Arminia Hannover - Hannover 96 0:2 (0:1) |
96:
Sievers - Ernst - Linke, Dworschak - Brezina (67. Dietrich), Addo, Rasiejewski, Bicici (55. Kovacec), Fischer - Asamoah (75. Hecking), MilovanovicTore:
0:1 Milovanovic (30.), 0:2 Kovacec (69.) - Zuschauer: 15.088Für 96 war's nicht lustig, dann kam Ernst
Libero leitete Sieg ein, Derby-Sensation mögliche, Arminia-chef Reuper "stolz auf die Jungs"
In der 96-Kabine hing ein Zeitungsausschnitt, schon leicht vergilbt. Überschrift: "So schlägt man 96". Wie das geht, hatte Arminias Trainer Rainer Behrends im Sommerloch verraten. Die 96-Spieler nahmen's als Motivationshilfe, hätten im Derby aber beinahe ein blaues Wunder erlebt.
Warum? Weil der Außenseiter zunächst die besseren Chancen hatte. Nach einem Blackout von 96-Schlußmann Jörg Sievers - er lud Gerald Krause gewissermaßen zum Torschuß ein - nahm dieser das Geschenk aus unverständlichen Gründen nicht an (27. Minute).
Ebenso unverständlich war, daß Marcus Hoffmann zwar Sievers austrickste, dann aber das leere Tor nicht traf (43.). "Ihr seid zu blöd", spotteten die 96-Fans. Das war zwar gemein, aber nicht ganz falsch. Hätte Hoffmann getroffen - es wäre der verdiente Ausgleich gewesen. Denn in der 31. Minute war 96 überraschend in Führung gegangen. Das ging so: Der exzellente Libero Fabian Ernst ließ drei Arminen stehen wie ein ICE einen Dorfbahnhof, doppelter Doppelpaß mit Vladan Milovanovic - 1:0.
Nach der Pause gab's einige Pfiffe und noch ein Tor für 96: Matthias Dworschak (diesmal Kapitän) spielte den eingewechselten Kreso Kovacec frei - Flachschuß, 2:0 (68.). Was die Arminen-Fans nicht daran hinderte, ebenfalls ein bißchen Spott in Richtung des großen Nachbarn loszuwerden. "Ihr seid pleite und wir nicht", sangen sie. Auch nicht schlecht.
Trainer Reinhold Fanz, endlich wurde bei 96 mal wieder über Fußball gesprochen, meinte hinterher: "Wir waren unkonzentriert und teilweise überheblich." Insider hatten sogar "das schlechteste Spiel von 96 in der Regionalliga" gesehen. War das Vorstands-Chaos schuld? Fanz nannte zuerst "die Hitze" und "die englischen Wochen" als leistungshemmende Faktoren. Behrends konterte: "Wir mußten auch bei der Hitze spielen, meine Mannschaft hat auch englische Wochen gehabt - und die Jungs müssen morgens um acht zur Arbeit." Arminen-Chef Klaus Reuper war schlicht "stolz auf die Jungs". Konnte er auch sein, obwohl es "ein bißchen unglücklich für uns gelaufen ist", so Torwart Michael Jürgen. 96-Spieler Carsten Linke räumte kurz nach dem Schlußpfiff ein, daß für Arminia "ein Punkt oder sogar mehr" drin gewesen wäre. Trainer Fanz fand's nicht gut: "Das hat der Carsten wohl in erster Erregung gesagt. Unser Sieg war verdient."
Fakt war: 96 hatte drei wichtige Punkte im Kampf um den Titel geholt - unter glücklichen Umständen.
(Quelle: Neue Presse, 01.09.97)