Hannover 96

96, deine Stars

Jiri Kaufman

Sein Traum liegt auf Eis, bei 96 
liebt es Kaufman realistisch

Ist ja klar, was aus dem Jungen wird: Vater Kicker und Trainer, der Rasenplatz des örtlichen Vereins nur 300 Meter von der Haustür entfernt - da kann eigentlich nur ein Profi rauskommen.

Stimmt im Fall Jiri Kaufman (22) nicht ganz. Der Tscheche fing zwar schon mit sechs Jahren an, gegen den Ball zu treten. Er hätte aber auch Wintersportler werden können: Fast gleichzeitig startete er im heimischen Pardubice eine Karriere als Eishockey-Spieler. Talent hatte Kaufman für beides, wenn auch nur in eine Richtung: „Egal ob im Sommer oder Winter, ich war immer für Tore zuständig.”

Daran hat sich bis heute nicht viel geändert: Der junge Stürmer traf in der vergangenen Saison elfmal für 96, obwohl er nach einer Knieverletzung in der Rückrunde wenig zum Einsatz kam.

Eishockeytore gehören längst der Vergangenheit an. Mit 14 Jahren machte Jiri Schluss mit dem Kufensport. „Obwohl mir viele gesagt haben, ich soll lieber weiterspielen”, erinnert sich Kaufman. Aber Fußball war damals halt „einfach populärer”.

Einige der Eis-Kameraden von damals spielen jetzt in der ersten tschechischen Liga, manche sogar in der amerikanischen NHL. „Und ich war immer besser als die”, sagt der Jetzt-Kicker.

Mit leuchtenden Augen erzählt er vom berühmten Nachbarn: „Dominik Hasek kommt auch aus Pardubice.” Kaufman kennt ihn „von früher. Seine Eltern wohnen nur einen Kilometer von meinen entfernt.” Der tschechische Eishockey-Nationaltorhüter ist mittlerweile NHL-Legende, gewann mit Detroit gerade den Stanley-Cup. „So 20 Millionen Dollar”, sagt Kaufman, sollte Hasek fürs Weiterspielen bekommen. Aber der lehnte ab: „Stell dir das mal vor!”

Also bereut er die Entscheidung gegen das Eishockey ein wenig? „Nein, Eishockey ist vorbei. Ich bin nicht traurig.” Im Fußball hat er ja auch viel erreicht. Schon mit schüchternen 15 spielte er beim Drittligisten Bohdanec das erste Mal in der ersten Mannschaft, im Pokal gegen das große Sparta Prag. Die hatten Pavel Nedved (jetzt Juventus Turin) und Jan Koller (jetzt Borussia Dortmund), aber Letzterer war damals „eigentlich nur groß und sonst ziemlich schlecht”. Sparta gewann natürlich trotzdem, Jiri durfte eine Woche später in der Liga wieder ran – und schoss sofort sein erstes Tor.

Wenn er nicht „etwas Pech mit Verletzungen” gehabt hätte, dann, glaubt Kaufman, „wäre ich noch weiter”. Aber Verletzungen, „das gehört zum Fußball dazu. Ich weine nicht.”

Nein, er ist kein Typ für große Emotionen. Als er im Pokal gegen Leverkusen den Elfmeter gegen den Pfosten geknallt hat – gut, das hat ihn „schon eine Woche” beschäftigt. Dieses Gefühl, „wenn da 50000 stehen und jubeln, und dann sind plötzlich alle ruhig”. Aber: „Das ist auch Fußball.”

So ist er, eher ruhig und sachlich. Vor allem, wenn es um das sportliche Jetzt geht. Kaufman weiß, dass Blaise N‘Kufo oder Conor Casey wohl die besseren Mittelstürmer sind. „Aber ich kann auch Flügel oder offensives Mittelfeld spielen”, sagt er, man könnte es fast trotzig nennen. Lohnt sich da das Nachbohren? Natürlich gebe es einen Kampf um die Stammplätze, gerade im Sturm: „Davor habe ich keine Angst. In der Bundesliga wird oft gewechselt.”

Dann holt ihn die Zurückhaltung ein, erste Fußballerpflicht sei jetzt „Klappe halten, trainieren und spielen”. Denn dieses Jahr ist „für mich, für meine Zukunft sehr wichtig”. Ganz heimlich denkt Kaufman nämlich an die tschechische Nationalmannschaft. Die ist nach der verpassten WM-Qualifikation „im Umbau. Die suchen neue Spieler.” Haben wir ihn doch noch beim Träumen erwischt.

Hat er denn auch einen Traumverein? „Real Madrid”, das könne jeder sagen. Nein, wenn 96 noch drei oder vier Jahre in der ersten Liga spielen würde, „und ich bin dabei”, dann, ja „dann ist 96 mein Traumverein”.

Den Traum träumen wir gerne mit …

Ein Dutzend Fragen

  • Welches Auto fahren Sie

Mercedes 200 C Kompressor

  • Was essen Sie am liebsten?

Chinesisch

  • Ihr Lieblingsgetränk am Tag und abend?

Cola, Wein (einmal im Monat)

  • Ihr Lieblingsfilm?

"Die Verurteilten" mit Tim Robbins und Morgan Freeman

  • Welches Lied singen Sie gern?

Jedes, aber nur im Auto

  • Was gefällt Ihnen an Hannover am besten?

Die Innenstadt

  • Über welchen Mitspieler können Sie am meisten lachen?

Das ganze Team ist lustig

  • Wie erholen Sie sich am besten?

Aufs heimische Sofa und Füße hoch

  • Ihr schönster Moment in der Karriere?

Zweimal hintereinander Aufstieg mit Bohdanec und der Aufstieg mit 96

  • Und der schlimmste?

Jede schwere Verletzung

  • Wem würden Sie einen Orden verleihen - und warum?

Josef und Marcela, meinen Eltern

  • Was begeistert Sie an 96?

Die Atmosphäre, wenn das Stadion voll ist

(Quelle: Neue Presse. 18. Juli 2002)


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