Hannover 96 - Eintracht Nordhorn 5:1 (0:0) |
96:
Sievers - Rasiejewski - Linke, Dworschak - Fischer, Brezina, Addo, Dietrich (21. Arslan), Hecking - Bicici (49. Manzi), Milovanovic (49. Kovacec)Tore:
1:0, 2:0 Manzi (51., 63.), 3:0 Hecking (72.), 4:0, 5:0 Kovacec (79., 84.), 5:1 Oezkan (85.) - Zuschauer: 6.053Zum Abschied verlor Kovacec 20 000 Mark und eine Linse
96-Stürmer traf zweimal und geht für 650 000 Mark sofort zu TB Berlin
Es war sein Abschiedsspiel, aber er durfte lange nicht mitspielen. Als Tafelmann Peter Neubauer die Einwechslung der Nummer 9 anzeigte, waren bereits 48 ereignisarme Minuten im Spiel gegen Nordhorn vertrödelt worden. "Hätte es 2:0 gestanden, wäre ich gar nicht mehr reingekommen", hatte Kreso Kovacec vom 96-Trainer Reinhold Fanz vorab erfahren.
96 gewann die Partie gegen Nordhorn zwar mit 5:1, aber nach der Halbzeit stand es immer noch 0:0 - obwohl 96 seit 18. Minute einen Spieler mehr auf dem Platz hatte. Nordhorns Gert Goolgate hatte Rot gesehen, weil er Jens Rasiejewski im Vorbeilaufen den Ball in den Unterleib geworfen hatte. Der 96-Akteur krümmte sich am Boden. "Clever gemacht", lobte Nordhorns Trainer Wolfgang Schütte den U-21-Nationalkicker.
Aber 96 agierte in der Folge gar nicht abgebrüht, wurde viel mehr von den Fans zur Halbzeit ausgepfiffen. Fußballpädagoge Fanz hatte mit einer Übermacht an offensiven Mittelfeldspielern begonnen. Otto Addo, Hakan Bicici, Dieter Hecking kamen aus der Tiefe des Raumes, aber kaum vors Nordhorner Tor. Der einzige Stürmer war Vladan Milovanovic, der auch gern aus der zweiten Reihe angreift. Als sich Tobias Dietrich früh verletzte (Außenbandriß, sechs Wochen Pause), wechselte Fanz mit Volkan Arslan einen weiteren offensiven Mittelakteur ein. Kovacec schmorte weiter auf der Ersatzbank. Am Vormittag hatte sich der 28jährige mit 96-Chef Martin Kind und Manager Franz Gerber über seinen Wechsel zu Tennis Borussia Berlin geeinigt. Kovacec zahlt nun nicht wie vom Verein gefordert 40 000, sondern 20 000 Mark seines Handgeldes zurück. 96 kassiert 650 000 Mark Ablöse von TB - Regionalliga-Rekord. Der Torjäger hatte sich freigekauft, stand aber lange abseits des Spielplatzes im Niedersachsen-Stadion.
Mit Leo Manzi und Kovacec wechselte Fanz sein Stürmer-Duo zu spät ein - und damit den Erfolg. Manzi (51./63.) sorgte mit einem Doppelschlag für das 2:0. Als Heskamp (65.) Gelb-Rot sah, war Nordhorn geschlagen. Skurril der nächste Treffer. Dieter Hecking hatte einen Ball in den Magen bekommen, schaffte mit Luftnot noch das 3:0, brach danach zusammen. "Ihm war die Puste ausgegangen", berichtete Fanz. Als Hecking wieder Luft hatte, fehlte Kovacec eine Kontaktlinse, die er "bei einem Zweikampf verloren" hatte. Trotz Behinderung, sozusagen auf einem Auge blind, machte Kovacec seine Abschiedstreffer (79./84.). Der Ärger über Fanz war zwar nicht verflogen, aber der Torjäger kam bei seinem Abschied - wie auch 96 im schwächsten Saisonspiel - mit einem blauen Auge davon.
(Quelle: Neue Presse, 20.10.97)