Hannover 96 | Saison 2002/03, 9. Spieltag |
Hannover 96 - SV Werder Bremen 4:4 (2:1) |
Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Linke, Zuraw, Stefulj - Lala, Jaime - Krupnikovic - Bobic, Stendel, Idrissou / Trainer: Rangnick
Werder Bremen: Borel - Baumann, Skripnik, Krstajic, Stalteri - Baumann - Ernst - Lisztes - Micoud - Ailton, Charisteas / Trainer: Schaaf
Eingewechselt: 70. de Guzman für Jaime, 70. Stajner für Linke - 85. Borowski für Lisztes, 89. Daun für Ailton
Tore: 1:0 Krupnikovic (6., Linksschuss, Vorarbeit Bobic), 1:1 Verlaat (10., Kopfball, Micoud), 2:1 Idrissou (39., Linksschuss, Stendel), 2:2 Ailton (52., Linksschuss, Lisztes), 2:3 Charisteas (60., Kopfball, Krstajic), 2:4 Micoud (67., Rechtsschuss, Ailton), 3:4 Bobic (81., Kopfball, Krupnikovic), 4:4 Bobic (83., Rechtsschuss, Stajner) - Schiedsrichter: Aust (Köln) - Zuschauer: 45 958 - Gelbe Karten: Lala, Linke, Krupnikovic - Ailton
Bei Hannover 96 konnte Trainer Ralf Rangnick auf den nach einem Muskelfaserriss wieder spielfähigen Fredi Bobic bauen. Stajner musste für ihn auf der Bank Platz nehmen. Zudem spielten im Vergleich zur 0:3-Heimniederlage gegen Meister Borussia Dortmund Zuraw für den Rot-gesperrten Diouf sowie Jaime (wieder fit nach Leistenverletzung) für De Guzman. Bei Werder Bremen veränderte Coach Thomas Schaaf die Anfangself nur auf einer Position. Anders als beim 0:0 gegen Hansa Rostock vor der Länderspielpause spielte Baumann im defensiven Mittelfeld für Borowski.
Das Nordderby begann sehr munter. Beide Teams spielten sofort frech nach vorne und kamen so auch früh zu guten Einschussgelegenheiten. Nachdem Werder bereits in der ersten Minute durch Ailton eine Chance hatte, antwortete Hannover nach knapp fünf Minuten mit zwei Kopfballmöglichkeiten nach Standardsituationen. Nur eine Minute später gelang den 96ern sogar die frühe Führung (6.). Ein etwas kurz geratener Befreiungsschlag von Borel kam über die Stationen Jaime, Bobic und Krupnikovic postwendend wieder zurück Richtung Bremer Tor. Der von Bobic steil geschickte Jugoslawe schob dem jungen Schlussmann den Ball schließlich nach kurzem Zögern durch die Beine ins Netz. Die Freude des Hannoveraner Publikums über den Treffer währte aber nicht lang. Nur wenige Minuten später gelang es der 96er Abwehr ebenso wenig, Micoud an einer Flanke von der linken Seite zu hindern, wie in der Mitte Verlaat vom Kopfball abzuhalten, so dass der Niederländer mühelos vollendete (10.).
Danach verlor die Partie etwas an Tempo im Vergleich zur turbulenten Anfangsphase. Zwar wirkten die Niedersachsen etwas aktiver, konnten sich aber gegen die tief stehende Deckung der Hansestädter zunächst nicht entscheidend durchsetzen. Dies änderte sich in der 39. Minute. Erneut leitete Bobic mit einem Steilpass auf Stendel den Treffer ein, der versuchte selbst abzuschließen. Den Rechtsschuss konnte Borel zwar noch abfälschen, da aber seine Verteidiger Idrissou nicht am Abstauber hinderten, war die Mühe des Bremer Keepers umsonst. Somit ging Hannover 96 mit einer nicht unverdienten Führung in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel bot sich plötzlich ein vollkommen anderes Bild. Nach dem noch etwas glücklichen Ausgleich von Ailton (52.) verloren die Niedersachsen völlig den Faden und wirkten vor allem im Abwehrverbund desorientiert. Gegen die schnellen und technisch versierten Bremer Angriffspieler sahen die von Ralf Rangnick aufgebotenen Defensivkräfte ein ums andere Mal schwach aus. Die logische Folge waren die Treffer von Charisteas (60.) und Micoud (67.). Nicht einmal die eigenen Fans schienen den Hannoveranern danach noch etwas zuzutrauen, doch die Mannschaft zeigte nach den Einwechslungen von De Guzman und Stajner, die für Jaime und Linke kamen, noch einmal Moral. Gegen einen SV Werder, der das Spiel schon abgehakt zu haben schien, konnte vor allem Stajner über die linke Seite vermehrt Druck erzeugen. Nach dem Anschlusstreffer von Bobic, der eine Ecke problemlos gegen die sich im kollektiven Tiefschlaf befindende Bremer Abwehr einnicken konnte (81.), war es dann auch der Tscheche, der mit einer Hereingabe Bobic zum Doppelschlag und seinem Team zum unerwarteten Ausgleich verhalf (83.). In den letzten Minuten waren die 96er dem Siegtreffer näher als die Hansestädter, aber es blieb am Ende beim Remis.
Der Berechtigung des alten Sprichworts „Totgesagte leben länger“ machte Hannover 96 in einem kuriosen Spiel alle Ehre. Nach einer sehr ordentlichen ersten Hälfte mit verdienter Führung, durch drei Werder-Treffer binnen gut 15 Minuten dann schon am Boden liegend, rappelten sich Bobic&Co. wieder auf und erkämpften sich noch einen am Ende hoch verdienten Punkt. Werder Bremen muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nach dem 4:2 die Partie zu früh abgehakt zu haben.
(Quelle: kicker sportmagazin, 21.10.02)