Hannover 96 | Saison 2001/02, 34.Spieltag |
SpVgg Greuther Fürth - Hannover 96 1:5 (1:2) |
Greuther Fürth: Reichold - Surmann, Boy, Mamic, Batista - Amanatidis, Azzouzi, Reichel, Türr - Kioyo, Hasenhüttl / Trainer: Hach
Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Linke, Diouf, van Hintum - Lala, Stefulj - Krupnikovic - Stendel, Casey, N'Diaye / Trainer: Rangnick
Eingewechselt: 54. Hillebrand für Batista, 62. Dekanosidse für Türr, 68. Reisinger für Hasenhüttl - 34. Simak für Casey, 66. Kaufman für Stendel, 78. Rose für van Hintum
Tore: 1:0 Hasenhüttl (6.), 1:1, 1:2 Stefulj (35., 36.), 1:3 Krupnikovic (50.), 1:4, 1:5 Simak (77., 79.) - Schiedsrichter: Koop (Lüttenmark) - Zuschauer: 9 130 - Gelbe Karten: Batista, Azzouzi - Linke
So landet 96 seinen letzten Zweitliga-Sieg
Nur 20 Minuten Probleme in Fürth. Aber Casey schwer
verletzt.
Rekord-Meister 96 feierte einen furiosen Abschied aus der zweiten Liga – und vermasselte Fürth beim 5:1 das Saisonfinale.
Als die 96-Profis wenige Minuten vor 20 Uhr mit Hapag-Lloyd-Flug 7024 in Nürnberg abhoben, ließen sie auch die irdischen Beschwerlichkeiten der zweiten Liga hinter sich. Allzu mühsam freilich war der Schlussakt in Fürth nicht gewesen, wenn man mal von den ersten 20 Minuten absieht. Das Rollfeld des Spielballes war weitgehend auf die 96-Hälfte beschränkt. Fürth, dessen Präsident noch auf „ein kleines Fußball-Wunder“ und den Aufstieg hoffte, machte enorm Druck. Die 96-Abwehr geriet in heftige Turbulenzen, Steven Cherundolo rettete zweimal in höchster Not. Beim dritten Mal hatte der Ball nach einem Kopfstoß von Ralph Hasenhüttl die Torlinie schon überschritten (6. Minute). Erst in der 24. Minute kam 96 mit Altin Lala nach feinem Zusammenspiel mit Krupnikovic gefährlich vor das Fürther Tor. Der rechte Schwung und die Wende kam jedoch erst zehn Minuten später mit Jan Simak ins 96-Spiel. Er ersetzte Conor Casey, der sich am rechten Knie verletzt hatte. Trainer Ralf Rangnick fürchtet Schlimmes: Es könne sich um einen Meniskusschaden, einen Innenband- oder sogar um einen Kreuzbandriss handeln. Montag gibts die genaue Diagnose nach einer Kernspintomographie. Casey ahnt schon etwas: „Es hat im Knie geknackt.“ Vater Terry (53) tröstete ihn. Er war zum 96-Zweitliga-Abschied extra aus den USA angereist.
Sonntag war es für 96 gewissermaßen die Reise in eine neue Dimension. Für Punktspiele durch die Republik zu jetten, so etwas gibt es üblicherweise nur bei den privilegierten Erstligisten. 96 also reiste zum Abschied aus der ungeliebten zweiten Liga schon mal erstklassig – in 8000 Metern Höhe über den Wolken waren alle Ängste und Sorgen der wechselhaften Vergangenheit vergessen. 103 Fans, Sponsoren und 96-Mitarbeiter waren am Vormittag schon in Langenhagen gestartet. „Säääächsundneunzick“ hallte es durch Abflugterminal C – mancher Pauschalurlauber, der dort Sonntag nach Gran Canaria oder Mallorca abheben wollte, dürfte sich im falschen Film gewähnt haben.
Pünktlich um 11 Uhr zog Kapitän Eckhardt Jann den Airbus nach oben, 55 Minuten später landete er sanft und sicher in Nürnberg. Nach einer Stadtrundfahrt gings mit dem Bus weiter ins Playmobil-Stadion nach Fürth und nach dem Schlusspfiff zurück zum Flughafen. Abends also startete Käpt’n Jann wieder durch mit den Aufsteigern an Bord. Sie landen, so viel ist schon länger klar, am 10. August in der Bundesliga. Und sollen dort auch schnell flügge werden.
Die Reaktionen:
96-Trainer Ralf Rangnick: es ist toll für die Fans, dass wir uns hier mit einer solchen Leistung verabschiedet haben. Mein großes Mitgefühl gilt Kloppo in Mainz. Es ist brutal, wenn man 30 Spieltage vorne liegt und es dann nicht schafft.
Fürths Trainer Eugen Hach: In der zweiten Halbzeit hat ganz Fußball-Deutschland gesehen, weshalb Hannover oben steht. Die haben aus jeder Chance ein Tor gemacht.
Carsten Linke: Es war ein Superspiel. Wir haben auch in der Höhe verdient gewonnen.
Altin Lala: Wir haben schlecht angefangen, nach 20 Minuten aber schönen Fußball gespielt. Mit Jan ist es noch besser geworden.
Dame Diouf: Nach 20 Minuten haben wir alles richtig gemacht.
Aufsichtsratschef Harrald Wendt: Auch Simak hat endlich wieder Biss gezeigt und sich eingesetzt.
Die Einzelkritik:
Jörg Sievers: Der Einzige, bei dem man sicher sagen kann: nie mehr zweite Liga. Erfüllt sich den Bundesligatraum und würde nach einem Abstieg nicht mehr weitermachen. Hat sich eine Zwei für seine allerletzte Zweitligapartie verdient.
Steven Cherundolo: War wie meist in dieser Saison Chef auf der rechten Seite. Eine der Stützen des 96-Erfolges.
Dame Diouf: Verlor ziemlich viele Kopfballduelle. Stolperte einmal völlig frei einen Ball zum Eckball ins Aus. Diese Aussetzer zogen sich durch fast jedes Spiel, das könnte in der Bundesliga härter bestraft werden als von Greuther Fürth.
Carsten Linke: Spielte eine überraschend gute Serie, war Abwehrchef. Ob er nächste Saison auch noch Stammspieler bleibt?
Danijel Stefulj: Anfangs misslang aber auch alles. Doch dann machte er zwei Tore in zwei Minuten und damit alles richtig.
Altin Lala: Hatte mehr Fehlpässe als gewöhnlich im Angebot. Dennoch eigentlich der Spieler der Saison. Lange Monate spielte er konstant überragend.
Nebojsa Krupnikovic: Traumhaft sein Freistoß-Tor. Ihm gelangen wieder 40-Meter-Pässe aus dem Fußgelenk. So wollen wir Krupnikovic auch in der Bundesliga sehen.
Daniel Stendel: Er hat wohl die meisten Kilometer auf dem Tacho. Immer vorn rein, und wieder hinten zustellen, das kostet Kraft. Er wird froh sein, dass jetzt Schluss ist.
Conor Casey: Hatte nicht viele Bälle berührt, als er sich am Knie verletzte und raus mußte.
Babacar N'Diaye: War nicht schlimm, aber auch nix Dolles.
Jan Simak: Das war der alte Simak. So, wie wir ihn lange nicht gesehen hatten und wie er unverzichtbar ist - zwei Tore, zwei Vorlagen.
Jiri Kaufman: Bereitete das 4:1 super vor. Auch sonst feine Leistung.
Marco Rose: War zum Schluss in Ordnung.
(Quelle: Neue Presse, 06.05.02)