Hannover 96

Saison 2001/02, 32.Spieltag


Arminia Bielefeld - Hannover 96 3:2 (2:2)


Arminia Bielefeld: Hain - Bogusz, Reinhardt, Borges - Diabang, Kauf, Dabrowski, Dammeier, Albayrak - Wichniarek, van der Ven / Trainer: Möhlmann

Hannover 96: Sievers - Cherundolo, Diouf, Zuraw, Stefulj - Lala, Krupnikovic, Linke - Stendel, Mikolajczak, Casey / Trainer: Rangnick

Eingewechselt: 78. Klitzpera für Diabang, 82. Porcello für van der Ven, 90. Adjei für Wichniarek - 74. Morinas für Mikolajczak, 79. Kaufman für Linke

Tore: 1:0 Diabang (11.), 1:1 Diouf (15.), 1:2 Casey (20.), 2:2 Wichniarek (25.), 3:2 Dabrowski (68.) - Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen) - Zuschauer: 20 345 - Gelbe Karten: Albayrak, Borges, Kauf, Wichniarek - Mikolajczak, Lala


96 macht Musik im Hit, aber der Rhythmus stimmt nicht
Abwehr schläft wieder. Jetzt kommt Bielefeld eben mit in die erste Liga

96 im Frühling auf der Alm – da war doch mal was. Richtig, vor einem Jahr weideten sich die heimischen Fans an einem Bielefelder 5:2. Einen Tag später feuerte 96 seinen damaligen Trainer Horst Ehrmantraut. Sein Nachfolger und Aufstiegsmacher Ralf Rangnick hätte gestern auch 2:15 verlieren können, ohne um seinen Job zittern zu müssen.

Die 96-Profis hatten sich nach zwei mäßigen Partien (1:1 in Saarbrücken, 1:2 gegen Frankfurt) aber ganz feste vorgenommen, mal wieder zu glänzen. Sie legten auch gleich schwungvoll los – Christian Mikolajczak hatte die erste Chance, scheiterte aber aus 18 Metern und spitzem Winkel (achte Minute). Weil seine Schäfchen noch etwas unsortiert über den Rasen trotteten, tobte Bielefelds Trainer Benno Möhlmann schon. Er beruhigte sich aber schnell, weil Bielefeld plötzlich vorne lag. Dirk van der Ven war Dariusz Zuraw und Dame Diouf mit dem Ball davongelaufen und hatte präzise in die Mitte geflankt – der miserabel von Danijel Stefulj bewachte Momo Diabang vollstreckte zum 1:0 (11.). Ach, die 96-Abwehr. Sie hatte Rangnick schon gegen Frankfurt Sorgen gemacht, nun agierte sie wieder schlecht geordnet und schlafmützig. Gut, dass auch die Bielefelder Fehler machten. So bediente der wiederholt recht uncharmant zutretende Marcio Borges mit einem Kopfball freundlicherweise Dame Diouf, der zum Ausgleich traf (15.). Bielefeld, das brachte das enge Tabellenbild an der Zweitligaspitze mit sich, musste punkten im Aufstiegskampf. 96 dagegen konnte als Meister locker aufspielen. Diese Konstellation war wie gemacht für ein Fußballfest. Und so verkürzte sich der Torrhythmus noch. Nach zwei Toren in den ersten 15 Minuten fielen die nächsten zwei innerhalb von zehn. Conor Casey legte vor und köpfelte nach punktgenauem Freistoß von Krupnikovic ein zum 1:2 (20.). Artur Wichniarek glich erneut aus (25.), nachdem er mit einem flotten Dribbling Stefulj und Linke übertölpelt hatte.

2:2 zur Halbzeit, die Hochrechnungen liefen wieder hin auf ein 4:4 wie Ende vorigen Jahres im Niedersachsen-Stadion. Wieder ging auch Bielefeld 3:2 in Führung: Dabrowski veränderte die Flugbahn eines Dammeier-Freistoßes trefflich mit dem Kopf (68.). 96 aber wehrte sich tapfer – eines Meisters würdig. „Champions”, diese Forderung war rot auf weiß auch auf einem Transparent der 96-Fans zu lesen, „kämpfen bis zum Ende”. Trainer Rangnick setzte mit den Angreifern Igoris Morinas und Jiri Kaufman noch einmal ganz auf Offensive. Vergeblich. Stendel vergab die letzte Chance. Nun nimmt 96 Bielefeld eben mit in die erste Liga.

Die Reaktionen: 

96-Trainer Ralf Rangnick: Wir sind natürlich enttäuscht. Wir haben es in der ersten Halbzeit versäumt, dass Spiel für uns zu entscheiden – Daniel Stendel hatte in der ersten Hälfte ja die riesige Chance zum 3:1. Bei der Entstehung zum 3:2 ist kein Foul vorausgegangen, das war kein Freistoß. Es ist schade, wenn ein Spiel und letztlich der Aufstieg dadurch entschieden wird. Nicht für uns, sondern für die anderen Vereine.

Arminia-Trainer Benno Möhlmann: Das ist schon sensationell, wie viele Punkte man in dieser Saison braucht, um aufzusteigen. Aber wir haben jetzt das, die wir wollten: Wir gehen auf einem Aufstiegsplatz in die letzten Partien. Den Aufstieg können wir dann am letzten Spieltag auf eigenem Platz klar machen.

Dirk van der Ven, Bielefelder Spieler: Die letzten fünf Minuten waren nur sehr schwer zu ertragen. Es konnte ja keine Rede davon sein, dass 96 sich frühzeitig aufgegeben hätte. Man hat gesehen, dass die Hannoveraner eine überragende Mannschaft sind.

Die Einzelkritik:

Jörg Sievers: Wie ruhig er ist, konnte man im Vergleich zum zappeligen Bielefelder Gegenüber Hain sehen. Machtlos bei den Gegentoren.

Steven Cherundolo: Meist hinten gebunden, schnürte sich nur selten frei, dennoch bester Abwehrspieler.

Dariusz Zuraw: Zu behäbig vor dem 0:1, als van der Ven zwischen Zuraw und dem Kollegen Diouf entwischte.

Dame Diouf: Beim 0:1 den Arminen sehr hilfreich, machte er wenig später alles wieder gut. Schöner Volleyschuss zum 1:1. Aber auch danach hinten mit Wacklern. 

Danijel Stefulj: Mit vielen Problemen gegen Diabang. Beim 2:2 ließ er sich – wie auch Linke – von Wichniarek austanzen. Ist auf der linken Seite nun mal nur eine Notlösung.

Carsten Linke: Beim zweiten Tor – siehe oben. In neuer Rolle im defensiven Mittelfeld tauchte er zweimal frei vor dem Bielefelder Tor auf, vergab die Chancen.

Altin Lala: Spielte eine grandiose Saison. Montag nicht so überragend im Zentrum, aber ebenso giftig wie sein Bielefelder Gegenüber Kauf.

Nebojsa Krupnikovic: Nach zwei lustlosen Auftritten wieder mit mehr Einsatz. Schlug schöne Pässe und setzte einen Freistoß an die Latte.

Daniel Stendel: Er hätte das zwischenzeitliche 3:1 erzielen können, vermutlich sogar müssen. Stendel lief frei auf Torwart Hain zu und brachte den Ball nicht vorbei.

Conor Casey: Kämpfte wie ein Grizzly um einen Vertrag bei 96. Bärenstark als Anspielstation im Sturm, krallte sich die Bälle. Scheute keinen Zweikampf, machte das 2:1.

Christian Mikolajczak: Warum hat er eigentlich nicht öfter vorne links gespielt – statt Keita? Kam aber über gute Ansätze dennoch nicht hinaus: ein schöner Schuss, eine gute Direktablage für Linke.

Igoris Morinas: Bewegte nix mehr.

Jiri Kaufman: Er auch nicht. 

(Quelle: Neue Presse, 23.04.02)


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