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Daniel Haas
Ein Torwart, der
noch
Behaupte noch einer, Hannover habe nichts zu bieten. „Im Vergleich zu Frankfurt“, findet Daniel Haas, „ist das eine ganz andere Welt.“ Eine attraktivere. „So viel Grün“, hat der junge Torwart entdeckt, dazu „den Maschsee, und erst die vielen hübschen Frauen“. Aus Mainhattan ist Haas Mitte Juni zu 96 gekommen – solo. Klar, dass man als 18-Jähriger da die Augen offen hält. Dieser Tage allerdings ist keine Zeit für flotte Flirts, Haas ist mit der U-19-Nationalelf in Norwegen kaserniert, spielt für Deutschland um die EM. Gestern gabs zum Auftakt ein 3:3 gegen England. Heute (18 Uhr, Eurosport live) soll gegen Irland ein Sieg her. Seit der U 15 steht Haas im Tor deutscher Auswahlmannschaften. Eine vorbildliche DFB-Karriere. In der F-Jugend hat er beim BSC Elsenfeld mit dem Fußballspielen begonnen. Ein Jahr versucht sich der Sohn aus gutem Hause als Stürmer, „dann habe ich mich halt ins Tor gestellt, das hat sich so ergeben“. Als 13-Jähriger wird er von einem Späher Eintracht Frankfurts entdeckt. „Wenn man aus einem so kleinen Ort kommt wie ich, dann lehnt man so ein Angebot nicht ab.“ Natürlich nicht. Mit 16 ziehts ihn ganz nach Frankfurt, er wohnt im Jugendhaus der Eintracht und bastelt am Carl-von-Weinberg-Gymnasium am Abitur. Ziemlich erfolgreich, in diesem Frühjahr besteht er. Notenschnitt: 2,6. Wenn Haas so erzählt von seiner sorgenfreien Jugend, dann wirkt er so brav und schüchtern, dass man sich kaum vorstellen kann, wie er bei einem Flirt in die Offensive geht – oder sich im Konkurrenzkampf im 96-Tor jemals zur Nummer eins vorkämpft. Das ist sein erklärtes Ziel, Haas will „nach oben kommen, so schnell wie möglich“. Frankfurt hat er verlassen, weil er dort zum Schluss nicht einmal in der Amateurelf zum Einsatz gekommen war. Das soll bei 96 anders werden. Für eine erfolgreiche Profi-Zukunft muss er aber bissiger werden. Haas wirkt noch wie ein Typ ohne Ecken und Kanten, dabei „hat doch jeder Torhüter eine Macke“, weiß Haas. „Ich bestimmt auch“, ihm will bloß partout nicht einfallen, welche. Es kommt wohl auch nicht von ungefähr, dass Haas sich als Berufsalternative „Polizist“ vorstellen könnte – und dass der biedere Junioren-Nationaltrainer Uli Stielike (neben 96-Coach Ralf Rangnick) für ihn der ideale Fußballlehrer ist. „Er hat eine unheimliche Fachkenntnis und geht sehr detailliert zu Werke. Stielike steht oft schon eine Stunde vor dem Training auf dem Platz.“ Ordnung, Akribie und Ehrgeiz sind auch seine Ideale. Stielike hatte als Spieler damit großen Erfolg. Wünschen wir Haas, dass er es annähernd so weit bringt wie der Ex-Profi von Real Madrid, der sich so gerne in kuriose, groß karierte Sakkos kleidet. Einen besseren Modegeschmack hat Haas jedenfalls jetzt schon – das dürfte auch Hannovers Frauen gefallen. |
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(Quelle: Neue Presse. 24. Juli 2002)