Hannover 96

Saison 2005/06, 20.Spieltag


Hannover 96 - Hamburger SV 2:1 (0:0)


Hannover 96: Enke - Troest, Vinicius, Zuraw, Tarnat - Yankov, Balitsch, Dabrowski - Ricardo Sousa - Hashemian, Stajner / Trainer: Neururer

Hamburger SV: Wächter - Mahdavikia, Boulahrouz, van Buyten, Atouba - de Jong - Jarolim, Beinlich - Trochowski - Barbarez, Ailton / Trainer: Doll

Eingewechselt: 62. Brdaric für Ricardo Sousa, 82. Delura für Hashemian, 87. Hahne für Yankov - 29. Takahara für Ailton, 64. Lauth für Beinlich

Tore: 1:0 Zuraw (48., Kopfball, Vorarbeit Stajner), 2:0 Hashemian (72., Rechtsschuss, Yankov), 2:1 Barbarez (81., Kopfball, Jarolim) - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) - Zuschauer: 40 053 - Gelbe Karten: de Jong, Lauth


Hannovers Trainer Peter Neururer musste weiterhin auf Mertesacker (Trainingsrückstand) und Lala (Rot-Sperre) verzichten. Überraschenderweise blieb im Vergleich vom 1:1-Unentschieden gegen Nürnberg am vergangenen Wochenende Bradric zunächst auf der Bank. Zudem war Delura aus der Anfangsformation gefallen, in der Yankov und Ricardo Sousa neu waren. Beim HSV nahm Coach Thomas Doll gegenüber dem 2:1-Sieg gegen Bielefeld zwei Veränderungen vor: Für den schwachen Takahara kehrte der zuletzt Gelb-gesperrte Beinlich zurück in die Start-Elf. Damit rückte Barbarez vor in den Angriff, und Trochowski ins offensive Mittelfeld. Außerdem verdrängte der Afrika-Cup-Rückkehrer Atouba Wicky.

Nach einer kurzen Abtastphase verlieh der HSV dem Spiel deutlich seinen Stempel. Bereits in der achten Minute führten die Hamburger ihren dritten Eckball aus. Die Doll-Elf legte weite Laufwege zurück, ließ den Ball gut zirkulieren, konnte sich aber zunächst nicht gegen die engstehende Defensive der 96er durchsetzen. Hannover ließ sich von den Gästen einschüchtern und igelte sich in der eigenen Hälfte ein. Gelegentliche Angriffe wurden leichtfertig vertändelt, zumeist standen drei Akteure einem deutlichen Hamburger Übergewicht gegenüber. Einzig bei Standardsituationen drang die Neururer-Elf bis zum gegnerischen Strafraum vor, doch da erledigten die HSV-Verteidiger ihre Aufgaben zuverlässig. Die Hanseaten wussten mit ihrer Feldüberlegenheit nichts anzufangen, es fehlte die zündende Idee oder der tödliche Pass, so dass Chancen Mangelware waren. In der 29. Minute war die Partie für Ailton bereits beendet. Nach einem Zweikampf mit Balitsch zog sich der Brasilianer eine Verletzung zu. Erste Diagnose: Verdacht auf Unterkieferbruch. Takahara stürmte von nun an für die "Rothosen". Erst in den letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs wagten sich die 96er vor das HSV-Tor, doch Yankov verfehlte bei seinem 18-Meter-Schuss das Tor knapp (41.).

Hannovers Trainer Peter Neururer schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben. Die Niedersachsen begannen den zweiten Abschnitt mit deutlich mehr Schwung nach vorne und wurden dafür prompt belohnt: Stajner trat einen Eckball von der linken Seite weit auf den zweiten Pfosten. Zuraw wurde nicht konsequent gedeckt, so dass der Pole aus sechs Metern mit einem wuchtigen Kopfball unhaltbar einköpfte (48.). Nach dem Rückstand verlor der HSV den Faden, die Doll-Elf agierte hilf- und konzeptlos. Hannover zog nun sein Spiel auf: Hinten ließen die 96er nichts anbrennen, nach vorne waren die Konter stets brandgefährlich. Auch die Hereinnahme von Lauth brachte nicht mehr Torgefahr ins Spiel der Hamburger. Regisseur van der Vaart wurde an allen Ecken und Enden vermisst. So nutzten die cleveren Schützlinge von Peter Neururer die Gunst der Stunde, um zu erhöhen: Yankov spielte bei einem Konter steil zu Hashemian. Der Iraner machte seinen Landsmann Mahdavikia nass, nahm aus gut 20 Metern halblinker Position Maß und schoss mit Präzision. Der Aufsetzer schlug unhaltbar im rechten unteren Toreck ein (72.). In den letzten zwanzig Minuten versuchte der HSV noch einmal alles zu geben, allen voran Mahdavikia, der das Spiel von der rechten Seite anpeitschte. In der 82. Minute schafften die kämpfenden Hanseaten den Anschlusstreffer: Jarolim flankte nach einem Eckball vor den Fünfmeterraum. Barbarez stieg hoch und köpfte vorbei am erstarrten Enke punktgenau in die Torecke. In der Schlussphase wogte das Spiel hin und her. Hamburg startete wütende Angriffe, Hannover fuhr entlastende Konter. Doch die teilweise konfusen Sturmläufe der Nordlichter brachten nichts mehr ein, es blieb beim am Ende knappen 2:1-Sieg für Hannover.

Die 96er machten beim Nordderby nach einer passiven ersten Hälfte alles richtig und ebneten durch einen Zuraw-Kopfball und einem Traumtor von Hashemian den Weg zum Sieg. Dem HSV fehlte anfangs die Durchschlagskraft und wachte zum Schluss zu spät auf. Neben dem Rückschlag im Kampf um die Champions-League, fällt der Verlust von Ailton zusätzlich schwer.

Die Trainerstimmen:

Trainer Peter Neururer (Hannover 96): "Ich hoffe, dass uns dieses Spiel wieder auf den richtigen Weg bringt. Wir haben mit viel Leidenschaft gekämpft und so die spielerische Überlegenheit des HSV niedergerungen. Wir waren zwar schon in den letzten Wochen relativ erfolgreich, aber dieses Spiel war hoffentlich noch einmal ein Schritt weiter in die richtige Richtung."

Trainer Thomas Doll (Hamburger SV): "Unser Problem zur Zeit ist, dass wir zwar optisch guten Fußball spielen, aber nicht mit dem letzten Biss zu Werke gehen. Es ärgert mich maßlos, dass wir Mannschaften wie Nürnberg und Hannover stark machen, obwohl wir sie spielerisch eigentlich im Griff haben."

(Quelle: kicker sportmagazin, 09.02.06)


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