Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler zweifelte nach der 0:1-Niederlage
in Nürnberg an der "Qualität des Kaders". Für das
Niedersachsen-Derby gegen Hannover stellte er seine Mannschaft auf drei
Positionen um: Der zuletzt Gelb-gesperrte Klimowicz stürmte wieder neben
Hanke, Hoogendorp blieb auf der Bank. Franz ersetzte den kurzfristig
verletzten Hofland (Leistenprobleme), und Neziri kam für Tskitishvili ins
Team. Mit einer couragierten Leistung brachte Hannover in der Vorwoche den
Rekordmeister Bayern München an den Rand einer Niederlage, aber kurz vor
Schluss glich Ballack zum 1:1-Endstand aus. 96-Coach Peter Neururer baute
im defensiven Mittelfeld um: Vinicius rückte wieder zurück in die
Abwehrreihe, Zuraw fiel aus der Mannschaft und Kapitän Lala stand wieder
von Beginn an auf dem Rasen.
Die Partie ging flott los, schon nach zwei Minuten köpfte Mertesacker
gefährlich auf das Tor von Jentzsch, doch das Leder ging vorbei. Die
Begegnung wogte hin und her, so zwang auf der Gegenseite Klimowicz Enke zu
einer Glanzparade (4.). Hannover versuchte es mit sicherem Pass-Spiel,
doch die Wolfsburger eroberten sich durch aggressives Forechecking immer
wieder den Ball und preschten dann zielgerichtet nach vorne. Nach neun
Minuten klingelte es bereits im Tor der 96er: Alex nahm von der rechten
Seite Maß und schlug eine Flanke mustergültig auf Hanke. Der
Nationalspieler setzte sich gegen Mertesacker durch und köpfte aus acht
Metern in die rechte Ecke. Enke blieb wie angewurzelt stehen, und das
Leder zappelte im Netz. Die 96er ließen sich davon nicht einschüchtern,
konzentrierten sich auf ihre Stärken und hatten die passende Antwort
parat: Stajner spielte die Kugel auf der linken Seite durch die Beine von
Franz und passte weiter in die Mitte. Dort hielt Brdaric sein Bein kurz
vor Jentzsch hin und lenkte den Ball entscheidend ab - 1:1 (17.). Auch in
der Folgezeit hieß die Devise beider Mannschaften: Angriff ist die beste
Verteidigung. Es entwickelte sich eine muntere Partie, bei der die Teams
bei den Angriffsversuchen den vollen Raum ausnutzten und durch mitunter
gutem Kombinationsspiel auch einige Möglichkeiten herausspielten. So
scheiterte beispielsweise Klimowicz allein gegen den gut reagierenden Enke
(33.). Mit zunehmender Spielzeit schlichen sich dann immer mehr
Unkonzentriertheiten ein, das Tempo sank. Erst kurz vor der Pause erhöhten
die 96er noch mal die Schlagzahl. Zunächst versuchte es Hashemian
artistisch per Fallrückzieher, aber Jentzsch war zur Stelle (44.), dann
legte Tarnat für Balitsch auf, dessen strammen Schuss Jentzsch noch
wegfaustete (45.).
Nach dem Seitenwechsel nahmen die Gäste das Zepter in die Hand. Die
Neururer-Truppe erspielte sich eine leichte Feldüberlegenheit, konnte
damit aber zunächst nichts anfangen, denn die VfL-Abwehr machte die Räume
sehr eng. So vertändelten die 96er in der Offensive immer wieder die
Kugel, so dass die Hausherren zu Kontermöglichkeiten kamen. Eine solche
verschenkte Franz, als er alleine vor Enke neben den Ball trat (54.). Kurz
darauf stürmte Menseguez nach vorne, legte zum eingewechselten Lamprecht
ab, doch den Schuss konnte Tarnat noch abfälschen (63.). Hannover spielte
geduldig weiter, lauerte auf seine Chance und die kam auch: Dabrowski
versuchte es mit einem Kopfball aus sechs Metern nach einer Ecke, doch
Jentzsch klärte mit einem klasse Reflex (65.). Mit der Hereinnahme von
Yankov (76.) versuchte 96-Coach Peter Neururer, die kreative Abteilung
aufleben zu lassen. Die Maßnahme fruchtete, denn es spielte nur noch eine
Mannschaft: Hannover 96. So musste Quiroga in höchster Not vor Balitsch
klären (75.), Hashamian schoss um Zentimeter vorbei (79.) und in die Arme
von Jentzsch (80.), Brdaric fehlte ebenso sein Ziel nur knapp (84.). Das
Tor lag in der Luft, aber es fiel wie aus dem Nichts auf der anderen
Seite: Bei einem Eckball wollte Tarnat klären, aber der Ball landete bei
Menseguez. Der Argentinier nahm sich ein Herz und hielt aus knapp 25
Metern halbrechter Position drauf. Der Ball rutschte Enke unter der Hand
durch und schlug ein (86.). Dabei blieb es trotz weiterer wütender
Angriffe der Gäste.
Hannover kam nach dem frühen Rückstand schnell wieder auf die Beine,
erzielte den Ausgleich und bestimmte vor allem im zweiten Spielabschnitt
die Szenerie. Am Ende stand die Neururer-Elf mit leeren Händen da und
erlitt somit einen Rückschlag im Kampf um die internationalen Plätze.
Wolfsburg fing gut an, agierte dann aber etwas passiv. Die Taktik ging
aber dank eines schönen Weitschusstores von Menseguez kurz vor Schluss
auf. Damit verschafften sich die "Wölfe" Luft im unteren
Tabellendrittel. |