Hannover 96 | Saison 2002/03, 27.Spieltag |
Hannover 96 - FC Bayern München 2:2 (2:0) |
Hannover 96: Tremmel - Cherundolo, Konstantinidis, Vinicius, van Hintum - Popescu, Lala, Krupnikovic - Stajner, Bobic, Idrissou / Trainer: Rangnick
Bayern München: Kahn - Sagnol, Kuffour, Linke, Lizarazu - N. Kovac, Hargreaves - Schweinsteiger, Zé Roberto - Elber, Pizarro / Trainer: Hitzfeld
Eingewechselt: 68. Schuler für van Hintum, 77. de Guzman für Krupnikovic, 87. Stendel für Stajner - 46. Feulner für Schweinsteiger, 61. Tarnat für Lizarazu, 68. Trochowski für N. Kovac
Tore: 1:0 Stajner (36., Rechtsschuss, Vorarbeit Krupnikovic), 2:0 Vinicius (45., direkter Freistoß, Rechtsschuss), 2:1 Sagnol (77., Kopfball, Hargreaves), 2:2 Pizarro (86., Rechtsschuss, Feulner) - Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen) - Zuschauer: 31 878 (ausverkauft) - Gelbe Karten: Popescu - Zé Roberto, Sagnol, Tarnat
Hannovers Trainer Ralf Rangnick brachte nach dem 2:1-Sieg bei Werder Bremen Stajner für Stendel auf der rechten Offensivposition. Beim FC Bayern kam es im Vergleich zum jüngsten 1:0 gegen Hansa Rostock ebenfalls zu einer Änderung in der Startelf: Kuffour verteidigte an Stelle von Robert Kovac.
Die Bayern agierten zunächst verhalten, waren erstmal auf Sicherheit in der Defensive bedacht. 96 hatte mehr Ballbesitz, konnte sich vorne aber noch nicht durchsetzen. Waren die Münchner in Ballbesitz, griffen die Niedersachsen früh an, standen eng am Mann und unterbanden so ein konstruktives Aufbauspiel des FCB. Die erste hochkarätige Chance des Spiels hatten die Hannoveraner in der 13. Minute: Schneller Konter von 96 über Stajner und Cherundolo, der flankt über Kuffour hinweg in die Mitte. Dort läuft Bobic völlig frei in die Flugbahn des Balles, köpft das Spielgerät aber aus sieben Metern genau auf Kahn, der retten kann. Doch auch dieses Highlight konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich beide Teams sehr schwer taten, Linie ins Spiel zu bringen. Hannover zeigte mehr Biss, die Bayern-Defensive stand aber sicher. Ihrerseits agierten die Münchner nach vorne zu gemächlich, den Aktionen fehlte das Tempo und die Entschlossenheit. Das Spiel war nicht arm an Höhepunkten - es gab keine. Gar keine. Beide Defensivreihen standen sehr sicher und verhinderten das Eindringen in den Strafraum. Schüsse aus der Distanz wurden nicht einmal versucht. So war es nicht verwunderlich, dass Hannovers Führungstreffer auf eine Standardsituation folgte: Krupnikovic zirkelte einen Freistoß aus 22 Metern halbrechter Position mit viel Gefühl an den rechten Innenpfosten. Von dort sprang der Ball Kahn ins Gesicht, Stajner war zur Stelle und staubte aus kurzer Distanz ab (35.).Auch das 2:0 in der 44. Minute entsprang einem Standard und war ebenfalls kurios: Direkter Freistoß für 96 aus gut 35 Metern. Kahn stellt keine Mauer. Vinicius läuft an, schießt direkt mit dem rechten Spann und trifft! Klarer Torwartfehler von Kahn. Die Münchner enttäuschten in Hälfte eins, abgesehen von der Defensive, in nahezu allen Belangen. Die Dynamik Jeremies', die Führungsqualitäten Ballacks sowie die Geniestreiche Scholls wurden arg vermisst. Hannover bot zwar keinen berauschenden Fußball, das Engagement war aber vorbildlich. Verdienter Lohn: Zwei Treffer nach Freistößen.
Die Hannoveraner kamen durch die beiden Treffer mit großem Selbstvertrauen aus der Kabine und suchten ihr Heil weiter in der Offensive. Wer einen Sturmlauf des FC Bayern erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht. Die Angriffsversuche waren stets zu zaghaft und früh durchschaubar, so dass die aufmerksamen Niedersachsen keine große Mühe hatten, diese zu unterbinden. Folgerichtig hatten wieder die Niedersachsen die nächste gute Einschussmöglichkeit: Krupnikovic schickt Idrissou steil, dieser wird auf dem Weg zum Tor im Sprint noch von Sagnol eingeholt und bringt den Ball nicht unter. Im Anschluss an die folgende Ecke kommt Stajner aus neun Metern frei zum Schuss, zielt aber genau auf Kahn (64.). Zwanzig Minuten vor Schluss erhöhten die Bayern die Schlagzahl marginal, spielten trotzdem weiter zu pomadig und ohne Kreativität. Hannover, nun etwas defensiver, bestach mit großer mannschaftlicher Geschlossenheit und Kampfkraft. Jeder rannte für jeden, so wurden gemeinschaftlich etwaige Fehler sofort wieder ausgeglichen. In der 77. Minute kam der deutsche Rekordmeister aber doch zum Anschlusstreffer, benötigte hierbei aber ebenfalls eine Standardsituation: Ecke von links, Sagnol steigt noch vor Pizarro hoch und köpft aus fünf Metern ins lange Eck. Tremmel sah beim Herauslaufen nicht gut aus.
Und die bis dato so enttäuschenden Bayern legten sogar noch einen drauf: Feulner setzt sich rechts durch, geht zum Strafraum und schießt mit links aus 17 Metern. Tremmel klatscht nur ab, und Pizarro hat keine Mühe, aus kurzer Distanz abzustauben (86.). Hannover zeigte über die gesamte Spielzeit die größere mannschaftliche Geschlossenheit, das größere Engagement, die höhere Laufbereitschaft. Doch den insgesamt enttäuschenden Münchnern gelang mit einer Leistungssteigerung in der Schlussphase durch Treffer von Sagnol und Pizarro noch der schmeichelhafte Ausgleich.
(Quelle: kicker sportmagazin, 07.04.03)