Hannover 96 |
96, deine Stars |
Markus Schuler
Hannovers Playboy
zurück
So könnte es am 1. August kurz nach Mitternacht in der Karlsruher Citywohnung von Schulers Freundin Meggi gewesen sein: Markus“ Eltern Rosa-Maria (57) und Helmut (59), seine Brüder Wolfgang (32) und Thomas (35) sowie Schwester Petra (30), alle aus dem Schwarzwald angereist, haben 25 Kerzen angezündet, das Sektglas gehoben und „Happy Birthday, lieber Markus“ angestimmt. Eineinhalb Autostunden von der Heimatgemeinde Feldberg entfernt, feiert Familie Schuler den 25. Geburtstag ihres Jüngsten. Wer sich so selten sieht, hat sich einiges zu erzählen, sicher wird auch die Vergangenheit wieder auftauchen – beim Frühstück oder beim Kaffee kurz vor der Rückfahrt nach Hannover. Vielleicht werden sie über den Karrierebeginn des kleinen Markus reden. Mit fünf bekam der vom Papa einen echten Lederball, der fortan so 500-mal täglich gegen das Tor der Scheune von nebenan flog. „Von da an gabs nur Fußball“, sagt Schuler. „Mädchen und Partys mussten noch lange warten.“ Vielleicht werden sie auch über Dieter Rinke reden – der Trainer in Donaueschingen verhalf Schuler zum ersten Profivertrag. „Der war mit Fortuna-Köln-Boss Jean Löring befreundet“ – Schuler landete mitten im kölschen Klüngel. „Trainer Toni Schumacher hat mich nie akzeptiert – weil nicht er, sondern der Präsident mich geholt hatte“, erklärt der Verteidiger. „Für mich begann eine brutale Zeit.“ Eineinhalb Jahre Stammplatz auf der Bank – Spielpraxis gabs nur durch Einwechslungen in der 80. oder 85. Minute. Boshaftigkeiten kamen dazu („nach Fehlpass im Training machte mich Schumacher oft vor der versammelten Mannschaft rund“) – und die Vermutung, dass Konkurrent Markus Kranz auf der linken Bahn auch deshalb den Vorzug bekam, weil der Kotrainer sein Patenonkel war. „Was habe ich denen getan?“, hat sich Schuler in seinem kleinen Appartement in der Kölner Südstadt gefragt, manchmal wollte er alles hinschmeißen und zurück auf den Feldberg. „Ich war aus einer heilen Welt in die raue Wirklichkeit geworfen worden – aber ich habe durchgehalten.“ Bis Schumacher flog, Schuler unter Hans Krankl Stammspieler wurde und beim 4:1 gegen den großen FC im Kölner Stadtderby sein erstes Zweitligator schoss. “45 000 Fans feierten uns – und plötzlich hatte ich das Gefühl, doch alles richtig gemacht zu haben.“ Ein Thema der Geburtstagsrunde in Karlsruhe wird sicher der 5. Mai 2002 sein. Der Tag, an dem 30 000 Mainzer vor einer Videoleinwand auf dem Domplatz den Aufstieg ihres FSV bejubeln wollten. Der Tag, an dem Ministerpräsident Kurt Beck abends in der Berliner Landesvertretung zum Festbankett geladen hatte. Der Tag, an dem Mainz 1:3 bei Union Berlin unterlag und der Sprung verpasst war. „Einige weinten, sonst war Totenstille in der Kabine“, erinnert sich Schuler. „Wir mussten einen Traum zu Grabe tragen.“ Drei Tage schloss sich der schnelle Linksfuß (100 Meter in 11,1 Sekunden) danach ein – er musste nachdenken. „Mainz wollte mich unbedingt halten – und ich wollte die nach diesem Schock eigentlich nicht im Stich lassen.“ Doch 96-Trainer Ralf Rangnick warb so hartnäckig um den Modellathleten, der es mit anderen Bundesligaprofis im Juli in den Playboy schaffte, dass Schuler sogar Kaiserslautern absagte: „Ein dickes Gehalt ist nicht alles. Hannover ist als Stadt um Klassen besser – und 96 kann mit diesem Team einiges erreichen.“ Dass Marc van Hintum Schuler links einen Schritt voraus ist, macht dem Neuen nichts aus. „Marc ist ein netter Kerl. Wir waren gerade in der Baggi.“ Und: „Ich musste in Köln auf meine Chance warten, in Mainz zuerst auch. Aber ich habe mich überall durchgesetzt.“ Für diese Willensstärke haben sie ihn heute in Karlsruhe hochleben lassen. |
|
(Quelle: Neue Presse. 01. August 2002)