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Nebojsa Krupnikovic
Kein Irrtum:
Es schien wie ein einziger großer Irrtum. Nebojsa Krupnikovic und 96 passten anfangs etwa so gut zusammen wie eine Flaute zum Windsurfen. Der frühere 96-Coach Horst Ehrmantraut hatte viel Wind gemacht um den Wunschspielmacher aus Chemnitz. Mit ihm wollte er nach der Winterpause 2000/2001 die Zweitligaspitze stürmen. „Es hieß, mit Krupnikovic klappt der Aufstieg sofort“, erinnert sich der Hochgelobte. Diese Hoffnung hatte Ehrmantraut bei Klubchef Martin Kind geweckt, um den Transfer durchzudrücken. Doch es kam „eine schlechte Zeit für Hannover und für mich“, klagt Krupnikovic, der mit seinem Ex-Chef abrechnet: „Ehrmantraut hat mir alles kaputtgemacht.“ Der Mittelfeldspieler war mit einer Verletzung aus Chemnitz gekommen und schien schlecht trainiert. Ehrmantraut war enttäuscht und schnitt Krupnikovic, statt ihn zu fördern. „Zum ersten Mal in meiner Karriere habe ich auf der Tribüne oder der Bank gesessen“, zuvor war dem Ballkünstler immer alles zugeflogen. Er erinnert sich gerne daran: Der kleine Nebojsa beginnt „mit acht Jahren in Arilje, das ist ein kleines Dorf in Zentralserbien (150 Kilometer südöstlich von Belgrad, d. Red.) mit dem Kicken.“ Mit 14 wird er in einer Regionalauswahl von einem Scout von Roter Stern Belgrad entdeckt. Er geht mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Snezana in die Hauptstadt und dort weiter zur Schule. Mit 18 unterschreibt er seinen ersten Profivertrag bei Roter Stern, „für 800 Mark im Monat“. Krupnikovic wird gleich an den griechischen Erstligisten Panionis Athen ausgeliehen. „Das war wichtig für meine Entwicklung. Ich habe alle 32 Spiele gemacht, zehn Tore in der Meisterschaft und zwei im Pokal geschossen.“ Nach der Rückkehr nach Belgrad und „einer wundervollen Zeit“ mit zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg ziehts den Fußball-Globetrotter über Lüttich (Belgien) nach Japan. In der J-League verdienen sich die großen alten Stars ihre Fußballrente. Krupnikovic ist erst 24 und kassiert eine Million Dollar pro Saison bei Gamba Osaka. „Alle haben gesagt: Krupi, du bist zu jung, dort hinzugehen. Aber ich hatte die Chance, mit den Großen, mit Stoikovic, Salinas und Guido Buchwald, zu spielen.“ Mit dem Weltmeister von 1990 wird er Zweiter in Japan und kehrt nach zwei Jahren nach Europa zurück. Die nächsten Stationen in diesem bewegten Profileben sind Bastia (Korsika), Chemnitz und schließlich Hannover mit dem ersten, ernsten Karriereknick. Im Frühsommer 2001 will Krupnikovic „nur noch weg, und alle in Hannover haben gesagt, dass es besser ist, wenn ich gehe“. Ein Vertrag eines griechischen Erstligisten liegt unterschriftsreif daheim auf seinem Wohnzimmertisch. Dann fliegt jedoch Ehrmantraut bei 96, und Nachfolger Ralf Rangnick erkennt die Qualitäten des Mittelfeldzauberers. „Nach dem zweiten Training hat er gesagt: Du bist ein guter Spieler, du brauchst nur ein bisschen mehr Kondition und musst mehr laufen.“ Also läuft Krupnikovic und läuft und läuft – einer überragenden Saison mit 96 entgegen. Neun Tore schießt er in der zweiten Liga und glänzt vor allem als Vorbereiter. Nun also die Bundesliga. Allzu großen Respekt hat Krupnikovic nicht. „Deutschland ist das sechste Land, in dem ich in der ersten Liga spiele.“ Die Berufserfahrung lässt ihn gelassen der neuen Herausforderung entgegen sehen. „Wir sind auch ohne Jan Simak gut und haben die Qualität, in der ersten Liga zu bleiben. Wir werden Spaß haben.“ Hoffen wir, dass das kein Irrtum wird. |
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(Quelle: Neue Presse. 29. Juli 2002)