Hannover 96

Saison 2001/02, 31.Spieltag


Hannover 96 - Eintracht Frankfurt 1:2 (1:2)


Hannover 96: Wehlmann - Cherundolo, Linke, Diouf, Stefulj - Lala, Krupnikovic, N'Diaye - Stendel, Casey, Simak / Trainer: Rangnick

Eintracht Frankfurt: Nikolov - Wimmer, Rada, Sim - Preuß, Jones, Schur, Skela, Gebhardt - Ciric, Kryszalowicz / Trainer: Kraaz

Eingewechselt: 62. Keita für Krupnikovic, 68. Kaufman für Casey - 72. Wenczel für Gebhardt, 80. Yang für Kryszalowicz, 83. Nemeth für Skela

Tore: 1:0 N'Diaye (10.), 1:1 Ciric (15.), 1:2 Schur (32.) - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) - Zuschauer: 25 357 - Gelbe Karten: Simak - Jones, Schur


Verschnarcht - ist diese Abwehr wirklich reif für die erste Liga?
Die schöne Heimserie geht nach einem Jahr zu Ende. Die Luft ist raus.

Die schöne Heimserie hielt ein Jahr – beinahe jedenfalls. Am 15. April 2001 hatte 96 zuletzt im Niedersachsen-Stadion (2:4 gegen Mainz) verloren. Erst am 14. April 2002, Sonnabend also, folgte wieder eine Pleite in Hannovers umbaubedürftiger Arena. Trainer Ralf Rangnick war danach „verärgert, weil wir nicht hätten verlieren müssen”. Der Mehrzahl der 25 357 Zuschauer ging es nicht anders, wie während und nach der Partie zu hören war. 96 hatte allein in der ersten Viertelstunde pfiffig agiert, „wir haben viel Druck entwickelt und variabel gespielt”, analysierte Rangnick. So fiel früh das 1:0. Jan Simak bediente nach feinem Trick an der Grundlinie Babacar N‘Diaye. Dessen Schuss trudelte abgefälscht ins Tor (10.). Die anfänglich lebhafte 96-Offensive lahmte fortan. Rangnick sah, wie seine Elf „die Reanimation einleitete” für Frankfurt. „Wir haben schlafmützig gespielt in allen Mannschaftsteilen.”  Vor allem die Verteidiger schienen zu schnarchen. Steven Cherundolo etwa ließ sich vom flotten Linksaußen Marco Gebhardt übertölpeln und brachte ihn im Strafraum zu Foul. „Als es keinen Elfmeter gab, haben meine Spieler wohl gedacht: Lassen wir sie eben den zweiten Ball verwerten”, erklärte sich Rangnick später den kollektiven Aussetzer. Kryszalowicz spielte  quer auf Ciric, der zum Ausgleich traf (15.). Beim 1:2 freilich war auch Pech im Spiel. Nach einem Eckstoß sprang der Ball Conor Casey gegen das Bein – und von dort vor die Füße von Alexander Schur, der Frankfurt mit einem Flachschuss 2:1 nach vorn brachte.

„Danach haben wir es nicht mehr geschafft, das Spiel noch zu drehen”, meinte Daniel Stendel. „Irgendwann”, erklärte er, „ist die Spannung im Kopf leider weg.” Der Aufstieg ist geschafft – wofür sollen sich Hannovers Profis nun noch quälen? Für einen Stammplatz in der neuen 96-Elf vielleicht, Rangnick wertete die Pleite als „guten Fingerzeig für die Bundesliga”. Aus der Abwehr empfahl sich Sonnabend niemand – kann 96 mit dieser Hintermannschaft wirklich in der ersten Liga bestehen? Rangnick plant keine Transfers mehr im Abwehrbereich, denn „wir sind auf allen Positionen doppelt besetzt”. Mit Dariusz Zuraw fehlte Sonnabend aber einer der stärksten 96-Verteidiger, auch Marc van Hintum war nicht am Ball. Gut, dass mit Kai Oswald ein erstklassiger Zugang schon feststeht. Ob das aber reicht?

Die Einzelkritik:

Carsten Wehlmann: Es lief unglücklich für den Testtorwart. Fast jeder Schuß auf sein Tor war ein Treffer, obwohl er schuldlos war an den Gegentoren. Wirkte nervös.

Steven Cherundolo: Ausgebottet vom USA-Länderspiel am Mittwoch in Irland. Erlitt gegen Gebhardt Schiffbruch.

Carsten Linke: Bester Abwehrspieler, schaltete sich auch mal vorn ein.

Dame Diouf: Unkonzentriert und unsicher. Verdaddelte zweimal leichtsinnig den Ball im eigenen Strafraum.

Danijel Stefulj: Nicht so ausgeschlafen wie sonst. Hatte in der Nacht vorm Spiel den Bruder vom Flughafen abgeholt.

Altin Lala: Auffällig nur im Bemühen, doch noch was anzukurbeln bei 96.

Nebojsa Krupnikovic: Er ließ es gemächlich angehen.

Babacar N'Diaye: Er machte wieder ein Tor. Aber auf der Spielmacher-Position genauso schlecht aufgehoben wie ein Fisch am Ufer.

Jan Simak: Sehr bemüht und mit sehr vielen Fehlschüssen.

Conor Casey: Kein Spiel für seine Bewerbungsmappe.

Daniel Stendel: Dem Dauerläufer geht zum Ende der Saison die Luft aus.

Salif Keita: Wer ihn als Joker zieht, kann nicht mehr viel auf der Hand haben.

Jiri Kaufman: Zwei Doppelpässe mit Simak sind einfach zu wenig.

(Quelle: Neue Presse, 15.04.02)


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