschend. Wir waren Klassen schlechter als letzte Woche. Die Mannschaft hat ohne Fortune und ohne Biß gespielt.

Ricklingens erster Vorsitzender Friedel Most: Ich bin nicht enttäuscht. Die erste halbe Stunde haben wir ganz gut mitgespielt.

(Quelle: Neue Presse, 22.11.1997)


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