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Babacar N'Diaye
Babas Fahrt in
der
Was einem zu Wuppertal einfällt? Natürlich die Schwebebahn, aus der in den 50ern mal ein kleiner Zirkuselefant namens Tuffi fiel. Für Babacar N’Diaye steht Wuppertal für „eine herrliche Fußballzeit, ich hatte es nie wieder so einfach wie dort“. Beim Regionalligisten Wuppertaler SV war „ich der König. Der Ball wurde dahin gespielt, wo ich hinlief – ich traf wie am Fließband, die Fans liebten mich.“ Publikumsliebling wurde der sympathische Senegalese, bei dem Lachen die Dauermimik ist, auch in Hannover. Sonst aber stieg er am 1. Januar 1998 bei 96 in eine Achterbahn ein. Unter den Trainern Reinhold Fanz, Franz Gerber und Branko Ivankovic gings mit ihm manchmal bergauf, meistens aber steil hinunter. Bis zum Tag, an dem Horst Ehrmantraut Chefcoach wurde und „Baba“ in den Fußballkeller rauschte. „Schon die erste Begegnung ging schief. Ich kam mit Schlapphut und langem Mantel in die Kabine – und sein erster Blick sagte mir: Das wird nichts mit uns beiden.“ Wenige Wochen später fand sich der Offensivmann bei den Amateuren in der fünften Liga wieder – als Profi eigentlich schon gescheitert, begann ein Aufstieg bis in die Bundesliga. „Wen Gott liebt, den führt er auf seinem Weg“ – dieser Glaubensspruch begleitet den Moslem durchs Leben. Mit sieben Jahren kam Babacar an seinen ersten Ball – der war klein, aus Plastik und in jedem Krämerladen der zweitgrößten senegalesischen Stadt Thies für umgerechnet 20 Cent zu haben. Babacar konnte sich viele Bälle leisten – die große Familie (sieben Kinder) hatte ein gut verdienendes Oberhaupt: Papa Daouda (inzwischen 82) war Doktor und Chef einer Tierklinik. Nach der Schule trug N’Diaye seinen Lieblingsball zum Bolzplatz, auf dem die 25 Stadtteile ihren Meister im Straßenfußball ermittelten. Babacar, damals Verteidiger, mauerte sich mit seinem Bezirk Diakhao unter die Top Fünf. Nebeibei lernte er Basketball – und er lernte gut, sein Talent reichte fürs U-18-Nationalteam. Aber „dann habe ich über die Zukunft nachgedacht. Wer das Geld verdienen soll, wenn mein Vater in Rente geht.“ So fiel die Entscheidung zu Gunsten des Fußballs – nach Kurzbesuch in Deutschland ging es für den U-21-Nationalspieler von der ersten senegalesischen in die vierte deutsche Liga. Vorm Wechsel wurde N’Diaye von U.S. Rail Thies für ein Jahr gesperrt („das ist bei uns zu Hause so üblich“) – das verschaffte Babacar den ersten Ausflug in die Alltagswelt. „Ich habe in einem Betrieb, der Batterien für Taschenlampen herstellt, am Band gearbeitet“, so der Kicker. „Drei Wochen habe ich es ausgehalten – war zu anstrengend. Seitdem habe ich Respekt vor Leuten, die acht Stunden am Tag schuften müssen.“ Bei 96 wars am Anfang auch eine arge Plackerei. „In Wuppertal haben wir nur am Nachmittag trainert – aber ganz locker. In Hannover war alles anders und viel schwieriger.“ Aber N’Diaye hat sich durchgebissen. Die Amateure in die Oberliga geschossen, sich dort mit 18 Treffern attraktiv für Ralf Rangnick gemacht. „Der Trainer hat mir Selbstvertrauen zurückgegeben und an mich geglaubt.“ Der Profi glaubt jetzt, das „ich mir einen Platz in der Stammelf zutrauen kann“. Mit dem würde wohl auch sein Traum wahr: A-Nationalspieler für Senegal. „Gott hat noch viel mit mir vor“, weiß Babacar N’Diaye. Er will aber auch „wirklich hart dafür arbeiten“. |
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(Quelle: Neue Presse. 30. Juli 2002)