Regionalliga, 16. Spieltag


Hannover 96 - Eintr. Braunschweig 1:1 (1:0)


96: Sievers - Ernst - Dworschak, Reinhardt - Rasiejewski, Fischer (73. Bicici), Kreuz, Addo, Linke - Asamoah, Milovanovic (78. Manzi)

Tore: 1:0 Milovanovic (31.), 1:1 Dehne (60.) - Zuschauer: 27.364


Klasse, Kampf und Krampf

96 zeigte Nerven gegen zehn

 

22.09 Uhr gestern im Niedersachsen-Stadion. 90 Minuten haben 96 und Verfolger Braunschweig Klasse, Kampf, aber auch Krampf geboten. Nach dem gerechten 1:1 hat sich in der Tabelle nichts geändert: Hannover führt mit einem Punkt Vorsprung. Und hat doch einen wichtigen Sieg verpaßt.

 

Es ging gleich richtig los. Kaum Zeit zum Luftholen für 27 364 Zuschauer - und auch nicht für die Braunschweiger. 96 wollte den Gegner "weghauen", wie es Trainer Reinhold Fanz versprochen hatte. Noch nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, da schoß Markus Kreuz aus 20 Metern aufs Eintracht-Tor - der Ball landete am Lattenkreuz. Und sprang wie eine Flipperkugel erst ins Feld zurück und dann plötzlich Otto Addo vor die Füße. Der Ballzauberer scheiterte, weil er's zu lässig versuchte, an Schlußmann Hain.

Dann war die Eintracht dran. Nach einem Freistoß des Ex-Hannoveraners Marco Dehne köpfte Milos Kolakovic knapp drüber (4. Minute). Im Gegenzug schoß Carsten Linke nach einem Traumpaß von Kreuz zu schwach aufs Tor. Eine tolle Anfangsphase, sogleich schwappte die Welle durchs weite Rund. Aber die Braunschweiger wurden unbequemer. Dehne trat Addo von hinten um, bekam dafür die gelbe Karte. Beim Freistoß verhielt sich Thorsten Kohn nach Meinung von Schiedsrichter Strampe unkorrekt. Weil Kohn schon Gelb gesehen hatte, gab's Geld-Rot (26.). Elf Hannoveraner spielten fortan gegen zehn kämpfende Braunschweiger. Und schon fünf Minuten später stand's 1:0. Gerald Asamoah sprintete mit dem Ball am Fuß übers halbe Feld, Stürmerkollege Vladan Milovanovic schob die Kugel ins Netz. Nicht nur Eintracht-Torwart Hain (er protestierte und wurde dafür mit Gelb bestraft) hatte eine Abseitsposition gesehen. Milovanovic freute sich dagegen mit aufgesetzten Hörnern und der Becker-Faust über seinen zwölften Saison-Treffer.

Sorgen bei 96 in der 37. Minute: Stürmer Abayomi Arobieke hatte Jörg Sievers umgerannt, Hannovers Torhüter mußte an der Hüfte behandelt werden. Er konnte aber weitermachen. Bei seinen Vorderleuten war der Schwung ein wenig dahin - aber es gab ja noch die zweite Halbzeit. Da hatte Linke die erste Chance (48.). Bei Sven Fischers Versuch wäre Hain vermutlich machtlos gewesen, aber der Ball flog ganz knapp am Pfosten vorbei (56.). 96 drängte auf das 2:0 - und schlief in der Abwehr. Kolakovic bediente Dehne, der traf nach einer Stunde eiskalt zum Ausgleich. Nun zeigte das Fanz-Team Nerven. 96 versuchte es mit Einzelaktionen. Addo (er wurde wenig später von Sven Boy elfmeterreif gefoult) scheiterte an Hain, Kreuz schoß einen Freistoß knapp neben das Tor. In der Schlußminute traf Asamoah noch die Latte. Am Ende jubelten die Braunschweiger.

 

Stimmen zum Spiel:

96-Trainer Reinhold Fanz: Es war eines unserer besten Spiele in der Anfangsphase. In der Halbzeit habe ich meine Spiele gewarnt, weil wir uns gegen neun Feldspieler schon oft schwer getan haben. Aber ich bin mit der Mannschaftsleistung zufrieden.

Braunschweigs Trainer Michael Lorkowski: 96 hat sehr gut angefangen, das muß ich zugestehen. Über die Gelb-Rote Karte bin ich maßlos enttäuscht. Das Tor für 96 war nachweislich klar abseits.

96-Aufsichtsratschef Wolf-Günther Wiesel: Die zweite Halbzeit war enttäuschend. Gegen zehn Mann darf man keinen Treffer bekommen.

96-Spieler Carsten Linke: Wir hatten heute nicht unseren glücklichsten Tag.

96-Spieler Matthias Dworschak: Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt. In der zweiten Halbzeit hat man leider nicht gemerkt, daß wir einen Mann mehr hatten.

Ex-96-Proft Martin Groth: In der ersten halbzeit hätte 96 alles klar machen müssen. Aber keine Panik. Gut ist doch, daß 96 vorne bleibt.

Ministerpräsident Gerhard Schröder: 96 hätte zur Halbzeit 2:0 führen müssen. Großes Kompliment an Braunschweig. Sie haben mit zehn Mann gut gespielt. 

(Quelle: Neue Presse, 10.11.1997)


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